Lichterlöschen: So erleichtert man Fledermäusen das Leben
Künstliches Licht macht nachtaktiven Tieren wie Fledermäusen das Leben schwer. Wie gezielte Massnahmen gegen Lichtverschmutzung wirken können, zeigte das Amt für Raumentwicklung des Kantons Thurgau in Hüttwilen TG.

Quelle: Rahel Heeb
Schweizweit bedroht: Das Braune Langohr fühlt sich im Dunkeln wohl und profitiert von einem dunkleren Nachthimmel über dem Gelände des Massnahmenzentrums Kalchrain.
Strassenlampen, Werbe- oder Deko-Leuchten sorgen dafür, dass es in der Schweiz vielerorts nachts kaum mehr richtig dunkel wird. Die künstliche Aufhellung wirkt sich nachweislich negativ auf die Umwelt aus – insbesondere auf Pflanzen, Insekten sowie auf nachtaktive Tiere. Auch das Amt für Raumentwicklung des Kantons Thurgau beschäftigt sich mit dieser Problematik.
Im Rahmen einer Sommermedienfahrt stellte die Abteilung Natur und Landschaft am Donnerstag ein Beispielprojekt in Hüttwilen vor. Matthias Künzler, Leiter der Abteilung, erläuterte dabei die Herausforderungen im Umgang mit Lichtverschmutzung. Auf dem Areal des Massnahmenzentrums Kalchrain leben verschiedene Fledermausarten, darunter Braune Langohren (Plecotus auritus), die ihre Jungen in den Hohlräumen der Dachbalken einer Remise aufziehen.
Licht stört beim Jagen
Ihr nächster Jagdlebensraum ist ein angrenzender Obstgarten. Um diesen zu erreichen, müssen die Tiere allerdings einen Platz überqueren, der mit Kugelleuchten beleuchtet ist – eine Leuchtenform, die laut Projektleiterin Andrea Brandes viel Streulicht erzeugt und deshalb bezüglich Lichtverschmutzung besonders problematisch ist.
Dadurch werden die Fledermäuse während der Nahrungssuche angeleuchtet. Das kann die Tiere beim Ausflug aus ihren Verstecken stören oder sie während des Jagens irritieren. Die Folge: Sie meiden bestimmte Gebiete, müssen Umwege fliegen oder warten ab, bis es dunkler ist. Das kostet Energie und reduziert den Zugang zu geeigneten Nahrungsflächen.

Quelle: zvg
Matthias Künzler und Andrea Brandes von der Abteilung Natur und Landschaft mit einem Präparat einer Langohrfledermaus.
Lichtdichte Farbe schafft Abhilfe
Im Falle der Kugelleuchten auf dem Areal konnte eine einfache Massnahme Abhilfe schaffen: Zwei Leuchten innerhalb des direkten Flugwegs der Fledermäuse wurden oben mit einer lichtdichten Farbe abgedunkelt. «Dadurch konnte den Fledermäusen der Weg zu ihrer Futterquelle kurzfristig erleichtert werden», so Brandes.
Langfristig ist auf dem Areal eine umfassendere Umrüstung geplant: 2027 soll die gesamte Aussenbeleuchtung durch emissionsärmere Leuchtentypen ersetzt werden. «Mit der kleinen Anpassung in Kalchrain schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits verbessern wir die Situation für die Fledermäuse vor Ort, andererseits kann der Kanton mit gutem Beispiel vorangehen», so Künzler. (mgt/pb)
Fünf Punkte gegen Lichtverschmutzung
Jede und jeder kann etwas gegen Lichtverschmutzung und damit für nachtaktive Tiere tun. Das Amt für Raumentwicklung hat einen Fünf-Punkte-Plan erarbeitet.
1. Nur beleuchten, was beleuchtet werden muss
2. Nur so hell beleuchten, wie nötig
3. Die richtige Lichtfarbe wählen (warmweiss statt blauweiss)
4. Nötige Bereiche präzise ausgerichtet beleuchten
5. Nur so lange beleuchten wie nötig
Nähere Informationen auf folgendem Flyer: biodiversitaet.tg.ch

Quelle: zvg
Dank des Fledermausdetektors werden die Rufe der Fledermäuse auch für uns Menschen hörbar.