3D-Druck im Bau: Der weisse Turm bei Mulegns ist eröffnet
Wie eine gigantische Skuptur erhebt sich das höchste 3D-gedruckte Bauwerk der Welt in der Landschaft beim Julierpass: der Weisse Turm von Mulegns. Er ist ein Gemeinschaftswerk der Bündner Kulturstiftung Origen und der ETH Zürich. Er ist ein temporäres Wahrzeichen für den Ort und zeigt zugleich welche Möglichkeiten der 3D-Druck im Bau bietet.

Quelle: Benjamin Hofer / Nova Fundaziun Origen
Geheimnisvoll anmutendes Gebilde in Mulegns: Der Weisse Turm oder der Tor Alva in der Abenddämmerung.
Der Turm, der an die Geschichte der Bündner Zuckerbäcker erinnern soll, die einst in der Fremde ihr Glück suchten und bei ihrer Rückkehr dem Dorf zur Blüte verhalfen, ist mehr als ein temporäres Wahrzeichen für den kleinen Ort in der Nähe des Julierpasses. Er ist auch ein Forschungsprojekt der ETH Zürich, das zeigt, was mit 3D-Druck im Bau möglich ist. Federführend bei der ETH Zürich für den Bau war der Lehrstuhl für Digitale Bautechnologien von Benjamin Dillenburger, zusammen mit dem Lehrstuhl Physical Chemistry of Building Materials von Robert J. Flatt am Institut für Baustoffe (IfB), aber auch mit der Professur für Massiv- und Brückenbau von Walter Kaufmann und weiteren Kollegen aus dem Nationalen Forschungsschwerpunkt Digitale Fabrikation, wurden die Fertigungskonzepte für den Turm entwickelt.
Digitale Bauweise als grosse Chance für die Industrie
Wie Dillenburger an der Eröffnung erklärte, sieht er die digitale Bauweise als grosse Chance für die Industrie. Die Roboter hätten für den Weissen Turm 2500 Druckschichten aufgetragen. Insgesamt bestehen die Säulen aus 250 Kilometern aufgewickelten Betonspuren. Mit den präzisen Druckvorgängen in der ETH Zürich habe man denBetonverbrauch um die Hälfte reduzieren können, so Dillenburger. Derweil verglich Bundesrat Guy Parmelin, der ebenfalls an den Eröffnungsfeierlichkeiten zugegen war, das Bauwerk mit dem Pariser Eiffelturm: Beide seien eine Pionierleistung und ein Identitätsmerkmal für die Region.
Und Giovanni Netzer, Intendant des Origen Kulturfestivals, sagte gegenüber der Nachrichten-Agentur Keystone SDA: Der 30 Meter hohe Turm aus 32 gedruckten Betonsäulen sei das komplizierteste Projekt in der 20-jährigen Geschichte der Kulturstiftung gewesen. Der sechsstöckige Bau habe ihm viele schlaflose Nächte beschert. Immer wieder kamen neue Herausforderungen dazu: Veränderungen der Technologien, Reaktionen des Materials aus das Mulegnser Klima auf 1500 Metern über Meer undSchwierigkeiten beim Zusammensetzen der einzelnen Elemente waren nur einige davon.
Am Schluss resultierte eine zweijährige Verzögerung und fast doppelt so hohe Kosten. Der durch Beiträge und Spenden finanzierte Turm kostete schliesslich 4,4 Millionen Franken. Origen sucht noch immer eine halbe Million Franken, wie Netzer erläuterte.
Kritische Stimmen aus dem Dorf
Allerdings sorgte das spektakuläre Bauprojekt nicht überall für Begeisterung: . Es gäbe einige wenige, die sagen, der Turm hätte nichts mit Mulegns zu tun, erklärte Netzer gegenüner der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Hier versuche man nun, Verständnis zu schaffen. Aber, wie Netzer auch erklärte, war der Rückhalt für das Millionenprojekt grundsätzlich gross gewesen. Schliesslich hatte die Gemeinde Surses, zu welcher Mulegns gehört, die notwendige Zonenänderung genehmigt und hatte Origen bereits bei früheren Grossprojekten unterstützt. Der Gemeindepräsident sprach am Dienstag gar von einer grossen Wertschöpfung, die Origen mit dem Turm zurück ins Tal bringe. (mai/sda)
Mehr über den Bau des Turms im Artikel Weisser Turm in Mulegns: Betonfertigteile drucken vom 31. Januar 2022

Quelle: Benjamin Hofer / Nova Fundaziun Origen
Chrfisto lässt grüssen: Der verhüllte Turm vor seiner Eröffnung.

Quelle: Benjamin Hofer / Nova Fundaziun Origen
Kleines Spektakel: Mittels Helikopter wurde die Hülle weg gezogen.

Quelle: Benjamin Hofer / Nova Fundaziun Origen
Der Turm dürfte während der kommenden fünf Jahre zu einem Wahrzeichen von Mulegns werden.

Quelle: Benjamin Hofer / Nova Fundaziun Origen
Blick von unten, aus der Nähe wird die Oberfläche der Fassade deutlich.

Quelle: Benjamin Hofer / Nova Fundaziun Origen
Der Turm aus dem Innern von unten gesehen.

Quelle: Benjamin Hofer / Nova Fundaziun Origen
Geheimnisvoll anmutendes Gebilde in Mulegns: Der Weisse Turm oder der Tor Alva in der Abenddämmerung.

Quelle: Benjamin Hofer / Nova Fundaziun Origen
Von Weitem sichtbares, temporäres Wahrzeichen: Der Weisse Turm von Mulegns.