Der Brick Award kürt die weltbesten Bauten mit Ziegel
Die 50 Nominationen in den fünf Sparten des internationalen Brick Awards 2026 sind bekannt. Die Gebäude auf der Shortlist stehen für die eindrückliche Vielfalt, den Innovationsgeist und die Ästhetik des Bauens mit Ziegel.

Quelle: Michael Young
Tradition und Innovation mit Ziegel: das Wohngebäude am University Place im New Yorker Greenwich Village und die anderen 49 nominierten Bauten der Shortlist für den Brick Award 2026.
Der seit 2004 im Zweijahres-Rhythmus verliehene Brick Award bietet Architektinnen und Architekten eine Plattform. Namentlich jenen unter ihnen, die ihre Bauten mit Ziegel und keramischen Bauprodukten entwerfen: zeitlosen Materialien, die gleichsam für innovative und zukunftsweisende Architektur stehen. Organisiert und ausgerichtet wird der international renommierte Architekturpreis von der Firma Wienerberger. Wie das österreichische Unternehmen in der Medienmitteilung zur Shortlist betont, ist das Verwenden seiner Produkte für die Gebäudehülle oder die Wasser- und Energie-Infrastruktur weder eine Voraussetzung für die Teilnahme am Brick Award noch ein entscheidender Faktor im Auswahlverfahren.
Der Preis wird in fünf Kategorien vergeben: "Feeling at home" (für Einfamilienhäuser und kleine Projekte); "Living together" (städtische Wohnbauprojekte); "Working together" (Gewerbe-und Industriebauten); "Sharing public spaces" (öffentliche Bauten und Freiräume) sowie "Building outside the box" (Innovation)
Die 50 Besten von 849 Projekten
Die nun präsentierte Shortlist umfasst Vertreterinnen und Vertreter aus fünf Kontinenten. Genauer gesagt: 50 Projekte aus 21 Ländern, die eine Experten-Vorjury aus insgesamt 849 Einreichungen ausgewählt hat. Als Mitglieder der Vorjury fungierten der Journalist und Autor Wojciech Czaja, die Keramikkünstlerin, Designerin und Architektin Maria Gasparian sowie Špela Kuhar, Architektin und Gründerin des slowenischen Zentrums für Architektur. Um aus den 50 Nominierten die Gewinner zu küren, die ihre Preise am 11. Juni 2026 in Wien entgegennehmen werden, tritt eine fünfköpfige, internationale Jury in Aktion. Bauten aus dem Gastgeberland Österreich fehlen auf der Shortlist übrigens genau so wie solche aus der Schweiz. Im Folgenden eine kleine Reise rund um die Welt des Ziegelbaus zu ausgewählten Gebäuden aus der Shortlist.
Eine der nominierten Einreichungen aus dem Nahen Osten ist die Shafagh-Grabstätte in der Kleinstadt Ardakan im Zentraliran. Sie beeindruckt durch ihre umgekehrte, nach unten gewölbte Kuppel und die auf der Oberfläche frei fliessenden Inschriften. Diese verwandeln laut der Beschreibung im offiziellen Medienkit des Brick Awards ein architektonisches Element in eine Manifestation der Ausdrucksfreiheit.
Viel Grün und wenig Beton
In Asien umfasst die nominierte Aga Khan Akademie in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka eine Reihe von vierstöckigen, mit Ziegel verkleideten Gebäuden. Sie fügen sich in ein stark verdichtetes städtisches Areal ein, das von einer grossen Autobahn begrenzt wird. Mit seinen Grünflächen bietet das Ensemble einen Freiraum inmitten des dicht verbauten Umfelds. Das Metallic Bellows Factory Office in Chennai in Indien stellt eine einstöckige Ziegelstruktur dar, inspiriert von lokalen Ziegelöfen und tonreichem Boden. Durch minimierten Betonverbrauch hält es den CO²-Verbrauch gering. Das Design zeichnet sich durch ein traditionelles System mit Unterzug und Randträgern aus.

Quelle: Fangfang Tian
Mit 3 600 handgefertigten Keramikfliesen in dunklen und hellen Brauntönen verkleidet: der Rahmen in Muschelstruktur des Museums für Ton im chinesischen Yixing.
Zu den gemäss Communiqué herausragenden Einreichungen aus China zählt das von Kengo Kuma and Associates gestaltete UCCA Clay Museum in Yixing. Mit seinen Gipfelformationen nimmt dessen markantes Dach Bezug auf den nahegelegenen Berg Shushan. Der vom Studio als «von virtuellen Kugeln geformte Muschelstruktur» bezeichnete Rahmen wurde mit 3 600 handgefertigten Keramikfliesen in dunklen und hellen Brauntönen verkleidet. Diese erinnern an Farbveränderungen, wie sie beim Brennen von Keramik auftreten. Weiter nördlich, in Tianjin, befindet sich die ebenfalls in die Shortlist aufgenommene Buchhandlung Zhongshuge. Das dreistöckige Gebäude, gestaltet in Wellen speziell gefertigter Ziegel und Eisenstrukturen, bietet einen einzigartigen, immersiven Raum für seine Besucher.
Fliesen aus dem 3D-Drucker
Beispielhaft für Europa steht das niederländische Architekturbüro Studio RAP mit seinem Entwurf einer wellenförmigen Fassade eines Gebäudes an der historischen Hooftstraat in Amsterdam. Das Spezielle daran: Die Fassade ist vollständig mit 3D-gedruckten Keramikfliesen verkleidet. In Deutschland wurde in deutlich grösserem Massstab gebrannter Ton in Form von glasierten Paneelen mit einer feinen, unregelmässigen vertikalen Struktur für die Fassade der Werksgebäude des Heizkraftwerks Leipzig verwendet. Wiederverwendung war ein Thema beim Projekt Park Hill in Sheffield in Grossbritannien, einem riesigen Wohnblock in brutalistischem Baustil aus Sichtbeton. Die zu neuem Leben erweckten Ziegel kennzeichnen jede der sogenannten «Streets in the sky».

Quelle: Mark Hadden
Die Farben der Balkone harmonieren mit jenen des Mauerwerks im Wohnblock Park Hill im nordenglischen Sheffield.
Im Holocaust Museum in Melbourne in Australien wurden geschätzte 25 000 Ziegelsteine in die Fassade integriert, darunter Kombinationen aus Tonziegeln mit Glasbausteinen. Auf einem 4 000 m² grossen Grundstück an den Hängen der Steenberg Ridge in Kapstadt, Südafrika, fügt sich das Mountain House harmonisch in die halb-ländliche Landschaft ein. Die mit Bedacht gewählte Palette an Materialien bringt die Farben und Texturen der Erde zum Ausdruck und ermöglicht dem Gebäude ein würdevolles Altern.
Von Tequila und Vulkanen
In Brasilien wurde das White Bricks House mit handwerklichen Techniken unter Verwendung von freiliegenden, weiss gestrichenen Massivziegeln erbaut. Unterschiedliche Ziegelabstände schaffen unterschiedliche Grade an Offenheit und Privatheit für jeden Raum. Im Zentrum eines bemerkenswerten Beitrags aus Mexiko steht eine Produktionsstätte für Tequila: Für die Lagerhäuser und Büros von Clase Azul La Hacienda Jalisco wurden lokale Keramik und Steine aus den Ausgrabungen vor Ort verwendet, um die Gebäude in ihrer vulkanischen Topografie zu verankern. Unter den nominierten Beiträgen aus den USA befindet sich das Projekt 64 University Place. Das elfstöckige Wohngebäude im New Yorker Greenwich Village zeichnet sich durch seine händisch verlegte Ziegelfassade, Bogenfenster und ein Raster aus Pilastern aus. Das Design verbindet historische Bezüge zur Umgebung mit zeitgenössischen Details. (mgt/pew)