Falera GR sagt klar Ja zur Übernahme der Weisse Arena Bergbahnen
Die Bündner Gemeinde Falera hat sich am Donnerstag mit 206 Ja- zu 5 Nein-Stimmen klar zur Übernahme der Infrastruktur der Weisse Arena Bergbahnen ausgesprochen. Dafür will die Gemeinde nun 10 Millionen Franken beisteuern. Jetzt liegt die Sache bei Flims und Laax.
Quelle: Weisse Arena Gruppe
Hauptziel des Kaufs ist es, zu verhindern, dass ausländische Investoren die für die Region wichtigen Bergbahnen übernehmen.
In Laax folgt die Abstimmung über einen 20-Millionen-Franken Kredit zur Übernahme am Freitag. In Flims geht die Bevölkerung am Sonntag an die Urne.
Insgesamt will die Weisse Arena ihre Anlagen für 94,5 Millionen Franken an die öffentliche Hand abtreten. Flims, Laax und Falera wollen die Übernahme mit total 50 Millionen mitfinanzieren. Auf Flims und Laax entfallen je 20 Millionen Franken, Falera würde 10 Millionen beisteuern. Flims werden dabei 18 Millionen Franken angerechnet, welche die Gemeinde bereits an den Bau der FlemXpress-Bahn geleistet hatte. Die Gemeinde müsste nur noch weitere zwei Millionen aufwerfen.
Die Weisse Arena Bergbahnen gewähren der Finanz Infra zudem ein Darlehen über 20 Millionen Franken. 42,5 Millionen Franken sollen schliesslich mit Fremdkapital finanziert werden.
Hauptziel des Kaufes ist es, zu verhindern, dass ausländische Investoren die für die Region wichtigen Bergbahnen übernehmen. Wenn alle drei Standortgemeinden zustimmen, soll die Infrastruktur der Weissen Arena an die gemeinsame Finanzgesellschaft – die Finanz Infra – verkauft werden. Die Bergbahnen würden die Anlagen danach zurückpachten.
Geschichte geschrieben
Mit dem klaren Ja sei Schweizer Bergbahnengeschichte geschrieben worden, sagte der Gemeindepräsident von Falera, Norbert Good (parteilos) am Donnerstagabend. Er dankte ausserdem für die rekordhohe Beteiligung. 221 Stimmberechtigte standen in der kleinen Gemeinde mit insgesamt 498 Stimmberechtigten vor der Mehrzweckhalle Schlange, so viele wie noch nie.
Die Pro-Argumente schienen die Bevölkerung zu überzeugen, trotz vereinzelter Bedenken wegen finanzieller Risiken. In jüngerer Vergangenheit seien mehrere Skigebiete von ausländischen Investoren übernommen worden – beispielsweise Grand Montana, Saas Fee, Savognin und Andermatt-Sedrun. Für die Weisse Arena habe etwa das US-Unternehmen «Vail Resorts» Interesse gezeigt, erklärte Projektleiter Adrian Wolf.
Ein Tourismuskonzern verfolge jeweils seine Gesamtinteressen. «Regionale Interessen müssten dann hinten anstehen», warnte er bereits zuvor. Genau diese wollten die Verantwortlichen bei den Einheimischen wissen.
Der Zeitpunkt des Vorhabens sei an einen Generationenwechsel gebunden. Reto Gurtner, Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates der Weissen Arena ist nun 70 Jahre alt und wird die Geschäfte bald weitergeben müssen. Die Gemeinden wollten den Deal noch abschliessen, bevor er weg ist. Gurtner bekräftigte jedoch, dass noch keine Nachfolge feststehe und er sich sehr fit fühle.
Pachtvertrag im Sinne der Bevölkerung
Folgen die beiden anderen Gemeinden den Stimmberechtigten in Falera, wird die Weisse Arena Bergbahnen AG künftig einen jährlichen Pachtzins von rund 13 Millionen Franken zahlen müssen – abhängig vom aktuellen finanziellen Wert der Infrastruktur. Auch eine Nachfolge ist dem Vertrag unterstellt, der frühestens nach 30 Jahren gekündigt werden kann.
Nach dem Kauf der Infrastruktur – dazu gehören sämtliche Transportanlagen, Stationen und dazugehörigen Gebäude – sollen auf die Gemeinden keine weiteren Kosten zukommen. Neu- und Ersatzinvestitionen werden mit Eigenmitteln der Finanz Infra gestemmt. Diese sollen aus dem Pachtzins fliessen.
Die Verantwortung der Infrastruktur bliebe nach einem durchgehenden Ja bei den Pächtern - also den Bergbahnen. Sie müssen auch alle Kosten unter 100'000 Franken selber tragen. Alle höheren Ausgaben sind durch die Finanz Infra zu bewilligen.
Der Finanzplan sei eingehend geprüft worden, versicherten die Verantwortlichen. Gurtner versprach einen «fairen Deal und Kontrolle über alles». Mit dem Pachtvertrag würden sich die Finanz Infra und die Bergbahnen mit je einem Sitz im Verwaltungsrat auch zu einer engeren Zusammenarbeit verpflichten, ganz im Sinne regionaler Interessen. Dazu gehören unter anderem 300 Betriebstage pro Jahr und hohe Vergünstigungen für Einheimische. (sda)