Schweizer arbeiteten 2020 im Schnitt zwei Wochen weniger als 2010
Im ersten Corona-Jahr 2020 ging die Arbeitszeit umgerechnet pro Kopf um 6,4 Tage zurück. Das ist zwar fast so viel wie in den neun Jahren davor zusammengenommen, aber wenig im Vergleich zu den meisten Nachbarländern.
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Zeiterfassung, Symbolbild.
Über die ganzen zehn Jahre 2010 bis 2020 ging die Arbeitszeit im Schnitt um 13,8 Arbeitstage zurück. In den Jahren vor Covid-19 lässt sich die Verringerung mit der Zunahme der Teilzeitarbeit, der Ferien und bestimmter Abwesenheitsgründe sowie mit dem Rückgang der Überstunden erklären, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) in seiner Auswertung vom Donnerstag erläutert.
Zwischen 2019 und 2020 dagegen waren die rückläufigen Arbeitsstunden gemäss BFS hauptsächlich auf Kurzarbeit sowie «andere Gründe» – beispielsweise Quarantäne oder Betriebseinschränkungen bei Selbstständigerwerbenden im Rahmen der Covid-19-Pandemie – zurückzuführen.
Arbeitszeit von Selbstständigerwerbenden nahm ab
Auch die Staatsangehörigkeit wirkte sich auf die Arbeitszeit aus: Vor Covid ging die Arbeitszeit von Schweizer Staatsangehörigen um 8,7 Arbeitstage zurück, bei Ausländern dagegen nur um 6,5 Arbeitstage. Im ersten Corona-Jahr kehrte sich die Situation freilich um: Die Arbeitszeit von Ausländern verringerte sich 2020 um 10,1 Tage, die von Schweizern aber nur um 4,6 Tage. Über die ganzen zehn Jahre gesehen glich sich der Unterschied fast aus und betrug nur noch 1,2 Prozentpunkte.
Signifikante Auswirkungen auf die Arbeitszeit hatte auch die Selbstständigkeit: Über das ganze Jahrzehnt betrachtet hat die Arbeitszeit von Selbstständigerwerbenden um 20,5 Tage abgenommen, bei den Arbeitnehmern aber nur um 13,1 Tage pro Kopf. Vor der Pandemie verringerte sich der Unterschied von Jahr zu Jahr, 2020 klaffte die Schere wieder weiter auseinander.
Stärkster Rückgang in Gastgewerbe und Kultur
Die Wirtschaftszweige wurden unterschiedlich stark vom Arbeitszeitrückgang betroffen. Vor Covid-19 ging die Arbeitszeit in der Kultur, der Land- und Forstwirtschaft und der Öffentlichen Verwaltung überdurchschnittlich zurück. In den Sparten «Transport und Lagerei», «Baugewerbe» und «Verarbeitendes Gewerbe/Energieversorgung» wurde dagegen 2020 fast gleich viel gearbeitet wie zehn Jahre davor.
Im Corona-Jahr 2020 steigerten sich die Diskrepanzen erheblich: «Gastgewerbe und Beherbergung» hatten um 22,2 Prozent weniger zu tun als im Vorjahr, in der Kultur betrug der Rückgang knapp 10 Prozent und in Betrieben aus den Bereichen «Transport und Lagerei» sowie «Handel und Reparatur» ging die Arbeitszeit um 5,4 respektive 4,6 Prozent zurück.
Nachbarländer litten 2020 meist stärker
Im internationalen Vergleich hat die Arbeitszeit zwischen 2010 und 2020 sowohl in der Europäischen Union (–7,3 Prozent) als auch in der Eurozone (–8,3 Prozent) abgenommen. Verglichen mit den Nachbarländern fiel der 7,3-prozentige Rückgang in der Schweiz stärker aus als in Deutschland (–6,6 Prozent), aber schwächer als in Italien (–12,3 Prozent), Österreich (–9,8 Prozent) und Frankreich (–9,0 Prozent). (sda/pb)
Zur Publikation des BFS: www.bfs.admin.ch