Weil sich die Konjunktur abkühlt, entschärft sich der Fachkräftemangel
Der Schweizer Arbeitsmarkt spürt die abkühlende Konjunktur. Das zeigen Zahlen des Personaldienstleisters Adecco. Der Fachkräftemangel hat das zweite Jahr in Folge klar abgenommen. Nach wie vor sind Berufe des Bauhaupt- und Baunebengwerbes stark gesucht.
Konkret liegt der von Adecco erstellte Fachkräftemangel-Index rund 22 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Dynamik lässt sich laut der heute Donnerstag veröffentlichten Auswertung damit erklären, dass gegenüber dem Vorjahr einerseits die Anzahl offener Stellen (-8 Prozent) gesunken und andererseits die Anzahl der Stellensuchenden um 17 Prozent gestiegen ist.
In einigen Berufszweigen sei die Lage aber immer noch angespannt, teilt Adecco mit. So habe der hohe Bedarf an gut ausgebildetem Personal im Gesundheitswesen kaum nachgelassen. Konkret sind im 2025 laut Adeocco zwar nur noch 4 der 32 Berufsgruppen vom Fachkräftemangel betroffen. Aber die Spitzenränge des Fachkräftemangel-Rankings bleiben weitgehend unverändert, darunter sind einige Berufe der Baubranche.
Bauführer und Poliere unter den meistegesuchten Fachleuten
Rang eins belegen spezialisierte Gesundheitsberufe, wie Fachärzte, Pflegefachpersonal oder Apotheker, wegen laut Adecco unter anderem wegen der altendern Bevölkerung. An zweiter Stelle folgen Berufe der Baubanche, mit Bauführer, Poliere und Produktionsleiter. Platz drei belegen ingenieurtechnische und vergleichbare Fachkräfte, sie rücken laut Adecco um eine Position nach vorne: Dabei geht es um Maschinenbautechniker, Techniker im Bereich Systemtechnik, Automation und Unternehmensprozesse. Und am Viertmeisten gesucht sind schliesslich Elektriker, Elektroniker, Elektromechaniker oder Kundendiensttechniker - die hohe Nachfrage in diesen Berufen treibt gemäss Adecco wohl grösstenteils die gute Auftragslage der Baubranche.
Derweil weisen laut Adecco drei Gruppen ein stabiles Verhältnis von offenen Stellen und Stellensuchenden auf: Bediener stationärer Anlagen und Maschinen und Montageberufe (z. B. Maschinenführer, Gerätemonteure oder Betriebsmonteure), Fahrzeugführer:innen und Bediener mobiler Anlagen (z. B. Führer von Erdbewegungs- und verwandten Maschinen, Strassenbau und Baumaschinen oder Fahrer schwerer Lastkraftwagen) sowie Bau- und Ausbaufachkräfte (z. B. Zimmerleute, Dachdecker, Boden- und Fliesenleger, Bauspengler und Sanitär- und Heizungsinstallateur). Dazu heisst es in der Medienmitteilung von Adecco: Alle diese Berufsgruppen seien eng mit dem Baugewerbe verbunden sind, das laut Branchenberichten zunehmend unter Fachkräftemangel leidet
Derweil herrscht in den meisten der übrigen Berufsgruppen ein Überangepot an Profis, wie der Fachkräfteindex zeigt. So etwa bei Büro-, Verwaltungs- und kaufmännischen Fachkräften sowie bei ICT- und Informatikberufen. "Beide Gruppen gelten laut aktuellen Studien als besonders stark gegenüber KI exponiert", schreibt Adecco.
In der Deutschschweiz weniger Fachkräftemangel als in der lateinischen Schweiz
Zwischen einzelnen Regionen zeigen sich allerdings Unterschiede: So nahm der Fachkräftemangel 2025 in der Deutschschweiz (-23 %) und in der lateinischen Schweiz (-17 %) das zweite Jahr in Folge ab und liegt damit leicht unter dem Niveau von 2019. In der Deutschschweiz bleibt er vor allem in Gesundheits-, Bau- und technischen Berufen spürbar, während die Nachfrage Büro-, ICT- und Finanzberufen dämpfen.
In der lateinischen Schweiz zeigt sich der Arbeitsmarkt weitgehend entspannt. Lediglich Gesundheitsberufe weisen weiterhin einen klaren Mangel auf, wobei auch handwerkliche und Betreuungsberufe einen deutlichen Anstieg der Anzahl offener Stellen pro stellungsuchende Person verzeichnen. (sda awp/mgt/mai)