06:35 KOMMUNAL

Solaroffensive: Gemeinde Epalinges macht vorwärts

Teaserbild-Quelle: Créacom

Die Gemeinde Epalinges (VD) ist Vorreiterin in Sachen Solarenergie. Sie verfolgt ehrgeizige Ziele und setzt auf eine Kombination aus Fördermassnahmen, die weit über reine Subventionen ausgehen. Ein Blick in die Praxis zeigt, wie der «Solar-Boost» gelingt.

Solaranlage auf Schule Bois-Murat in Epalinges

Quelle: Créacom

Durch die Solaroffensive in Epalinges entstehen immer mehr Photovoltaik-Anlagen, wie hier auf einem Gebäude der Schule Bois-Murat.

Von Nicolas Siniciali, Energiebeauftragter von Epalinges *

Seit 2016 hat die Gemeinde Epalinges (VD) eine Solarstrategie, um erneuerbaren und umweltfreundlichen Strom zu fördern. Das Ziel: Bis 2030 will die Agglomerationsgemeinde der Stadt Lausanne 100 Prozent des Solarpotenzials der verfügbaren Dachflächen ausnutzen.

Mithilfe verschiedener Fördermassnahmen wächst der Anteil der Solarenergie am gesamten Energieverbrauch in Epalinges Jahr für Jahr. Heute werden bereits 12 Prozent über Photovoltaik-Anlagen abgedeckt. Eine Quote, die sich zeigen lässt – gerade im gesamtschweizerischen Vergleich (sieben Prozent). Besonders angestiegen ist der Anteil an Solarenergie seit 2017. Wie kam es dazu?

Das Erfolgsrezept

Die Gemeinde mit rund 9800 Einwohnerinnen und Einwohnern fördert die Solarenergie mit mehreren Instrumenten:

  • Unterstützung durch einen kommunalen Energiefonds, der derzeit 700'000 Franken pro Jahr umfasst.
  • Photovoltaik-Begleitungsangebot für Gebäudeeigentümer
  • Sensibilisierung für die Option von Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch (ZEV)
  • Partizipative Finanzierung von Solaranlagen auf kommunalen Gebäuden

Im Folgenden wird aufgezeigt, was es mit den Fördermassnahmen auf sich hat, die über reine Subventionen hinausgehen.

Die Begleitung

Bei der Photovoltaik-Begleitung erhalten Interessierte eine kostenlose Beratung durch ein von der Gemeinde betrautes Ingenieurbüro. Ein wichtiger Aspekt dieses Begleitungsangebots ist das Zusammenbringen von Gebäudeeigentümerinnen und Gebäudeeigentümern mit ähnlichen Interessen. Dadurch entstehen Gemeinschaftsprojekte mit grösserem Auftragsvolumen und dadurch tieferen Preisen.

Seit 2018 gab es in Epalinges vier Begleitungszyklen, derzeit läuft der fünfte. Dabei sind 163 Photovoltaik-Anlagen entstanden. Bereits im ersten Zyklus in den Jahren 2017/2018 konnte die Zahl der Neuinstallationen im Vergleich zu den Vorjahren fast verdreifacht werden. Das Beispiel zeigt, dass eine schnelle Steigerung des PV-Anteils mit den geeigneten Massnahmen durchaus möglich ist und dass eine Kombination von Massnahmen deutlich effizienter ist, als wenn die Gemeinde «nur» auf direkte Subventionen gesetzt hätte. Ein weiterer Vorteil: Durch das Begleitungs-angebot erreichte die Gemeinde viele Einwohner, was wiederum zu einem wichtigen Weiterempfehlungseffekt führte.

Solaranlage auf Schule Bois-Murat in Epalinges

Quelle: Epalinges

Die Photovoltaik-Anlage der Schule Bois-Murat wurde partizipativ finanziert. Sie entsteht in drei Etappen auf drei Dächern.

Die Sensibilisierung

Nachdem sich die rechtlichen Rahmenbedingungen zu den Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch (ZEV) per 1. Januar 2018 geändert hatten, war es Epalinges ein Anliegen, die Gebäude- und Stockwerkeigentümer umfassend darüber zu informieren und sie bei solchen Zusammenschlüssen zu unterstützen.

Auch dieses Instrument hat deutliche Effekte gezeigt: Von 65 interessierten Gebäudevertretern haben sich am Ende 40 für einen Zusammenschluss entschieden. Nach weiteren Abklärungen und Machbarkeitsstudien konnten bis heute vier Anlagen im Rahmen von Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch installiert werden.

Die partizipative Finanzierung

Um mehr Photovoltaik-Anlagen auf kommunalen Gebäuden finanzieren zu können, hat sich Epalinges dazu entschieden, eine Aktiengesellschaft (AG) zu gründen. Dadurch haben Interessierte die Möglichkeit, in Solaranlagen zu investieren. Konkret bedeutet das, dass Investorinnen und Investoren der AG zwischen 1000 und 10'000 Franken für eine Laufzeit von zwei bis zehn Jahren zur Verfügung stellen.

Dafür erhalten sie von der AG einen Zins von 1 bis 1,8 Prozent, was deutlich attraktiver ist als andere Investitionen. Beim ersten Aufruf im Jahr 2021 kamen damit innerhalb von 19 Tagen 416'000 Franken zusammen. Im Jahr 2023 innerhalb von vier Tagen nochmals 200'000 Franken. Die Gewinne aus den installierten Solaranlagen ermöglichen es der AG, jährlich einen Teil des geliehenen Geldes zurückzuerstatten. Über 80'000 Franken flossen bereits wieder an die Investoren zurück.

Eine schnelle Steigerung des Photovoltaik-Anteils ist mit den geeigneten Massnahmen durchaus möglich.

Nicolas Siniciali, Energiebeauftragter von Epalinges

Nicolas Siniciali, Energiebeauftragter von Epalinges

Das Fazit

Die Gemeinde setzt auf Finanzierungs-hilfen, aber gleichzeitig auch auf Sensibilisierung, Beratung, den Zusammenschluss von Interessengruppen und die Unterstützung bei der Planung. Diese Kombination aus mehreren Instrumenten, die weit über direkte Subventionen hinausgehen, haben den «Solar-Boost» in Epalinges möglich gemacht. 

* Dieser Artikel ist im Oktober 2023 im Pusch-Magazin erschienen. Auf der Website (www.pusch.ch/magazin) von Pusch findet sich eine Serie von Fachartikeln, die der Frage nachgehen, wie Schweizer Gemeinden und Städte die Klimaziele erreichen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit gewährleisten.

Photovoltaik-Potenzial von Epalinges in Zahlen

Bis 2022 waren fast 30 Prozent der kommunalen Gebäude mit PV-Anlagen ausgestattet (10 Bauten). Bei den kantonalen Gebäuden und Immobilien von Unternehmen auf Gemeindegebiet lag das ausgeschöpfte Potenzial mit 12 Gebäuden ebenfalls bei etwas über 30 Prozent. Bei den Einfamilienhäusern waren bereits 36 Prozent des PV-Potenzials erreicht (500 Gebäude). Bei Mehrfamilienhäusern und Stockwerkeigentümern besteht hingegen noch das grösste Potenzial: Da waren 2022 erst knapp 10 Prozent des Potenzials ausgeschöpft (25 Gebäude).

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