09:06 VERSCHIEDENES

Denkmalschutz: Die «Mohren» sollen in Zürich weg

Geschrieben von: Claudia Bertoldi (cb)
Teaserbild-Quelle: Claudia Bertoldi

Fast in jeder Stadt gibt es ein Gebäude mit dem Namen oder dem Abbild eines Menschen dunkler Hautfarbe. Auch auf Stadtwappen ist der sogenannte «Mohr» zu finden. Der Zürcher Stadtrat will nun alle diesbezüglichen Inschriften und Bilder von Hausfassaden im Niederdorf entfernen lassen. 

Mohrenhäuser 1

Quelle: Claudia Bertoldi

«Zum Mohrentanz» heisst seit Jahrhunderten ein Haus in der Niederdorfstrasse. Die Aufschrift soll entfernt werden.

Die Diskussion um den Begriff «Mohr» läuft seit geraumer Zeit, nicht nur in der Schweiz. Mohr ist eine veraltete deutschsprachige Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe. Das bedeutet, dieser Ausdruck wird heutzutage kaum mehr benutzt, kleine Kinder kennen ihn zumeist nicht einmal mehr und nutzen ihn deshalb nicht im aktiven Sprachgebrauch. Doch heute wird darüber gestritten, ob der Begriff «Mohr» als rassistische oder gar diskriminierende Bezeichnung angesehen werden muss. Deshalb wird der Begriff vielerorts aus Strassen- oder Restaurantnamen oder gar Produktbezeichnungen entfernt, die betreffenden symbolischen Darstellungen von den Bauten beseitigt.

Dies soll nun auch in Zürich geschehen, wo die sogenannten «Mohrenhäuser» im Niederdorf den Stein des Anstosses geben. Nach der Meinung vieler Leute haben die historischen Gebäude diskriminierende Bezeichnungen und wirken verletzend auf die Bevölkerung dunkler Hautfarbe. Wie kommt es dazu, und wer entscheidet, ob und wie gehandelt werden soll? Muss nun jede schriftliche Erwähnung dieses Begriffs aus dem öffentlichen Raum verbannt werden? 

Die Stadt Zürich will es durchziehen und alle Spuren im Stadtraum entfernen. «Rassistische Zeitzeichen im öffentlichen Raum» sollen entfernt, aufgearbeitet oder kontextualisiert werden, heisst es in einer Medienmitteilung des Präsidialdepartements. Der Stadtrat folge damit der Empfehlung einer Projektgruppe.

Sind es nicht eher die Darstellungen Plastiken oder Reliefs auf und vor den Fassaden, die ein veraltetes Abbild von Menschen dunkler Hautfarbe geben und Kritik verdienen? Aber sie einfach entfernen? Wie sieht es mit dem Denkmalschutz aus? Wären nicht auch andere Lösungen möglich? Warum überhaupt diese Diskussion?

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Ehemalige Redaktorin Baublatt

Claudia Bertoldi war von April 2015 bis April 2022 als Redaktorin beim Baublatt tätig. Ihre Spezialgebiete waren Architektur- und Technikthemen.

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