11:03 KOMMUNAL

Atlas des Dazwischenwohnens: Vom Abenteuer, Freiräume zu entdecken

Geschrieben von: Robert Mehl (rm)
Teaserbild-Quelle: Angelika Juppien

In ihrem architekturpsychologischen Werk zeigen Angelika Juppien und Richard Zemp auf, wie sich Bewohnerinnen und Bewohner von Mietwohnungen Nischen und Refugien rund ums Haus zu Eigen machen.

Atlas des Dazwischenwohnens Luzerner Buddelenhof

Quelle: Angelika Juppien

Der Luzerner Buddelenhof ist eines der sechs untersuchten Stadtquartiere. Er wird von einer sechsgeschossigen Blockrandbebauung aus dem 1. Viertel des 20. Jahrhunderts umschlossen.

Wohnt man seit Jahren in derselben, als positiv wahrgenommenen Mietsituation, so wird man schnell das beschriebene Phänomen nachvollziehen können: Der für alle Hausbesucher offensichtlichste Hinweis eines «Dazwischenwohnens» ist die geduldete Ausdehnung des offiziell vermieteten Wohnraums auf die vorgelagerten Flure.

Das mag mit einem Kinderwagen beginnen, der im Erdgeschoss abgestellt ist, geht über Schuhe, die lediglich auf der Fussmatte abgestellt sind, steigert sich über Bilder, mit denen die Bewohner ihr Treppenhaus verschönern und gipfelt in ganzen Kommoden oder gar Schränken auf den Treppenabsätzen, in denen private Dinge wie Schuhe oder Gartengerät verstaut sind.

Umnutzung von Treppenhäusern

Hier attestiert der «Atlas des Dazwischenwohnens», basierend auf einer Studie von Angelika Juppien und Richard Zemp, dass dieses in Altbauten häufiger passiere, da sich in deren Treppenhäusern vielfach Nischen und ungenutzte Bereiche finden, die sich für eine solche Umnutzung anbieten. In heutigen Bauten sind die Treppenhäuser hingegen oft soweit optimiert, dass sie genau nur noch den Brandschutzbestimmungen entsprechen und daher keine weiteren Aufenthaltsqualitäten besitzen.

Das Buch vermittelt ferner die Erkenntnis, dass eben nicht die ultimative Flexibilität eines Ortes von seiner Wohnqualität zeugt, sondern eine jeweils originäre Nutzungsoption, die nur genau dort möglich ist. Beispielhaft angeführt sei hier eine perfekte Nischengrösse für ein bestimmtes Kinderwagenmodell oder der ideale Ort für ein Gartenfrühstück, weil nur dort morgens die Sonne hinscheint.

Juppien und Zemp fassen die Ausrichtung des Buches in ihrer Einleitung wie folgt zusammen: «Das Wohnen, über die eigenen Wände hinaus, entspringt nicht bloss dem Wunsch, Defizite der Wohnung auszugleichen. Vielmehr haben wir es mit ganz grundsätzlichen Wohnbedürfnissen zu tun, die eigentlich nur ‹auf der anderen Strassenseite›, ‹ums Haus herum› oder ‹vor der Wohnungstür› befriedigt werden können.»

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