Boden des Jahres: Der Archivboden, das Archiv unter unseren Füssen
Zum heutigen Tag des Bodens hat die Bodenkundliche Gesellschaft den Boden des Jahres 2026 erkoren: den Archivboden. Damit will sie auf die unterschätzte Funktion des Grundes als Archiv aufmerksam machen.
Im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende haben Klimaumwälzungen im Boden ihre Spuren hinterlassen, er ist geprägt vom Wandel von Ökosystemen, von vergangenen Kulturen, sich verändernder Landwirtschaft und vom Bau von Siedlungen. Er ist damit mehr als der Grund unter den Füssen, er ist auch ein Archiv der Landschafts- und Kulturentwicklung.
Weil diese Bodenfunktion oft unterschätzt wird, hat die Bodenkundliche Gesellschaft der Schweiz (BGS) den Archivboden zum Boden des Jahres 2026 gekürt: Gerade bei Rettungsgrabungen im Zuge von Bauvorhaben zeige sich die Fülle an wertvollen Spuren früher Kulturen in den sehr vielfältigen Schweizer Böden. Laut der BGS beschädigt die fortschreitende Umgestaltung und Bebauung der Schweizer Landschaften allerdings viele Bodenarchive. Sie erzeuge jedoch auch neue Spuren, die zukünftige Generationen entschlüsseln können.
Die BGS engagiert sich für den sorgsamen Umgang mit Boden in der Schweiz. Mit dem Boden des Jahres will sie Hiermit das Bewusstsein zu dieser «sehr diversen und sensib-len Umweltressource» stärken. (mai/mgt)
Quelle: Tobias Sprafke & Archeodunum Investigations Archéologiques SA
Blick in den Boden bei bei Lausanne - Prés-de-Vidy.
Ein Blick in den Boden bei Lausanne, Prés-de-Vidy (VD), 385 m.ü.M.
Dieser Archivbodens besteht aus 14 Horizonten und gliedert sich in sechs Hauptschichten (I-VI) .
Schicht VI: Ganz unten liegen sandig-kiesige Schmelzwasserablagerungen (VI) des sich zurückziehenden Rhonegletschers.
Schichte V: Die Sedimente wurden am Ufer des jungen Genfersees aufgearbeitet. Nach einem Absinken des Seespiegels und der folgenden Wiederbewaldung bildete sich ein Boden, welcher Funde der Mittelsteinzeit enthält, noch vor der Sesshaftwerdung des Menschen.
Schicht IV: Zwischen der Jungsteinzeit und der Eisenzeit wurde die Gegend gerodet und es lagerten sich mächtige Kolluvien ab. Kolluvium beduetet das Zugeschwemmte und bezeichnet in der Regel eine mehrere Dezimeter tiefe Schicht von angeschwemmten lockeren Sedimenten.
Schicht III: Die Römer nutzten den Ort als Begräbnisstätte respektive als Nekropole; Sie steht im Fokus der gegenwärtigen Grabung. Das zeigen diese schwarzen Nekropolschichten (III).
Schicht II: Darüber findet sich feines Sediment: Der daraus entstandene Boden ist schwach entwickelt und weist Rostflecken auf, die auf Stauwassereinfluss hinweisen.
Schicht I: Das Sediment von Schicht II ist in der Neuzeit mit Boden- und Sedimentmaterial überschüttet worden.
(mgt)