13:09 VERSCHIEDENES

Aufbauten aus Glas für Fotografen auf Zürichs Dächern

Teaserbild-Quelle: Baugeschichtliches Archiv, Johannes Meiner, Public Domain Mark

Als ab Mitte des 19. Jahrhunderts das Geschäft mit der Fotografie florierte, entstanden auf einigen Häusern der Stadt Zürich kleine Aufbauten, oft aus Glas, in denen Fotografen ihre Ateliers einrichteten. Das Baugeschichtliche Archiv der Stadt Zürich widmet ihnen eine kleine Ausstellung.

Das Fotoatelier der Familie Schucht an der Kasernenstrasse, bei der Sihl.

Quelle: Baugeschichtliches Archiv, Schucht Bruno Eduard, Creative Commons BY-SA 4.0

Das Fotoatelier der Familie Schucht an der Kasernenstrasse, bei der Sihl.

Zürich hatte damals die Nase weit vorn: Kaum hatte Louis Daguerre im Jahr 1839 in Paris der Welt mit der von ihm erfundenen Daguerrotypie das erste kommerziell nutzbare fotografische Verfahren präsentiert, fand in der Limmatstadt zwei Monate drauf bereits die erste Fotoausstellung statt. Es dauerte nicht lange, bis das Geschäft mit den Lichtbildern zu blühen begann. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in Zürich erste Fotografenateliers eröffnet.  Zwichen 1855 und 1915 sollen in der Stadt Zürich mehr als 100 Standorte solcher Studios bekannt gewesen sein, wie auf der Website des Baugeschichtlichen Archivs zu erfahren ist.

Damit Porträts und Gruppenbilder gelangen, bedurfte es allerdings ausreichenden Tageslichts. Aus diesem Grund befanden sich die Ateliers meist in Aufbauten auf Gebäuden und waren oft aus Glas. Mittlerweile sind die allermeisten davon aus dem Stadtbild verschwunden.  Das Baugeschichtliche Archiv der Stadt Zürich widmet ihnen und der Zürcher Fotografiegeschichte im Haus zum Rech eine kleine Ausstellung, die vielfältige Zeugnisse der neuartigen Technik der Fotografie umfasst: Innen- und Aussenaufnahmen und Baupläne der Ateliers aber auch zahlreiche Stadtansichten; ausserdem sind  Aufnahmen der Fotopionierinnen und –pioniere selbst zu sehen. 

Dabei wird das Publikum mit auf eine Zeitreise durch Zürich genommen. Und es lernt  bekannte Studios der damaligen Zeit kennen: Darunter dasjenige der Familie Schucht, gegründet hatten es Emilie Schucht-Planert  und Bruno Eduard Schucht, die beide eine fotografische Ausbildung hatten. Zu sehen sind auch Bilder aus dem Studio Meiner, das neben Gruppenbildern und Porträtaufnahmen auch für den Handel, die Industrie, das Gewerbe und die Werbung tätig gewesen war.  Zudem liess Johannes Meiner sein Atelier auf dem Dach des Metropol-Hauses an der Börsenstrasse 1911 modernisieren - und dokumentierte die Arbeiten gleich noch mit der Kamera.

Rund 180 Jahre Stadtgeschichte digital

Ausgestellt sind auch einige neu erschlossene Teilbestände, wie das Zürcher Hochbaudepartement schreibt: So sei erst kürzlich der Nachlass der Foto-Dynastie der Familie Schucht, die ab 1880 über mehrere Generationen hinweg an der Kasernenstrasse tätig gewesen sei, ins Baugeschichtliche Archiv gelangt.

Die weitaus ausführlichere und umfassendere Zeitreise ist übrigens Online möglich: Das Baugeschichtliche Archiv lädt in der Fotodatenbank der ETH unter https://baz.e-pics.ethz.ch/login/welcome.jspx?es=1 zum Spaziergang durch die letzten rund 180 Jahre der Stadt Zürich ein, aktuell verfügt es über 330’000 Aufnahmen. Das Archiv wächst stetig, es kommen  laufend neue Aufnahmen hinzu. 

Die Bilder lassen sich nach Stichworten durchforsten – oder man klickt sich durch Bildersammlungen. Zum Beispiel zu längst verschwundene Leuchtreklamen, zu Tankstellen, zu den Baustellen der letzten 15 Jahre oder erkundet Kinos als sie auch in Zürich Lichtspielpaläste waren. Und auch zur Ausstellung im Haus zum Rech gibt es eine grosse Kollektion mit rund 550 Aufnahmen. (mai)

 Fotoateliers in Zürich vom 1. März bis 31. Mai 2024; Öffnungszeiten Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 16 Uhr; Haus zum Rech, Neumarkt 4, 8001 Zürich; Weitere Informationen https://www.stadt-zuerich.ch/hbd/de/index/ueber_das_departement/aktuell/ausstellungen.html

Der Eingang zu Johannes Meiners Atelier an der Börsenstrasse 10 um 1918.

Quelle: Baugeschichtliches Archiv, Johannes Meiner, Public Domain Mark

Der Eingang zu Johannes Meiners Atelier an der Börsenstrasse 10 um 1918, im Haus Metropol in der Nähe der Bahnhofstrasse.

Johannes Meiners Atelier vor dem Umbau um 1909.

Quelle: Baugeschichtliches Archiv, Johannes Meiner, Public Domain Mark

Eine abenteuerliche Konstruktion: Johannes Meiners Atelier vor dem Umbau um 1909 - mit Sonnensegel.

Das Atelier von Johannes Meiner vor dem Umbau.

Quelle: Baugeschichtliches Archiv, Johannes Meiner, Public Domain Mark

Das Atelier von Johannes Meiner vor dem Umbau.

Johannes Meiners Atelier während dem Umbau 1911.

Quelle: Baugeschgichtlichs Archiv, Johannes Meiner, Public Domain Mark

Arbeiten über den Dächern von Zürich: Johannes Meiners Atelier während des Umbaus um 1911.

Gruppenbild von Bauarbeitern

Quelle: Baugeschgichtlichs Archiv, Johannes Meiner, Public Domain Mark

Die Arbeiter, die Johannes Meiners Atelier umbauten, posierten für ein Gruppenbild.

Das Atelier von Johannes Meiner nach dem Umbau.

Quelle: Baugeschichtliches Archiv, Johannes Meiner, Public Domain Mark

Das Atelier nach dem Umbau von Innen...

Das modernisierte Atelier von Johannes Meiner um 1911 von aussen.

Quelle: Baugeschichtliches Archiv, Johannes Meiner, Public Domain Mark

... und von Aussen.

Die Ladenfront des Atelier Schucht an der Kasernenstrasse um zirka 1890.

Quelle: Baugeschichtliches Archiv, Schucht Bruno Eduard, Lizenz: Creative Commons BY-SA 4.0

Die Ladenfront des Ateliers Schucht an der Kasernenstrasse um zirka 1890; Bruno Eduard Schucht (1857-1921) im Eingang stehend.

Mannschaft des Fusscballclub Zürich

Quelle: Baugeschichtliches Archiv, Archiv der Familie Schucht

Die Mannschaft des FC Zürich liessen sich um 1910 im Atelier Schucht fotografieren.

Katze auf einem Sessel.

Quelle: Lizenz: Creative Commons BY-SA 4.0, Archiv der Familie Schucht

Die Atelier-Katze der Familie Schucht? Auch Tiere wurden abgelichtet.

Familienporträt aus dem Atelier von Johannes Schucht.

Quelle: Baugeschichtliches Archiv, Creative Commons BY-SA 4.0

Familienporträt aus dem Atelier von Johannes Schucht.

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