Schauspielhaus Zürich: Pfauen wird diskret modernisiert
Nach einem beinahe endlosen Hin und Her um die Erneuerung des Zürcher Schauspielhauses am Heimplatz steht nun definitiv fest, wie es modernisiert wird. Der legendäre Pfauensaal bleibt in seinem Erscheinungsbild erhalten, der Eingangsbereich öffnet sich zur Rämistrasse neu mit einer «Stadtloggia».

Quelle: zvg
Zürcher Schauspielhaus: Bühne mit Blick auf den Zuschauerraum.
Am Pfauen, Hauptspielort des Zürcher Schauspielhauses, war während des Dritten Reichs Theatergeschichte geschrieben worden: Werke von den Nationalsozialisten nicht mehr genehmen Autoren wie Bertold Brecht wurden hier uraufgeführt, aber auch Theaterstars wie Therese Ghiese, die wegen ihrer Herkunft oder wegen ihrer politischen Einstellungen verfolgt worden waren, fanden hier Zuflucht und machten aus dem damals wenig bekannten Theater einen Hort des geistigen Widerstands. Seither hat sich zumindest der Theatersaal kaum verändert, bis heute erinnern die rot bespannten Wände und die samtbezogenen Sessel an jene Zeit. Derweil hat das Schauspielhaus längst Sanierungsbedarf, allem voran die Technik. In den letzten 50 Jahren ist es nicht mehr erneuert worden. Laut Zürcher Baudepartement sind bauliche Massnahmen sind zwingend erforderlich, damit die Gebäudesubstanz zu erhalten und das Theater weiterhin betrieben werden kann.
Als vor rund sieben Jahren bekannt geworden war, dass der Stadtrat die Aufführungsstätte umfassend modernisieren und dazu den Zuschauersaal komplett ersetzen will, hatte dies für heftige Reaktionen gesorgt. Es hagelte Proteste. Man wehre sich entschieden, gegen diesen Totalabriss, der künstlerisch nicht zu vertreten sei und der einem unwiderruflichen Akt der Barbarei gleich käme, hiess es damals in einem Offenen Brief, den Theatergrössen, ehemalige Intendanten und Schriftsteller unterzeichnet hatten.
Schliesslich machte man bei der Stadt einen Rückzieher. 2022 entschied der Gemeinderat, mit welcher Eingriffstiefe die Instandsetzung vorgenommen werden soll. Konkret soll die Modernisierung des Hauses für eine bessere Sicht und Akustik im bestehenden Saal sorgen. Und das Foyer soll attraktiver und deutlich grösser werden. «Wir wollen den Pfauen für die nächsten Jahrzehnte fit machen und investieren deshalb in die Zukunft des bedeutendsten Sprechtheaters der Schweiz», so Stadtpräsidentin Corine Mauch.
Verbesserungen für Publikum und den Theaterbetrieb
In einem Wettbewerb im selektiven Verfahren wurden zwölf Büros ausgewählt worden, ihre Lösungsvorschläge zu präsentieren. Siegerprojekt wurde schliesslich der Vorschlag der EMI Architekt*innen AG aus Zürich. «Die Instandsetzung eines so alten und hochtechnisierten Baus ist äusserst komplex», sagt Stadtrat André Odermatt. Das Siegerprojekt überzeuge durch eine Vielzahl präzise abgestimmter Massnahmen, die das Erlebnis für das Publikum und die Bedingungen für den Betrieb optimieren würden.
So schlägt das siegreiche Büro vor, den Eingang an der Rämistrasse vertikal zu erweiteren. Eine neue, zweigeschossige «Stadtloggia» öffnet das Gebäude zum öffentlichen Raum. Sie soll tagsüber als Aufenthaltsort und Ticketstelle fungieren, abends als Erweiterung des Foyers. Eine zentrale Massnahme im Bauprojekt sei das neue Foyer mit einem gläsernen, trapezfrömigen Aufbau, heisst es in der Mitteilung der Stadt. Es soll über zwei Geschosse die übrigen Bereiche, respektive den Theatersaal, ein öffentliches Bistro, den Veranstaltungsraum und die Kammer miteinander verbinden.

Quelle: ZUEND, Zürich
Visualisierung: Der legendäre Pfauensaal bleibt in seinem Erscheinungsbild erhalten.
Derweil bleibt der historische Theatersaal in seinem Erscheinungsbild erhalten und wir dazu lediglich sanft modernisiert. Indem Bühne und Parkett abgesenkt werden, verbesserten sich die Sichtverhältnisse deutlich, heisst es weiter. Zudem erhält das Parkett eine stärkere Neigung. Die neue Bestuhlung orientiert sich am Bestand, soll mittels grösserer Abstände zwischen den Reihen den Komfort erhöhen und die Brandschutzvorschriften erfüllen. Des Weiteren wird auch die Technik neu organisiert: Die Regieplätze für Licht, Ton und Bild werden zusammengeführt, die Balkonbrüstung bleibt künftig frei von Beleuchtung.
Ausserdem sollen zwei neue Treppenhäuser, Lifte und Entfluchtungen den Betrieb optimieren und das Gebäude hindernisfrei zugänglich machen. Ergänzt werden diese Massnahmen unter anderem durch statische und energetische Ertüchtigungen, Anpassungen an feuerpolizeiliche Anforderungen sowie zeitgemässe Lösungen für Veranstaltungs- und Bühnentechnik. «Durch die behutsame Modernisierung wird das Schauspielhaus lebendiger, offener und vielseitiger. So kann der Pfauen seine Geschichte weiterschreiben», freut sich Beate Eckhardt, Co-Präsidentin des Verwaltungsrats der Schauspielhaus Zürich AG.
Der Pfauen wird hindernisfrei zugänglich
In einem nächsten Schritt werden die Kosten und die Termine für die Instandsetzung und den Umbau im Detail erarbeitet. Zu diesem Zweck müssen nun im Verlauf des Vorprojekts vertiefte Untersuchungen am alten Gebäude vorgenommen werden. Der Stadtrat wird das ausgearbeitete Projekt an den Gemeinderat überweisen. Abschliessend wird die Stimmbevölkerung über den Kredit befinden. (mai/mgt)

Quelle: ZUEND, Zürich
Visualisierung: Der Eingangsbereich öffnet sich zur Rämistrasse neu mit einer «Stadtloggia».