11:10 KOMMUNAL

Alpsommer: Beweidete Fläche sinkt, die Artenvielfalt ebenfalls

Teaserbild-Quelle: Bild: berggeist007/Pixelio

Jeden Sommer ziehen rund 17 000 Älplerinnen und Älpler mit ihren Tieren auf die Alpen, teilt die Projektleitung des Forschungsprojekts «AlpFUTUR» mit. Die bewirtschafteten Alpweiden zeichneten sich durch hohe Biodiversität, die traditionelle Bewirtschaftungsweise und hochwertige Produkte aus.

Doch das Idyll bröckelt: Zwar verbringen immer noch annähernd gleich viele Tiere den Sommer auf der Alp, nämlich rund 800 000 - doch zeigen sich grosse regionale Unterschiede. Vielerorts geben Bauern das Sömmern ganz auf, während andernorts die Nutzung guter Weiden intensiviert oder der Alpsommer verlängert wird. «Diese bipolare Entwicklung ist das Hauptproblem für die Artenvielfalt in den Sömmerungsgebieten», sagt Co-Projektleiter Stefan Lauber von der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Denn sowohl stark genutzte wie auch völlig von Gebüsch überwachsene Flächen beherbergen deutlich weniger Arten.

Immer mehr Wald statt Alp

Für die Pflanzenvielfalt in der Schweiz sind die Alpweiden absolut zentral: Das Biodiversitätsmonitoring hat gezeigt, dass sie mit durchschnittlich 42 Pflanzenarten pro zehn Quadratmeter die höchsten Artenzahlen aller Landschaften der Schweiz aufweisen. Zudem befinden sich drei Viertel der geschützten Moore und Trockenwiesen im Sömmerungsgebiet.

Doch der Wald, in dem deutlich weniger Arten gedeihen, rückt vor. Gemäss dem vierten Schweizerischen Landesforstinventar wuchs die Waldfläche von 2006 bis 2011 um rund 320 Quadratkilometer. Etwa 40 Prozent davon waren zuvor als Sömmerungsweiden genutzt worden.

Den Forschern zufolge gedeihen am meisten Arten auf einem Mosaik aus offener Vegetation und Gebüsch: Flächen, die zu 30 bis 70 Prozent mit Zwergsträuchern bedeckt sind, wiesen eine höhere Artenvielfalt auf als jene mit mehr oder weniger Büschen. Es werde aber immer komplizierter dieses abwechslungsreiches Mosaik zu erhalten, so die Projektleitung. Schwierig dürfte es laut den Forschern nicht nur sein, besonders schützenswerte Flächen zu bestimmen, sondern auch die Bauern dazu zu bewegen, sie entsprechend zu bewirtschaften. Bewirtschaftungsverträge könnten dies steuern, schlagen sie vor. Diese sollten die Qualität der Fläche festhalten und für eine attraktive Abgeltung sorgen.

Milchpreis vs. Biodiversität

Der grösste Feind der Artenvielfalt in den Alpen ist jedoch der Milchpreis: Seit die Milchkontingente abgeschafft wurden, sei die Milchproduktion in den Alpen nicht mehr konkurrenzfähig, warnen die Forscher in einer neuen Facharbeit in «Environmental Science & Policy». Dies führe dazu, dass die Zahl der gesömmerten Tiere abnimmt.

Die Agrarpolitik 2014-2017 soll Gegensteuer geben: Sie sieht unter anderem vor, dass Bauern ab 2014 auch in den Sömmerungsgebieten Beiträge für ökologische Leistungen erhalten - etwa indem sie artenreiche Flächen schützen, Büsche roden oder traditionelle Alpgebäude erhalten.

Das Forschungsprogramm «AlpFUTUR» hat von 2009 bis 2013 in 22 Projekten untersucht, in welche Richtung sich die künftige Nutzung des Sömmerungsgebietes entwickeln könnte. Es wurde von der Forschungsanstalt Agroscope und der WSL koordiniert. Insgesamt waren über 80 Personen aus 17 Institutionen beteiligt. (sda/aes)

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt «AlpFUTUR»

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