12:22 BAUPROJEKTE

Heizen mit Daten? Das Green Metro Campus Zürich

Geschrieben von: Karin Stei
Teaserbild-Quelle: Beat Bühler

Die Schweizer Datacenter-Anbieterin Green baut auf dem Metro-Campus Zürich drei Hochleistungs-Rechenzentren sowie Bürogebäude. Das erste Datacenter ist bereits im Betrieb; ein weiteres geht im Sommer live. Das dritte folgt etappiert. Der Metro-Campus ist ein Projekt mit Strahlkraft: Hier gehen Digitalisierung und Nachhaltigkeit Hand in Hand. Dank einer Abwärme­auskopplung können zwei Energieverbünde versorgt werden, die den umliegenden Gemeinden, Industrie und Gewerbe CO2-neutrales Heizen ermöglichen. Gut fürs Klima, denn jede recyclierte Kilowattstunde Abwärme spart fossile Energie ein.

Green Datacenter M Dielsdorf

Quelle: Beat Bühler

Datacenter M erhielt bereits mehrere Auszeichnungen, unter anderem als bestes neues Datacenter-Projekt Europas.

Die digitale Transformation verändert Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend. Sie bietet Unternehmen die Chance, effizienter zu wirtschaften, ihre Innovationskraft zu stärken und das Kundenerlebnis zu verbessern. Dafür braucht es nicht nur Softwarelösungen, sondern auch die passende physische Infrastruktur.

Mit dem rasanten Wachstum von Cloud-Anwendungen, Künstlicher Intelligenz und Automation steigt der Bedarf an leistungsfähigen Rechenzentren. Das Datenvolumen steigt exponentiell, Prognosen zufolge werden in den kommenden drei Jahren mehr Daten erzeugt als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte. Gleichzeitig wird digitale Souveränität – also die sichere und unabhängige Ver­arbeitung und Speicherung von Daten in der Schweiz – zu einer zentralen Voraus­setzung für wirtschaftlichen Erfolg und Resilienz.

Rechenzentren bilden das Rückgrat unserer digitalen Welt

Besonders gefragt sind moderne Datacenter, die höchste Anforderungen an Sicherheit und Energieeffizienz erfüllen – denn immer weniger Unternehmen betreiben ihre IT-Infrastruktur selbst. Der Betrieb eigener Rechenzentren ist nicht nur aufwendig und teuer, sondern oft auch wenig nachhaltig. Zentrale, professionell betriebene Standorte hingegen nutzen Energie effizienter, lassen sich besser schützen und sind für die Anforderungen der Zukunft gerüstet. Der Ausbau solcher energieoptimierten Rechenzentren ist deshalb entscheidend, um eine sichere und nachhaltige digitale Zukunft zu ermöglichen. Ein Beispiel dafür ist der neue Green-Metro Campus Zürich in Dielsdorf.

Datenräume im Datacenter M

Quelle: Beat Bühler

Rund 80000 Server können im Datacenter M von Green betrieben werden. Sicherheit hat oberste Priorität.

Green setzt Massstäbe

Green hat diese Entwicklung früh erkannt. Seit 2002 bietet die führende Schweizer Datacenter-Anbieterin nationalen und internationalen Unternehmen aller Branchen sowie Cloud-Anbietern und Technologieunternehmen eine hochmoderne IT-Infrastruktur für die sichere Datenspeicherung und -verarbeitung. Nutzer können sich auf hohe Sicherheitsstandards in den Bereichen Zutrittsschutz, Energieversorgung, Kühlung, Brandschutz und eine redundant ausgelegte Versorgung aller Elemente inklusive Konnektivität verlassen. Der sichere Betrieb wird durch Spezialisten, zertifizierte Prozesse und Standards nach internationaler Norm gewährleistet. Bei Green spielt Energieeffizienz eine bedeutende Rolle. «Die Digitalisierung ist hier, sie bleibt und deshalb muss sie nachhaltig sein», betont Roger Süess, CEO Green.

«Die Digitalisierung ist hier, sie bleibt, und deshalb muss sie nachhaltig sein.»

Roger Süess, CEO Green

Roger Süess, CEO Green

Prämierte Energieeffizienz

Der Anspruch an eine hohe Energieeffizienz zeigt sich auch am Green Metro-Campus Zürich. Das Unternehmen baut im zür­cherischen Dielsdorf aktuell in mehreren Etappen auf einer Fläche von 46000 m2 drei Hochleistungs-Datacenter (M, N und O) und einen Business Park mit mehreren Bürogebäuden. Jedes der drei Datacenter bietet Platz für ungefähr 80000 Server der Kunden und hat zwischen 5600 m2 und 5800 m2 Datacenter-Fläche. Das erste der drei Datacenter (M) ist seit anfangs 2023 in Betrieb, das erste Bürogebäude seit 2025. Das Datacenter M gilt in Bezug auf seine Leistung, Konnektivität, Sicherheit und Energieeffizienz als eines der fortschrittlichsten Datacenter der Schweiz. 

Dafür wurde Green bereits mehrfach ausgezeichnet, zuletzt im Juni 2024 mit dem «Data Cloud Global Award» für Innovationen im Bereich der Abwärmenutzung. 2023 gewann Green den renommierten «Best New Design / Build Project of the Year» Award in London. Eine hohe Energieeffizienz erreicht Green durch verschiedene Massnahmen und technische Innovationen. Neben der Minergie-Architektur sorgt die luftdurchlässige Fassade für eine hohe Luftzirkulation innerhalb des Gebäudes und Kaltgänge rund um die IT-Racks ermöglichen eine effiziente Kühlung der Systeme. Dank Free Cooling nutzen die Green Datacenter an über 300 Tagen im Jahr die Umgebungs­luft für die Kühlung der Systeme, was Strom einspart. Für den Datacenter-Betrieb setzt Green vollständig auf erneuerbare Energie. «Energieeffizienz und Innovation stehen bei uns im Fokus – wir entwickeln unsere Rechenzentren laufend weiter», erklärt Andrea Campomilla, Chief Operating Officer bei Green.

Photovoltaik Dach  Datacenter M

Quelle: Beat Bühler

Green setzt auf energieeffiziente Lösungen und einen achtsamen Umgang mit Ressourcen.

Abwärme als ökologisch sinnvolle Wärmequelle

Der grösste Hebel in Sachen Klimaschutz ist vor allem die Nutzung der Server-Abwärme in einem Wärmeverbundprojekt. Da Datencenter 24 Stunden an 365 Tage im Jahr in Betrieb sind, liefern sie zuverlässig Abwärme. Erfahrung mit der Abwärme­auskopplung hat Green bereits vor sieben Jahren am Standort in Schlieren gewonnen und anschliessend in ihre Referenzarchitektur übernommen. Die Abwärme soll nicht verpuffen, sondern gezielt genutzt werden.Für die Evaluation eines neuen Datacenter-Standorts war deshalb die Machbarkeit eines Wärmeverbundes Voraussetzung. Bereits in einer frühen Projektplanungsphase, begannen die Gespräche mit der Gemeinde und der Wärmeverbund-Betreiberin Energie 360°. 

2026 sind bereits die ersten Wärmelieferungen durch Energie 360° geplant. Entstehen werden etappiert zwei Energieverbünde mit über 60 Kilometern Netzlänge, die die sechs Gemeinden Dielsdorf, Dällikon, Buchs, Niederhasli, Steinmaur sowie Regensdorf verbinden. In Dielsdorf und Regensdorf wird je eine Heizzentrale erstellt, durch die rund 11500 Haushalte beliefert und beheizt werden können plus Industrie und Gewerbe. Green nutzt die Abwärme bereits heute erfolgreich – im eigenen Bürogebäude, im Datacenter M sowie mit der Belieferung eines Industriebetriebs. «Dank der Abwärmenutzung kann Energie doppelt genutzt werden – für die Digitalisierung und zu Heizzwecken», erklärt Roger Süess. Da der Wärmeverbund im Kreislaufsystem funktioniert, wird wertvolle Kälte zurück in die Datacenter zur Kühlung der Räume geführt. Ein weiterer Vorteil, um Datacenter energieeffizient zu betreiben.       

Nicht nur in Sachen Klimaschutz bringt das Grossprojekt Vorteile für die Region – auch zentrale Infrastrukturen werden gezielt ausgebaut. Bis Herbst 2025 entsteht auf dem Metro-Campus ein neues, leistungsfähiges Unterwerk der EKZ. Es versorgt nicht nur das Rechenzentrum, sondern künftig auch Dielsdorf zuverlässig und unabhängig von den Unterwerken der Nachbargemeinden mit Strom. Gleichzeitig entwickelt sich der Standort zu einem bedeutenden digitalen Knotenpunkt der Region: Zahlreiche Glasfaseranbindungen laufen hier zusammen – ein neuer Datenhub auf der digitalen Landkarte der Schweiz.


«Die Nutzung der Abwärme leistet einen Beitrag zum Netto-Null-Ziel, das wir anstreben»

Denz Andreas

Quelle: zvg

Andreas Denz, Gemeindepräsident von Dielsdorf, über die Bedeutung des Green Metro-Campus für sein Dorf und die Region.

Welche infrastrukturellen Veränderungen bringt der Bau des Green Metro-Campus für Dielsdorf mit sich? 

Andreas Denz: Datacenter produzieren im Betrieb viel Abwärme. Zur Wärmegewinnung für Wohngebäude und Industrie lässt sich diese jedoch über einen Wärmeverbund äusserst sinnvoll nutzen. Von Anfang an gab es eine gute Zusammenarbeit zwischen Green, der Wärmeverbundbetreiberin Energie 360° und der Gemeinde Dielsdorf. Wir als Gemeinde unterstützen in der Kommunikation, mit Kontakten, Hinweisen und lokalem Wissen – wir sind nahe an der Bevölkerung. Der Wärmeverbund bedeutet aktuell eine grosse Bautätigkeit im Strassenbereich. Aber es lohnt sich: Dielsdorf erhält dadurch eine stabile, sichere und unabhängige Wärmeversorgung mit planbaren Preisen und lokal produzierter CO2-neutraler Wärme. Zusätzlich wird die Stromversorgung sicherer, da mit den neuen Datacentern Dielsdorf auch ein eigenes Unterwerk erhält.

Welchen Einfluss hat die Abwärmenutzung auf die Erreichung der Klimaziele?

Sie leistet einen Beitrag zum Netto-Null-Ziel, das wir bis 2040 anstreben und spätestens 2050 erreichen möchten. Die Gemeinde hat den Bau des Energieverbunds auch zum Anlass genommen, eine kommunale Energieplanung zu erstellen. Zusätzliche Massnahmen wie E-Fahrzeuge, die Umrüstung der Strassenbeleuchtung auf energiesparende LEDs und die Installation von Photovoltaikanlagen auf dem Gemeindehaus und dem Werkgebäude haben wir aufgegleist. Wir werden mit den beiden neuen Anlagen zusammen über 165000 kWh Strom pro Jahr produzieren. Die Gemeinde möchte ein Vorbild sein. Und da passt der Energieverbund Dielsdorf, der die vorhandene Abwärme sinnvoll nutzt, sehr gut in diese Strategie.

Welche weiteren positiven Effekte sehen Sie durch die Kooperation mit Green auch im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Region?

Eine sichere, stabile und unabhängige Wärmeversorgung ist ein Wettbewerbsvorteil für die Region. Mit unseren Nachbargemeinden pflegen wir seit jeher einen guten Austausch und arbeiten in verschiedenen Bereichen eng zusammen. Der Energieverbund ist ein Projekt von überregionaler Relevanz. Für das regionale Zentrum Dielsdorf werden zudem auch die Bürobauten auf dem Metro-Campus von Green Strahlkraft haben, Arbeitsplätze und damit Mehrwert schaffen. Ein starkes Gewerbe fördert den Wirtschaftsstandort – in und um unser Dorf. Wir freuen uns sehr, dass Green bei uns in Dielsdorf ist. (Interview: Karin Stei)


Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Green.

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