07:00 BAUPRAXIS

Aufzug statt Auszug: Dos and Don'ts beim nachträglichen Lift-Einbau

Teaserbild-Quelle: KONE

In etwa 95 Prozent aller bestehenden Gebäude kann nachträglich ein Aufzug installiert werden. Welche Möglichkeiten es gibt und auf was zu achten ist, erklärt Elisabeth Adelmund, Sales & Offering Development Manager Aufzugsmodernisierung bei KONE. 

Kone Aufzug Aussen

Quelle: KONE

Bei Aussenaufzügen ist auf die Baustatik, die Abstandsflächen und die Witterungseinflüsse zu achten.

Frau Adelmund, welche Ziele verfolgen Hauseigentümer, die nachträglich einen Aufzug einbauen wollen?

Weil das Bedürfnis steigt, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu leben, gewinnen barrierefreie Mietobjekte an Attraktivität.   Im Alter wird es schwieriger und gefährlicher, Treppen zu steigen. Das gilt aber auch für jüngere Personen mit kleinen Kindern. Ein Aufzug erweitert zudem die Nutzungsmöglichkeiten eines Gebäudes und stellt eine Wertsteigerung dar.

Ist es schwierig, nachträglich einen Aufzug einzubauen?

Grundsätzlich nicht. Nach unserer Erfahrung ist das bei 95 Prozent aller Gebäude möglich. Unerlässlich sind eine behutsame und systematische Planung. Dagegen ist die Umsetzung der Massnahme mit allen beteiligten Gewerken bei einer guten Vorbereitung erstaunlich einfach und kann dank bewährten, modular aufgebauten und individuell konfigurierbaren Anlagen wie zum Beispiel KONE ProSpace Plus in kurzer Zeit erfolgen.

Beginnen wir mit der Planung. Wie sollte man vorgehen?

Wir empfehlen der Eigentümerschaft, zunächst die vier W-Fragen zu beantworten: Wer soll den Aufzug nutzen? Wie wird der Aufzug genutzt? Wann wird der Aufzug genutzt? Wo wird der Aufzug platziert? Damit können die Fachleute dann zielgerichtet arbeiten – wobei die Standortfrage meistens Expertise voraussetzt.

Elisabeth Adelmund

Quelle: KONE

Elisabeth Adelmund, Sales & Offering Development Manager Aufzugsmodernisierung bei KONE.

Die Frage nach dem «Wo» ist vielleicht die schwierigste. Wie sollte man vorgehen?

Grundsätzlich gibt es vier Varianten. Man kann den Aufzug erstens ausserhalb des Gebäudes platzieren. Wenn man ihn innerhalb des Gebäudes einbaut, kann das zweitens im sogenannten Treppenauge geschehen. Das ist der Freiraum zwischen den Treppen. Drittens ist ein Einbau neben dem bestehenden Treppenhaus möglich. Die vierte Variante besteht darin, den Aufzug an der Stelle des bestehenden Treppenhauses einzubauen und dieses ausserhalb des Gebäudes neu zu platzieren. Für welche Variante man sich entscheidet, hängt vom Gebäude, den Bauvorschriften und den eigenen Vorlieben ab.  Mit Kenntnis dieser vier Basisvarianten kann man sich eingangs selbst Gedanken machen und diese dann als Grundlage für das Beratungsgespräch bei der Aufzugsfirma oder dem Architekturbüro nutzen.

Ist ein Aussenaufzug einfacher umzusetzen als eine Lösung innerhalb des Gebäudes?

Wenn die Lösung bewilligungsfähig ist, prinzipiell schon. Allerdings gibt es spezielle Anforderungen an die Baustatik, und es müssen Abstandsflächen und Witterungseinflüsse berücksichtigt werden. Zur Auswahl stehen einerseits Stahlschachtlösungen mit Glas und anderseits kompakte Mauerwerks- und Betonschächte. Auch Holzschächte sind denkbar und werden immer häufiger nachgefragt. Weiter kann die Anbindung eines Aufzugs über bestehende Korridore erfolgen, oder aber direkt an den Wohnungen, sei es z.B. über Balkone oder mit unmittelbarem Zugang. Wenn sich kein Vorraum zwischen Aufzug und Wohnung befindet, sprechen wir von „Penthouse“-Lösungen.

Gibt es Killerkriterien für einen nachträglichen Lift?

Der Denkmalschutz kann ein Bauprojekt einschränken. Weiter muss die Gebäudestatik den Schacht und den Aufzug aufnehmen können.  Mit guter Planung und enger Abstimmung mit den zuständigen Instanzen lassen sich aber häufig Lösungen finden. Dann gibt es wichtige technische Voraussetzungen für den sicheren Betrieb von Aufzügen, beispielsweise die Stromversorgung am richtigen Ort, Trockenheit in der Grube und am Schachtkopf sowie die Gewährleistung von Temperaturen zwischen 5 und 40 Grad Celsius im Aufzugsschacht.

Was ist eine gängige Problematik bei Planung von Aufzügen in Bestandsgebäuden?

Es kommt aus verschiedenen Gründen vor, dass in bestehenden Gebäuden über und unter dem zukünftigen Aufstellort des Aufzugs – man spricht von Schachtkopf und -grube – wenig Platz ist. Vorteilhaft sind Produkte mit kurzem Kopf und sehr kurzer Grube, mit Riemen- statt Seilantrieb und mit einem selbsttragenden Liftschacht, wie beim KONE ProSpace.

Kone Aufzug Treppenauge

Quelle: KONE

Ein nachträglicher Aufzug im sogenannten Treppenauge.

Wie viel Platz muss mindestens vorhanden sein, um einen Aufzug einzubauen?

Die minimale Grundfläche beträgt 1050 mal 800 Millimeter, also weniger als ein Quadratmeter.

Muss bei einer Gebäudeaufstockung zwingend ein Aufzug eingebaut werden?

Das ist fallabhängig. In der Schweiz sind die kantonalen Baugesetze massgebend. Oft entscheiden sich die Eigentümer auch ohne gesetzliche Vorgabe für einen nachträglichen Aufzug, um Lebensqualität und Gebäudewert zu steigern. Wenn schon ein Schacht besteht, kann dieser verlängert oder ersetzt werden.

Der wichtigste Tipp, den Sie Interessenten für einen nachträglichen Lifteinbau auf den Weg geben können?

Man sollte in einem nachträglichen Aufzug nicht nur ein Mittel zum Zweck oder ein notwendiges Übel sehen. Es sollte ein integraler Bestandteil des Gebäudes werden, ein Mehrwert und eine Wertsteigerung, sowohl im finanziellen als auch im ästhetischen Sinn.

Mehr über den nachträglichen Aufzugseinbau erfahren unter: www.kone.ch

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