08:15 VERSCHIEDENES

Bergsturz in Blatten: Lötschental setzt auf neue Wanderangebote

Teaserbild-Quelle: Staat Wallis

Der verheerende Bergsturz in Blatten Ende Mai hat den Tourismus im Walliser Lötschental hart getroffen. Kurzfristig versuchen die Tourismusverantwortlichen Reisende mit neuen Wanderangeboten anzulocken.

Lötschental bei Blatten nach Bergsturz

Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Das Lötschental bei Blatten am 30. Mai 2025 nach dem Bergsturz.

«Der bei Wanderinnen und Wanderern beliebteste Höhenweg ist seit jeher von der Lauchernalp auf die Fafleralp und mit dem Postauto wieder zurück», erklärte Mathias Fleischmann, Chef der Lauchernalp Bergbahnen und von Lötschental Marketing, am Dienstag vor den Medien in Wiler. «Populär ist diese Route unter anderem, weil sie bequem in rund zwei Stunden zu schaffen ist.»

Seit dem folgenschweren Bergsturz vom 28. Mai ist der Zugang zur Fafleralp gesperrt. Deshalb suchten die Touristiker nach Alternativen. Auch westlich der Lauchernalp-Bergstation gibt es Wandergebiete. Der Zugang und die Rückkehr ins Tal sind jedoch länger als bei der Fafleralp.

Deshalb fahren seit dem 5. Juli Kleinbusse zur Kummenalp und Faldumalp westlich der Lauchernalp-Bergstation auf rund 2000 Meter und wieder zurück. «Das Angebot richtet sich insbesondere an Berggängerinnen und -gänger, die nicht vier bis fünf Stunden lang wandern wollen», sagte Fleischmann. «Für diese Leute wollten wir ein Angebot schaffen».

«Seit dem letzten Wochenende wurde das Busangebot erweitert. Die Nachfrage ist sehr erfreulich, an einem schönen Tag sind wir praktisch ausgebucht», zeigte sich Fleischmann erfreut.

Bergbahn profitiert

Die Nachfrage ist grundsätzlich zufriedenstellend bis sehr gut. Allerdings seien die Besucherströme anders als gewohnt. «Jeder der ins Lötschental kommt, steigt aus dem Bus aus und kommt mit der Bergbahn auf die Lauchernalp, weil alle offenen Wanderwege von hier aus starten», führte Fleischmann aus.

Laut dem Tourismusdirektor hat die Bergbahn im Juni und Juli eine Zunahme von rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Man müsse diese Zahlen aber auch ein bisschen relativieren, weil die Witterung im Juni 2024 sehr schlecht gewesen sei. Generell könne man auch sagen, dass es mehr Tagesgäste und weniger Aufenthaltsgäste gebe. Tagesgäste würden auch gezielt angesprochen.

Blatten - Schadensschätzung

Quelle: Staat Wallis

Das Dorf Blatten im Lötschental wurde durch eine Schutt- und Eislawine grossteils zerstört.

Zerstörte Infrastruktur wieder aufbauen

Auch die Gastronomie profitiert. Weil mit dem Bergsturz einige Restaurants in Blatten verschwunden sind, berichten die anderen Wirtshausbesitzer von einem Zuwachs der Gästezahlen.

Laut Fleischmann geht es in einem ersten Schritt darum, intakte Infrastrukturen zugänglich zu machen. «Hier sind wir mit den Behörden in Kontakt, um schon bald weitere Öffnungsschritt bei den Wanderwegen machen zu können», so Fleischmann.

Gleichzeitig werde die Schaffung von neuen Beherberbungsmöglickeiten geprüft. Ziel sei es, im Hinblick auf den Winter zusätzliche Kapazitäten zu schaffen. Längerfristig gehe es darum, zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen – vielleicht nicht am selben Ort, aber im selben Umfang.

Einbruch bei Logiernächten

Der Tourismusdirektor rechnet nach dem Bergsturz mit einem Rückgang der Logiernächte im gesamten Lötschental um 50 Prozent in diesem Sommer und um 30 Prozent im kommenden Winter.

«Im Winter werden mehr Logiernächte in Unterkünften in höheren Lagen generiert, die vom Bergsturz nicht betroffen waren», erklärte Fleischmann. Über das Jahr gesehen dürfte sich der Rückgang auf rund 40 Prozent belaufen. Insgesamt verzeichnet das Lötschental rund 22'000 Logiernächte im Jahr.

In Blatten wurden alle drei Hotels von den Schutt- und Wassermassen zerstört. Zudem ist das Hotel Fafleralp geschlossen, weil der Zugang dorthin gesperrt ist. Diese vier Betriebe haben zusammen rund 80 Prozent der Logiernächte im Bereich Hotellerie ausgemacht. «Beim Camping gibt es einen Ausfall von 100 Prozent», so Fleischmann. Die beiden Campingplätze seien zwar intakt, aber nicht zugänglich.

Bei den Gruppenunterkünften befand sich das grösste Lokal in Blatten. «Dort rechnen wir bei 50 bis 60 Prozent Einbussen», sagte Fleischmann. Bei den Ferienwohnungen dürfte der Rückgang bei zirka 20 Prozent liegen. Die meisten Ferienwohnungen im Lötschental befinden sich in Wiler und Kippel. (sda/pb)

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