Unwetter verursachten Schäden für 905 Millionen Franken
Katastrophale Unwetter verursachten in der Schweiz 2024 Schäden von total 905 Millionen Franken. Dies zeigt die alljährliche Auswertung der Unwetterschadensdatenbank der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald Schnee und Landschaft (WSL). Laut WSL ist es «das teuerste Jahr» seit 2005 und das fünfteuerste seit Messebeginn 1972.

Quelle: Tiefbauamt Kanton Bern
In Brienz BE brachte der Milibach aufgrund eines Gewitters einen grossen czu Tal, der den Geschiebesammler oberhalb des Dorfes füllte und für Verwüstungen in Teilen des Dorfes sorgte
Zum Vergleich: Laut der Datenbank beläuft sich die gesamte, teuerungsbereinigte Schadensumme seit 1972 auf über 17 Milliarden Franken. – Am teuersten war das Jahr 2005, wegen des Unwetters vom 21./22. August, damals hatten Hochwasser in der Schweiz Schäden für rund drei Milliarden Franken zur Folge gehabt.
Im 2024 sind beinahe 85 Prozent der Schäden im Juni entstanden, wie aus der Auswertung hervorgeht: Nach Dauerregen und Hochwasser in der Ost- und der Zentralschweiz war es der zweiten Monatshälfte im Wallis zu desaströsen Unwettern mit Hochwasser und Murgängen gekommen, ebenso im Misox und im Maggiatal. Ausgelöst worden waren sie von Dauerregen und Gewitter, laut WSL zum Teil in Kombination mit der Schneeschmelze. – Bei den Katastrophen verloren 13 Menschen dasLeben, drei weitere werden noch immer vermisst.
Anfangs Juli kam es zu weiteren Schäden im Walliser Val de Bagnes, und im August im Berner Oberland in Brienz, wo jeweils mächtige Murgänge grosse Verwüstungen anrichteten. Im letzten Quartal des Jahres blieb das Unwettergeschehen ruhig.
Datenbank als Informationsgrundlage für die Gefahrenbeurteilung

Quelle: WSL
Monatliche Anteile der Schadenskosten für das Jahr 2024 (Gesamtkosten rund 905 Mio. CHF). Die Kreuze bezeichnen die monatlichen Anteile der teuerungsbereinigten Schäden (alle Prozesse) für die Periode 1972 – 2023.
Als Basis für die Abschätzung der Sach-, Infrastruktur-, Wald- und Landwirtschaftsschäden dienen der Unwetterschadensbank hauptsächlich Medienberichte. Öffentliche Institutionen können die Schadensdaten bei der WSL anfragen. Diese dienen laut WSL als breite Informationsgrundlage für die Gefahrenbeurteilung.
Wie die WSL schreibt, werden derzeit zu den Unwetterereignissen im Sommer 2024 kantonale Ereignisanalysen und eine übergeordnete nationale Ereignisanalyse erstellt. Der nationale Bericht zur Meteorologie, Hydrologie und zu den Schäden soll kommenden Frühling publiziert und die übergeordnete Analyse bis Ende 2027 erarbeitet werden, das gilt auch für die Schlüsse für zukünftige Schutz- und Präventionsmassnahmen. (mai/mgt)
Die Unwetter von 2024 im Detail

Quelle: C. Walter
Am 29. Juni 2024 war spätabens der murgangführende Tirftbach in Saas Grund VS über die Ufer getreten, er lagerte riesige Mengen an Gerüll und Schlamm im nördlichen Dorfteil ab.
Misox (GR), 21. Juni: Am 21. Juni bildete sich über dem Misox eine stationäre Gewitterlinie. Die Niederschläge führten im ganzen Tal zu Verwüstungen durch Murgänge und Überschwemmungen. In Lostallo (GR) zerstörte ein Murgang mehrere Häuser der Ortschaft Sorte. Zwei Personen verloren dabei ihr Leben, eine weitere wird bis heute vermisst. Bei Soazza (GR) verschüttete ein Murgang das Flussbett der Moesa und drängte diese auf die rechte Talseite, wo sie die Fahrbahn der Autobahn A13 unterspülte und auf einer Länge von 200 Metern wegriss. Die Nord-Süd-Achse über den San Bernardino musste für zwei Wochen gesperrt werden.
Kanton Wallis, 21. + 29./30. Juni: Intensive, mit Gewittern durchsetzte Niederschläge verursachten am 21. Juni im Wallis im Val d’Hérens, im Val d’Anniviers und im Mattertal grosse Unwetterschäden. Am 29. und auf den 30. Juni führten zwei intensive Gewitterwellen zu Hochwasser und Murgängen an zahlreichen Bächen und Flüssen in den Seitentälern des Wallis. In der Folge führte auch die Rhone Hochwasser. Es kam zu grossen Schäden im ganzen Kanton. In Saas Grund verschüttete ein Murgang das Triftbach-Quartier. Dabei verlor eine Person ihr Leben. Auch im Binntal waren die Schäden massiv, eine Person wird dort seit dem Unwetter vermisst. Bei Sierre und Chippis VS überschwemmte die Rhone mehrere Quartiere meterhoch. Aufgrund grosser Gebäudeschäden verloren etwa 100 Personen ihr Zuhause. Die monetär grössten Schäden im Jahr 2024 entstanden durch die Überflutung der Aluminiumwerke in Sierre. Wegen Reinigungs- und Wiederinstandstellungsarbeiten stand die Produktion mehrere Monate still.
Kanton Tessin, 29./30. Juni: In der gleichen Nacht gingen anhaltende, sehr intensive Gewitter über dem oberen Maggiatal nieder, mit verheerenden Folgen. Betroffen waren hauptsächlich die Gemeinden Cevio und Lavizzara TI. Die Flüsse Bavona, Peccia und Maggia erodierten ihre Flussbetten und Ufer, rissen Strassen und Leitungen mit. Die Wasser- und Stromversorgung sowie die Kommunikation brachen zusammen. Gewaltige Geröllmassen eines Murgangs begruben im Val Bavona Teile der Weiler Fontana und Mondada und forderten fünf Menschenleben. Zwei weitere Personen starben bei Prato-Sornico in den Fluten der Maggia. An einem Fussballturnier in Piano di Peccia (Lavizzara TI) sassen 300 Personen über Nacht fest. Eine Person wird dort seither vermisst. Im oberen Maggiatal wurden über 100 Gebäude und Betriebe beschädigt, etliche davon wurden zerstört. Weiter talwärts in Cevio TI zerstörten die vereinten Wassermassen der Maggia und Bavona die Visletto-Brücke und damit die Zufahrt zu den betroffenen Gebieten.
Kanton Bern, 12. August: Brienz BE wurde am 12. August von einem schweren Murgang aus dem Milibach getroffen, den ein kurzes, intensives Gewitter ausgelöst hatte. Gebäude, Fahrzeuge, Strassen und die Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs wurden stark beschädigt. Auch der Friedhof wurde zerstört. Die Hauptstrasse sowie Bahn- und Schiffsverbindungen waren unterbrochen. (mgt)