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Kolumne zum Donnerstag: Wachstumsstrategien und das Peter-Prinzip

Geschrieben von: Daniel Löhr
Teaserbild-Quelle: libertyslens, Flickr, CC

In der Kolumne zum Donnerstag schreiben Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute ist es Daniel Löhr, Vizepräsident von Swiss Engineering STV und Partner Engineering Management Selection E.M.S. AG.

Schreibmaschine Kolumne Symbolbild

Quelle: libertyslens, Flickr, CC

Schreibmaschine, Schmuckbild.

Aktuell scheint es in der Baubranche Mode zu sein, Wachstumsstrategien zu verfolgen. Wenn man das Peter-Prinzip richtig versteht, weiss man, wie man das Scheitern einer Wachstumsstrategie abwenden kann. Das Ignorieren des Peter-Prinzips führt früher oder später zum Scheitern einer Wachstumsstrategie. Peters These ist, dass jedes Mitglied einer ausreichend komplexen Hierarchie so lange befördert wird, bis es das Mass seiner absoluten Unfähigkeit erreicht hat. Nach einer gewissen Zeit wird jede Position von einem Mitarbeiter besetzt, der unfähig ist, seine Aufgabe zu erfüllen.

Die Verteilung der Stufen der Inkompetenz stellt Peter anhand der Gaussschen Normalverteilung dar. Es stellt sich damit die Frage, wer in einer solchen Hierarchie die Arbeit leistet. Peter ist der Meinung, dass nicht alle zur gleichen Zeit ihre Stufe der Unfähigkeit erreichen. «Die Arbeit wird von den Mitarbeitern erledigt, die ihre Stufe der Inkompetenz noch nicht erreicht haben.» Die Unfähigkeit kann man ebenso erreichen, wenn man zu lange auf einer Position verharrt und nicht merkt, dass die Halbwertszeit der eigenen Kompetenz abgelaufen ist. Stichworte: fehlendes Know-how bei der Digitalisierung, fehlende Kritikfähigkeit gegenüber seinen eigenen Potenzialen.

Dieses Phänomen nennt man den Dunning-Kruger-Effekt: Als Dunning-Kruger-Effekt wird die systematische fehlerhafte Neigung relativ inkompetenter Menschen bezeichnet, das eigene Können zu überschätzen und die Kompetenz anderer zu unterschätzen. Fatal daran ist, dass Unwissenheit oft zu mehr Selbstvertrauen führt als Wissen. Wenn jemand inkompetent ist, dann kann er nicht wissen, dass er inkompetent ist. Die Fähigkeiten, die man braucht, um eine richtige Lösung zu finden, sind genau jene Fähigkeiten, die man braucht, um eine Lösung als richtig zu erkennen.

Ein schnelles Wachstum führt dahin, dass die Aufgaben und die Strukturen für alle beteiligten Mitarbeitenden gleichzeitig neu und komplexer werden. Diese Gleichzeitigkeit führt wiederum unweigerlich dazu, dass es zu einer fatalen Zuspitzung der Inkompetenz in der Unternehmung kommen wird und nun alle Mitarbeitenden gleichzeitig vom Peter-Prinzip betroffen sind und demzufolge überfordert sein werden. In einer solchen Situation kann gemäss dem Peter-Prinzip niemand mehr seine Arbeit richtig machen.

Daraus leite ich ab, dass zu schnelles Wachstum unweigerlich zum Scheitern verurteilt ist. Deshalb empfehle ich, umsichtig zu wachsen, hin und wieder zu konsolidieren und seine eigenen Kompetenzen und die der Mitarbeiter auf die Übereinstimmung mit den Anforderungen zu überprüfen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesundes und vom Peter-Prinzip verschontes Wachstum für die Zukunft.

Geschrieben von

Daniel Löhr ist Präsident der Fachgruppe Karriere + Kommunikation Swiss Engineering STV und Mitinhaber/Senior Berater bei e-selection AG/Personal- und Unternehmensberatung.

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