Bauregion Wallis: Kanton treibt Modernisierung weiter voran
Der Solarexpress erfuhr zwar keine Beschleunigung, doch stimmte die Bevölkerung bereits dem Bau von grösseren Solarprojekten zu. Aufgrund von Einnahmeausfällen agierte der Kanton ausgabenseitig umsichtig. Die Produktion von Wohnraum verläuft zwar dynamisch, kann im Oberwallis den Bedarf aber noch nicht decken. Und der Wohnungsmangel zeigt sich nun auch in Berggemeinden.
![Bauregion Wallis Visp](https://www.baublatt.ch/storage/images/crop1/155582_1.jpg)
Quelle: Daniel-R-Axe8jnBe5tM – Unsplash
In Visp wird der Lonzakonzern weiterhin Personal einstellen, allerdings nicht mehr in dem Ausmass wie in den letzten Jahren. Aufgrund der regen Bautätigkeit könnte sich daher die Lage auf dem Miet-wohnungsmarkt entschärfen.
Mit dem Ausbau des Standorts Visp hat der Life-Science-Konzern Lonza weltweit bereits Tausende von Fachkräften rekrutiert. Und bis 2026 will das Unternehmen weitere Stellen besetzen. Mit der Anstellung bietet das Regions- und Wirtschaftszentrum Oberwallis Zuzügern Unterstützung bei Behördengängen und Wohnungssuche sowie der Integration der neuen Mitbürger. Für die Willkommenskultur wurde die Organisation von der Schweizerischen Vereinigung für Standortmanagement Ende letzten Jahres ausgezeichnet. Tatsächlich gestaltet sich die Wohnungssuche mittlerweile im gesamten Oberwallis nicht nur für die Zuzüger schwierig. In Visp betrug letztes Jahr die Leerwohnungsquote 0,19 Prozent (per 1. Juni), und in Brig-Glis lag sie bei 0,12 Prozent. Das sind auch im Vergleich zur Stadt Bern mit einer Quote von 0,44 Prozent sehr tiefe Werte.
Dabei hält der Bauboom in Visp an. Ende Jahr waren mehrere hundert Wohnungen im Bau. Angesichts der Bevölkerungs-entwicklung muss die Gemeinde Visp mit einem hohen Investitionsvolumen die Infrastruktur erweitern. Dabei könnte Visp bald mit höheren Steuereinnahmen rechnen, denn neben der Lonza haben auch die Arxada und viele kleine und mittelgrosse Unternehmen ihren Sitz in der Gemeinde. Mittlerweile umfasst das Gemeindegebiet eine grössere Fläche, nachdem die benachbarten Gemeinden Eggerberg und Baltschieder einer Fusion mit Visp zugestimmt haben.
Tourismusorte geben Gegensteuer
Knapp ist das Angebot an bezahlbarem Wohnraum für die ortsansässige Bevölkerung oder für das Personal von Hotelbetrieben auch in den Seitentälern oder in den Tourismusorten. Und unter diesen Umständen kann es für Betriebe schwierig sein, geeignetes Personal zu finden. In Zermatt haben neun öffentliche und private Institutionen daher eine interkommunale «Genossenschaft zur Förderung von bezahl-barem Wohnraum im inneren Mattertal» gegründet. Ziel der Gesellschaft ist es, bestehende Wohnungen zu übernehmen, sie nach Bedarf umzubauen und sie als bezahlbare Mietwohnungen auf den Markt zu bringen. Gemeinnütziger Wohnraum müsse jedoch selbsttragend sein, um nachhaltig sein zu können, erklärte Genossenschaftspräsidentin Bianca Ballmann gegenüber dem «Walliser Boten». Und keine Partei dürfe finanzielle Einbussen erleiden. Mit einer Genossenschaft die Situation auf dem Mietwohnungsmarkt entschärfen wollen mehrere wichtige Akteure wie die Aletsch Arena oder die Aletsch Bergbahnen auch in der Gemeinde Riederalp.
Weinbau modernisieren
Eine Modernisierung der Wasserversorgung strebt das Weindorf Salgesch an. Die Gemeinde verfügt über zwei Wasserversorgungsnetze, eines für die Trinkwasserversorgung und eines für Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen. Mit einer Erneuerung des Bewässerungssystems will die Gemeinde den Verbrauch in der Landwirtschaft um rund 40 Prozent senken, insbesondere mit der Rebbewässerung. Neu soll in den Rebbergen ein System mit Tropfbewässerung installiert werden. Ein neues Bewässerungsreglement ist Bedingung dafür, dass auch die öffentliche Hand die Kosten mitträgt. Diese belaufen sich auf insgesamt 15,1 Millionen Franken. Neben Bund und Kanton beteiligen sich auch Parzelleneigentümer an den Baukosten. Der Anteil der Gemeinde Salgesch beträgt 1,87 Millionen Franken. Wenn die Salgescher im Juni dem Projekt zustimmen, könnte es bis 2027 realisiert werden.
Doch der sorgsame Umgang mit Wasser soll auch kantonsweit gefördert werden, indem im Weinbau die sparsame Tröpfchenbewässerung in möglichst vielen Rebbergen zum Einsatz kommt. Denn die Walliser Regierung geht davon aus, dass der Klimawandel auch die Weinproduktion beeinträchtigen wird. Neben dem Wasserverbrauch müssen Betriebe zudem die Produktionsweise oft an die nicht mehr zeitgemässen Strukturen anpassen, obwohl im grössten Weinbaukanton der Schweiz fast die Hälfte des Bruttoertrags der Walliser Landwirtschaft mit dem Rebensaft generiert wird. Als weitere Gründe für die sinkende Rentabilität nennt der Kanton in einer Analyse zudem die mangelnde Zugänglichkeit der Parzellen und die Überalterung des Rebsortenbestands sowie die Zerstückelung der Weinbauflächen.
Die 4600 Hektaren Rebland sind laut eines Berichts des «Walliser Boten» in rund 75000 Parzellen aufgeteilt, wobei die Grösse einer Durchschnittsparzelle 600 Quadratmeter beträgt. Wie andere Branchen hat auch der Weinbau mit Nachwuchsmangel zu kämpfen. Gesamthaft behindern die Bedingungen sowohl die wirtschaftliche als auch die ökologische Entwicklung. Die Regierung will nun Gegensteuer geben. Das Massnahmenpaket zur Modernisierung und Aufwertung des Walliser Weinbaugebiets fand in der Vernehmlassung breite Unterstützung.
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