17:36 KOMMUNAL

Schulen ans Netz

Teaserbild-Quelle: michaeljung/Shutterstock

Die Mitglieder der Schweizerischen Vereinigung für Standortmanagement (SVSM) beschäftigen sich mit den unterschiedlichsten Infrastrukturprojekten. Ein aktuelles Thema, das Gemeinden, Städte und Standortmarketing-Organisationen vom Engadin bis Schlieren umtreibt, ist die Vernetzung von Schulen.

Schüler am Computer

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Durch eine stufengerechte Informatik- und Medienausbildung sollen Kinder schon früh auf den modernen Arbeitsmarkt vorbereitet werden.

Von Albert Schweizer*

Zehn Engadiner Gemeinden, darunter Samedan und Scuol, wollen zum Vorbild für digitale Bildung werden: Im Rahmen des Projekts «mia Engiadina», das 2016 mit dem SVSM-Award als bestes interregionales Projekt ausgezeichnet wurde, wollen sich die Gemeinden nicht mit der Umsetzung des Lehrplans 21 und den darin eingeplanten Stunden an Informatikunterricht begnügen.

Mit Hilfe eines regionalen Medien- und Informatik-Konzepts für alle Stufen der Volksschule reagieren die Schulen des Engadins auf die Entwicklungen der Gesellschaft im Bereich der Digitalisierung. Sie erklären darin, wie und inwiefern sie den Unterricht und die Schulorganisation diesen Entwicklungen anpassen wollen, um den neuen gesellschaftlichen Bedürfnissen sowie den Vorgaben des Lehrplans 21 gerecht zu werden. «Das Thema Medien und Informatik soll die Kinder stufengerecht ab dem Kindergarten begleiten», so Jon Erni, Initiant und Mitglied des Steuerungsausschusses von «mia Engiadina».

Glasfaser für alle Schulhäuser

Das Konzept legt die Rahmenbedingungen für das Lehren und Lernen mit Informatik und digitalen Medien in den Schulen des Engadins fest. Es schlägt die Ziele der schulischen Medien- und Informatikbildung vor und klärt die Nutzung von digitalen Medien als Informationsund Kommunikationsinstrument im schulischen Umfeld. Die vorgeschlagenen Programmpunkte zur Medien- und Informatik-Integration leiten Schulleitungen und -teams bei ihren künftigen Entscheidungen.

Um dieses ambitionierte Ziel in die Praxis umzusetzen, müssen in einem ersten Schritt 22 Schulhäuser in den zehn Gemeinden des Projektperimeters vernetzt werden. Das bedeutet einen Glasfaseranschluss und damit schnelles Internet für jede Schule sowie WLAN in jenen Klassenzimmern, in denen dezentrale Infrastrukturen vorgesehen sind.

Umfassende Infrastruktur

Um eine hohe Unterrichts- und Infrastrukturqualität bei tiefen Kosten bieten zu können, sollen regionale Kompetenzzentren gebildet werden. Besonders dafür geeignet sind die Academia Engiadina in Samedan, das Lyceum Alpinum in Zuoz und das Hochalpine Institut in Ftan. Alle drei Schulen haben in ihrer Strategie einen Schwerpunkt auf Medien und Informatik gesetzt, verfügen über eine gute ICT-Infrastruktur und über qualifiziertes Personal im Bereich der pädagogischen ICT-Beratung. Die Weiterentwicklung des Kompetenzzentrum-Modells soll dazu führen, dass die Volksschulen der Region ebenfalls spezifische fachliche Kernkompetenzen entwickeln und regional zur Verfügung stellen können. Die ICT-Infrastruktur soll diese Möglichkeiten fördern.

Die Lehrer sollen beim Engadiner Projekt individuell gefördert werden: Sie sollen sich das nötige Informatikwissen aneignen und die didaktischen Hilfsmittel einsetzen können. «Wenn alles klappt, erfolgt bereits bis Juni 2018 die Umsetzung mit den interessierten Gemeinden und Regionen», so Jon Erni. Die Ziele des Projekts lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Die Schüler sollen dank einer hervorragenden Informatik- und Medienausbildung optimal für den Arbeitsmarkt vorbereitet werden.
  • Die Lehrer sollen sich auf ihre didaktisch-pädagogischen Aufgaben und auf ihre Stärken fokussieren können und von Infrastruktur- und Supportarbeiten entlastet werden.
  • Die Gemeinden sollen durch einen regionalen Ansatz auf der Kostenseite entlastet werden.
  • Das Engadin soll zur Modellregion im Bereich der Ausbildung von Informatik- und Medienkompetenzen werden.
  • Der Einsatz von IT-Infrastruktur soll helfen, das dezentrale Bildungsangebot in den Gemeinden beziehungsweise den Fraktionen zu erhalten.

Schlieren plant eigenes Netz

«Schulen ans Netz» ist auch in Schlieren, der aufstrebenden Stadt vor den Toren Zürichs, ein Thema. Bei der Vernetzung ihrer Schulgebäude und aller städtischen Anlagen geht die Stadt eigene, innovative Wege. Bereits im März 2016 hat die Schulpflege ein technisches Konzept für die Informations- und Kommunikationstechnik der Schule Schlieren verabschiedet.

Gemäss der neuen Strategie sollen alle ICT-Basisdienste, wie Server-Leistungen oder Internet-Zugang, zentralisiert und standardisiert angeboten werden. Dazu gehört auch eine Vernetzung aller Schulanlagen in Schlieren. Ab August 2018 wird das zentrale Rechenzentrum im neuen Schulhaus Reitmen untergebracht sein. Ohne eine leistungsfähige Vernetzung der anderen Schulanlagen mit dem Schulhaus Reitmen können diese die neuen ICT-Basisdienste jedoch nicht in Anspruch nehmen.

Weitere Synergien könnten durch die Verwaltung via die Standorte Stadthaus, Werkhof, Feuerwehr und Alterseinrichtungen genutzt werden. Dem Gemeindeparlament wird deshalb ein Kredit für das Glasfasernetz wie auch für die Ersatz- und Neuanschaffung der IT-Hardware in den Schulhäusern vorgelegt.

Andreas Sidler, externer IT-Fachplaner für die Stadt Schlieren, begleitet den Prozess. Im Vordergrund steht dabei der konsequente Einsatz von bewährten Industriestandards und möglichst einfachen und modularen IT-Architekturen.

Synergien und Gefahren

«Da künftig alle Computer-Arbeitsstationen zentral betrieben werden, kann der Wartungs- und Supportaufwand nachhaltig reduziert werden. Alle Programme und ICT-Dienstleistungen müssen nur noch einmal auf den Serversystemen installiert werden und sind damit in allen Schulhäusern auf dem aktuellsten Stand. Neue Programme stehen sehr schnell und einfach allen Interessierten zur Verfügung», erklärt Andreas Sidler die Vorteile der zentralisierten Lösung.

Lehrpersonen, die an verschiedenen Standorten unterrichten, finden überall identische Installationen vor und verlieren keine Zeit für Anpassungen und /oder Umstellungen. Dank einfachem Informations- und Datenaustausch sind Synergien auf der Unterrichtsebene möglich.

Die Leistungsfähigkeit der ICT-Systeme ist in allen Schulhäusern identisch. Wichtig ist auch, dass alle Massnahmen für das Gewährleisten der IT-Sicherheit zentralisiert gelöst werden können und damit effektiver sind. Bei allen Vorteilen gibt es auch Gefahren, so Sidler: «Zwar können im Falle eines Unterbruchs der Vernetzung die ICT-Dienstleistungen in den Schulhäusern eingeschränkt sein.Dieser Nachteil beziehungsweise dieses Risiko kann jedoch mit dem Einsatz spezifischer Architektur-Massnahmen stark reduziert werden.»

*Albert Schweizer ist Immobilienökonom, Bereichsleiter Liegenschaften / Standortförderung der Stadt Schlieren und Vorstandsmitglied der SVSM.

Städtisches Glasfasernetz Schlieren

Konzept des Projekts:
Interne städtische Verbindung von Schul-, Verwaltungs- und Werkhofgebäuden sowie Alterseinrichtungen mit:

  • 100 Klassenzimmern (2000 Schüler)
  • rund 300 Usern der städtischen Verwaltung

Netzlängen:
Rohranlagen: 2300 Meter
Glasfaser: 242 500 Meter

Kosten:
2,2 Millionen Franken

Bauzeit:
Drei Jahre ab 2019

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