08:04 MEINUNG

Kolumne zum Donnerstag: Megatrend «Female Shift»

Geschrieben von: Rita Hermanns Stengele
Teaserbild-Quelle: libertyslens, Flickr, CC

In der Kolumne zum Donnerstag schreiben Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute ist es Dr. Rita HermannsStengele, Vorstandsmitglied der usic Regionalgruppe Zürich.

Schreibmaschine Kolumne Symbolbild

Quelle: libertyslens, Flickr, CC

Schreibmaschine, Schmuckbild.

Zukunftsforscher sind überzeugt, dass dieZukunft des Arbeitsmarkts weiblich ist.«Female Shift» nennt sich dieser Megatrend. Und tatsächlich: Wohin man schaut, der Einfluss von Frauen steigt. Es dringen mehr Frauen in Schlüsselpositionen zum Beispiel von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vor. Einigen Prognosen zufolge könnte 2030 in Europa bereits jede zweite Führungskraft weiblich sein. Der wichtigste Treiber dieser Entwicklung ist die höhere Bildung. Bereits heute liegt der Anteil derMädchen bei der Maturität bei über 50 Prozent. Die Zahl der Hochschulabsolventinnen steigt ebenfalls von Jahr zu Jahr. Zwar liegt der Anteil von Frauen in Führungspositionen deutlich tiefer und steigt deutlich langsamer; aber je mehr hoch qualifizierte Frauen mit beruflichen Ambitionen auf den Arbeitsmarkt drängen, desto grösser wird der Druck von unten auf die Unternehmenshierarchien.

Wie sieht es in der Baubranche aus? Sicher gibt es immer mehr Ingenieurinnen, die ihren Beruf mit grossem Engagement und Erfolg ausüben. Erfreulicherweise ist der Anteil Frauen im Bauingenieurwesen mit universitärem Hochschulabschluss von 5 (1987) auf 22 Prozent (2016) gestiegen, an den Fachhochschulen auf 17 Prozent (2016) (Quelle: IngFlash Nr. 56, März 2018). Doch wie hoch ist der Anteil an Frauen in Führungspositionen, in der Geschäftsleitung oder gar im Verwaltungsrat von Ingenieurbüros oder Unternehmungen? Verschwindend klein, leider. Wie kann der Trend «Female Shift» hier umgesetzt werden?

Wo sind die Frauen, die nach dem Hochschulstudium in den Arbeitsmarkt eintreten? Wobleiben diese Frauen, wenn sie vielleicht nach einigen Jahren Berufstätigkeit eineFamilie gründen und diese mit dem Beruf unter einen Hut bringen möchten? Häufig kehren sie nach einer kürzeren oder längeren Auszeit in den Berufsalltag zurück, meist in Teilzeitbeschäftigung und offenbar selten mit Aussicht auf eine Führungsposition. Hat diese Kombination aus Sicht des Arbeitgebers keine Chance? Es braucht deshalb Beschäftigungsmodelle, die den Bedürfnissen von teilzeitarbeitenden Frauen (und Männern) entgegenkommen. Sowohl auf Seiten der Arbeitgeber als auch auf Seiten der Bauherren ist die Akzeptanz von Schlüsselpersonen beziehungsweise Projekt­leitern, die Teilzeit arbeiten, unabdingbar. Hierdurch könnten vor allem junge, teilzeitarbeitende Frauen die Chance zur Leitung von spannenden, komplexen Projekten bekommen. Einige Bauherren haben hiermit bereits sehr positive Erfahrungen gemacht. Sind wir also alle bereitund wagen den Schritt, den «Female Shift» in unserer eigenen Unternehmung umzusetzen, bringen wir engagierte Frauen auch während einer Teilzeitbeschäftigung fachlich und unternehmerisch voran. Geben wir ihnen unser Vertrauen. Ich bin sicher, dass wir dann in Zukunft auch in der Baubranche eine wachsende Anzahl von weiblichen Führungskräften verzeichnen können, die die Stärken von Frauen gewinnbringend in sämtliche Prozesse einbringen werden. Helfen wir alle mit, dass «Female Shift» eine Trendwende und keine Sackgasse ist.

Geschrieben von

Vorstandsmitglied der Usic-Regionalgruppe Zürich.

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