Interview mit Stefan Feldmann: Der Circle am Zürich Flughafen, ein eigenes Ökosystem
Stefan Feldmann ist zufrieden. Er ist der Chef von «The Circle», dem imposanten Neubau hinter dem Busbahnhof und der Tramlinie 10 am Flughafen Kloten, Wo sich früher ein Parkhaus und das Alpenrockhouse befanden, steht seit 2020 ein gläserner, runder Komplex. Nach einem schwierigen Start hat sich das Projekt als Erfolg erwiesen.

Quelle: Flughafen Zürich AG
Stefan Feldmann ist der Chef des Circle.
Nach der Eröffnung im Jahr 2020 wirkte «The Circle» lange
wie eine Geisterstadt. Was ist damals schief gelaufen?
Stefan Feldmann: Wir hatten das Pech, dass die Eröffnung mit der Corona-Krise
zusammenfiel. Das hat den Start natürlich stark ausgebremst.
Als ich vor zwei Jahren da war, sah ich menschenleere
Flagshipstores bekannter Kleider- und Schmuckmarken. Im Restaurant bekamen wir
problemlos ohne Reservation einen Platz – und sassen praktisch allein zwischen
leeren Tischen.
Ein solcher Ort braucht Zeit, um sich zu etablieren. Heute
haben fünfzig Unternehmen im Circle Büroräumlichkeiten gemietet oder betreiben
Shops sowie Gastronomieangebote. Wir mussten zwischendurch einige Anpassungen
vornehmen, doch das ist ganz normal.
Heute sieht die Situation völlig anders aus: Wenn man «The
Circle» betritt, hat man das Gefühl, ein kleines Dorf zu betreten mit Gassen, Wegweisern und geschäftigem Treiben. Haben
Sie die Strategie weg vom Einkaufsparadies geändert?
Wir wollten «The Circle» von Anfang an als Business Hub positionieren. Die Strategie ist nun aufgegangen: Wir sind sehr zufrieden mit unseren Mietern. Es ist kein Nullachtfünfzehn-Szenario aus reinen Büromietern, sondern ein spannender Mix aus regionalen, nationalen und internationalen Firmen – von IT und Pharma über Hotellerie bis hin zur Gastronomie ist alles vertreten. 90 Prozent der Flächen sind vermietet.
Ihre Mieter sind namhafte Firmen wie Oracle, Edelweiss, Singapore Airlines oder Raiffeisen. SAP oder Microsoft haben sogar ihre vorherigen Standorte in der Nähe von Zürich in «The Circle» verlegt. Wie erklären Sie sich das?
Diese Unternehmen möchten einen Standort für die Umsetzung moderner Arbeitskonzepte mit optimaler Verkehrsanbindung. Sie benötigen weniger eigene Bürofläche, da wir eine vielfältige, geteilte Infrastruktur bereitstellen – etwa Duschen, Garderoben, grosse Sitzungszimmer oder Gastronomieangebote. Die mehr als 5000 Mitarbeiter im Circle finden im Circle sogar ein ambulantes Gesundheitszentrum – ein Ableger des Unispitals Zürich – und zum Lunch eine Auswahl von Take Away bis Fine Dining.
Wer über Mittag lieber Sport treiben will, hat diverse Möglichkeiten vom Fitnesszentrum bis zur Betätigung im Freien, Abschalten im 80 000 Quadratmeter grossen Park, der zum Circle gehört. Zudem veranstalten wir firmenübergreifende After-Work-Anlässe, Jogging- und Yoga-Gruppen, Boot-Camps oder Business Talks für die Angestellten aller Firmen. Wir kommunizieren per App, was stattfindet. Unsere Mieter schätzen das sehr. Übrigens steht – abgesehen von den Mitarbeiter-Anlässen – alles auch für Aussenstehende zur Verfügung. Jeder ist herzlich willkommen. Informationen zu geplanten Events und allen anderen Angeboten
von «The Circle» findet man auf unserer Website.
Kommt die Durchmischung der Angestellten aller Mieter gut an?
Absolut. Wir sprechen inzwischen beim Circle von einem eigenen Ökosystem und bei den Mitarbeitenden von einer Community, also einer Gemeinschaft. Wir wollen vernetzen, Zusammenarbeit und Innovation fördern. Ein Beispiel: Wir vernetzen die verschiedenen HR-Abteilungen der Firmen miteinander im Rahmen eines Business-Anlasses zum Thema Fachkräftemangel – etwas, das viele Firmen gleichermassen beschäftigt. An solchen Anlässen können sie sich austauschen und finden vielleicht zusammen neue Ansätze oder Lösungen. Es soll sich allerdings nicht alles nur um die Arbeit drehen.

Quelle: Flughafen Zürich AG
Lunchtime im Circle.
Auch Tagungen spielen eine grosse Rolle.
Wir verfügen über mehr als zehn Locations für Kongresse, Ausstellungen oder Meetings mit einer Kapazität von bis zu 2500 Personen. Die gute Lage ist ein grosser Vorteil für Events aller Art. Internationale sowie nationale Teilnehmende schätzen den Standort – nicht zuletzt wegen unserer über 550 Gästezimmer, etwa im Hyatt Regency Zurich Airport The Circle, und der unmittelbaren Nähe zum Flughafen sowie zu öffentlichen Verkehrsmitteln.
Gibt es auch dieses Jahr öffentliche Gross-Events wie beispielsweise zur Fussball-Europameisterschaft letztes Jahr?
Ja, wir freuen uns darauf, im Sommer ein Public Viewing der Frauen-Fussball-EM organisieren zu können. Zudem planen wir ein Frühlingsfest und wieder ein Weihnachtsdorf.
2027 soll zwischen den Parkhäusern P1 und P2 eine Food Hall mit Essständen, Food-Trucks und einer Bar eröffnet werden. Hat das etwas mit «The Circle» zu tun?
Das ist ein eigenständiges Projekt. In unseren jährlichen Umfragen bei den Mitarbeitenden zeigte sich jedoch, dass sich viele ein grösseres Take-away-Angebot wünschen. Die Food Hall ergänzt unser Angebot also optimal.

Quelle: Simone Matthieu
Die Arbeiten zur Food Hall sind in vollem Gang.
Der direkte Weg vom Circle zum Flughafen-Shopping, bekannt als Instagram-Tunnel und täglich genutzt von Circle-Mitarbeitenden, ist geschlossen. Die Food Hall – oder besser gesagt deren Baustelle – ist schwierig zu finden.
Die Food Hall wird erst 2027 eröffnet. Der angesprochene Tunnel hat bisher das Airport Shopping mit dem Circle verbunden. Dieser Tunnel war allerdings immer ein Provisorium. Derzeit erreicht man den Circle über den Bushof. Nach Abschluss der Bauarbeiten im Airport Shopping im Jahr 2027 wird es eine grössere, intuitive Verbindung geben, eine Art Dreieck, das «The Circle», das Flughafen-Shopping und die Food Hall direkt miteinander verbindet.
«The Circle» wurde mit dem international anerkannten LEED-Platinum-Zertifikat für ökologisches Bauen ausgezeichnet. Wie wichtig ist Ihnen das?
Sehr wichtig. Zudem sind wir das grösste Minergie-Gebäude der Schweiz. Unter anderem sind die Dächer begrünt und mit Photovoltaik-Anlagen ausgerüstet. Rund 1000 Energiepfähle versorgen unser Gebäude im Winter mit Wärme. Nachhaltigkeit ist für uns ein zentrales Anliegen – ebenso für unsere Mieter.
Was sind Ihre Ziele für die Zukunft von «The Circle»?
Wir möchten die verbleibenden zehn Prozent der Fläche vermieten. Unser Ziel ist es, einer der attraktivsten und erfolgreichsten Arbeitsorte zu sein – ein Business-Hub mit modernen, flexiblen Arbeitsmöglichkeiten. Wir entwickeln unser Angebot kontinuierlich weiter, beispielsweise mit der derzeit entstehenden Filiale der Confiserie Bachmann. Ich bin überzeugt, dass diese positive Entwicklung des Circle weitergeht. Wir sind auf einem guten Weg. (Interview: Simone Matthieu)
Sonderausgabe zur Flughafenregion Zürich
Die FRZ Flughafenregion Zürich veröffentlicht am 30. Mai 2025 gemeinsam mit dem Baublatt eine Sonderausgabe. In Fachbeiträgen werden unter anderem laufende oder geplante Projekte vorgestellt und die aktuelle Situation der Region beleuchtet. Alle Beiträge des Hefts werden in unserem Dossier «Die Flughafenregion Zürich im Fokus» gesammelt.