16:48 BAUBRANCHE

Stadt Basel erhält Schulthess Gartenpreis für den Kannenfeldpark

Geschrieben von: Silva Maier (mai)
Teaserbild-Quelle: Noah Santer, Schweizer Heimatschutz

Der Kannenfeldpark in Basel war einst ein Friedhof, der in den 50er-Jahren zum Freibad hätte werden sollen. Heute ist er eine der beliebtesten grünen Oasen Basels. Mit ein Grund dafür: Die Stadt entwickelt ihn stetig weiter. Für dieses Engagement wird sie vom Schweizer Heimatschutz mit dem Schulthess Gartenpreis geehrt.

Allse im Kannenfeldpark in Basel

Quelle: Noah Santer, Schweizer Heimatschutz

Der Kannenfeldpark erstreckt sich über 8,5 Hektaren. In ihm gedeiht ein vielfältiger Baumbestand von Ahorn bis Zürgelbaum.

Mit der Industrialisierung verzeichnete die Stadt Basel ein rasantes Bevölkerungswachstum. Waren hier um 1800 noch knapp 14'700 Menschen zu Hause, waren es um 1860 bereits rund 37'900. Um 1900 war die Zahl auf rund 107'000 angestiegen. Im Zuge dieser Entwicklung wurde auch die Hygiene immer mehr Thema, weswegen man die Friedhöfe vor die Tore der Stadt verlegte. 1866 fasste der Stadtrat einen ambitionierten Entschluss: Die vielen kleinen Gottesäcker sollten zu zwei grossen letzten Ruhestätten zusammengefasst werden. Eine auf dem Wolf im Osten und eine andere auf dem Kannenfeld im Westen der Stadt. Mit der Planung der letzteren beauftragte man Basels Bauinspektor Amadeus Merian.

Die grüne Oase von Stadtgärtner Richard Arioli

Dem an der Bauakademie München ausgebildeten Architekten schwebte eine vom Münchner Nord- und Südfriedhof inspirierte Anlage vor. Er sah eine parkartige, umfriedete Landschaft mit einer Kapelle, einer Wandelhalle und einem Leichenhaus vor. Von der Idee wurden schliesslich Alleen, Strauchpflanzungen, das Leichenhaus und die imposanten Eingangsportale verwirklicht. Als die Stadt rund 60 Jahre später am Hörnli einen neuen Zentralfriedhof eröffnete, fanden auf dem Kannenfeld nur noch sehr selten Begräbnisse statt. 1951 wurde die Anlage ganz stillgelegt – und das Baudepartement trug sich mit dem Plan, an dem Ort ein Freibad zu errichten. Ein grosser Teil der Bevölkerung brachte für diesen allerdings wenig Verständnis auf und empfand die Pläne als pietätlos: Der Friedhof sollte ein Park bleiben. Dank einer Initiative und einer Petition zur Rettung der stillen Oase liess die Stadt schliesslich von ihrem Vorhaben ab. Zunächst sollte ein botanischer Garten an der Stelle des Friedhofs angelegt werden – allerdings sollte auch daraus nichts werden, weil sich die Leitung des Botanischen Gartens vom Projekt zurückzog. Dies wiederum legte im übertragenen Sinne den Grundstein für den Kannenfeldpark.


Pergola im Kannenfeldpark in Basel

Quelle: Regula Steinmann, Schweizer Heimatschutz

Im Sommer lockt die Pergola mit einem kühlenden Blätterdach und Schatten.

In der Folge nahm Stadtgärtner Richard Arioli beherzt das Heft in die Hand; Reparaturen wurden vorgenommen und neue Pflanzungen angelegt. Bereits im Mai 1952 öffnete der neue Erholungsraum seine Pforten für die Öffentlichkeit. In den folgenden Jahren entwickelte ihn Arioli nach und nach weiter. Es wurden Orte geschaffen, an denen sich grosse und kleine Besucher vergnügen können, etwa mit Spielgeräten und einem Planschbecken, und eine grüne Freilichtbühne. Daneben richtete Arioli stille Ecken und lauschige Plätze für Ruhesuchende ein, wie einen Lesegarten mit Pergola. Arioli beschrieb die unterschiedlichen Räume des Kannenfeldparks als «ungemein einladend».  Sie ermöglichten «ein fröhliches Neben- und Miteinandersein von Familien und sonstigen Gruppen und Einzelpersonen». 

Der Geist der Moderne und ein steter Entwicklungsprozess

Bei der Gestaltung des Parks ging Arioli mit Zurückhaltung und ganz dem Geist der Moderne verpflichtet zu Werk, zudem erhielt er das ursprüngliche Gefüge der Anlage. All dies dürfte mit ein Grund gewesen sein, weswegen sich der Park eine zeitlose Schönheit bewahrt hat. Derweil verändert sich der Park nach wie vor und stetig. «Bis heute befindet sich der Park in einem Entwicklungsprozess und wird laufend nachgerüstet, angepasst und erweitert», ist dazu auf der Website der Stadt zu lesen.  Seine «behutsame Weiterentwicklung» stehe exemplarisch für den Umgang der Stadt Basel  mit ihren historischen Anlagen und deren Anpassung an die vielschichtigen Bedürfnisse, die eine Grünanlage in einem dichten Stadtquartier heute erfüllen müsse, lobt der Schweizer Heimatschutz in seiner Medienmitteilung zur Auszeichnung für die Arbeit der Stadt am Park mit dem Schulthess Gartenpreis. Laut Heimatschutz nimmt die Fachstelle Gartendenkmalpflege dabei eine wichtige Rolle ein: «Sie entwickelt das  gartenkulturelle Erbe weiter, ohne aktuelle Fragestellungen rund um die Klimaanpassung und die Biodiversitätsförderung aus den Augen zu verlieren.» 

Denn nach Ariolis Pensionierung hatte es zwar im Laufe der Jahre verschiedene Einbauten gegeben, während sich alte und neue Pflanzungen auf den Rasenflächen zunehmend ausbreiteten. Jedoch existierte weder ein Pflege- noch Entwicklungskonzept für die Anlage. Deshalb entwickelte man 2005 das «Leitbild Kannenfeldpark», 2021 wurde im Auftrag der Fachstelle für Gartendenkmalpflege schliesslich erarbeitet.

Beständig ist neben dem Wandel beim Kannfeldpark auch die Tatsache, dass er noch immer eine der beliebtesten Grünanlagen der Stadt ist. Mit seiner Idee, dass Grünflächen nicht nur für das Auge gestaltet werden, sondern in erster Linie auch dem Gebrauch dienen sollen, hat Arioli den Samen dafür gepflanzt.  (mai)

Weiterführende Links und Informationen zum Thema:
Beim Kanton Basel-Stadt kann man einen Führer zum Baumbestand des Kannenfeldparks herunterladen:
www.bs.ch/publikationen

Der Heimatschutz hat eine Begleitpublikation zum Kannenfeldpark herausgegeben. Die 54seitige Brochüre in Deutsch und Franzöisch liefert Hintergrundinformationen zum Park. Sie kann unter www.heimatschutz.ch/shop bestellt werden. Preis: 10 Franken (Für Mitglieder 5 Franken)

Stimmungsbild mit Friedhofsmonument im Kannenfeldpark, Basel.

Quelle: Noah Santer, Schweizer Heimatschutz

Je nachdem erzählen kleine Monumente von der einstigen Funktion der Anlage als Friedhof.

Freilichtbühne im Kannenfeld in Basel.

Quelle: Noah Santer, Schweizer Heimatschutz

Der Park bietet auch begrünte Freilichtbühne.

Wasserbecken im Kannenfeldpark in Basel.

Quelle: Regula Steinmann, Schweizer Heimatschutz

Ein Wasserbecken sorgt an heissen Tagen für Kühlung.

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