Weniger Unfälle wegen Corona: Suva senkt 2022 die Prämien
Im Lockdown sind in der Schweiz deutlich weniger Menschen verunfallt. Das wirkte sich auf die Finanzen der Unfallversicherung Suva aus, die 2020 ihr Betriebsergebnis auf 241 Millionen Franken vervierfacht hat. Sie reduziert im 2020 die Versicherungsprämien.
Quelle: Katharina Wieland Müller / pixelio.de
Kran (Symbolbild)
Ohne den Covid-Sondereffekt wäre die Suva allerdings in der Risikorechnung mit einem Defizit von 17 Millionen Franken in die Verlustzone gerutscht, sagte Finanzchef Hubert Niggli am Freitag vor den Medien. Die Coronapandemie bescherte ihr nun aber einen ausserordentlichen Überschuss von 253 Millionen Franken.
Dieses Geld werde sie den Versicherten 2022 zurückerstatten, was zu «historisch tiefen Prämien» führe. Allerdings sei die Spannbreite zwischen den einzelnen Branchen gross, sagte Niggli. So betrug der Rückgang der Berufsunfälle etwa bei der Luftfahrt 54 Prozent. Bereiche, in denen nicht weniger Unfälle passierten, erhalten kein Geld zurück.
Die Berufsunfälle gingen im Vergleich zum Vorjahr um 10,8 Prozent zurück, die Freizeitunfälle gar um 10,9 Prozent, wie es im Jahresberichtes heisst. Insgesamt 431'827 Unfälle und Berufskrankheiten wurden dem Unfallversicherer gemeldet, ein Minus von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wegen der Rückerstattung rechnet die Suva für 2022 mit einem Defizit. Niggli sagte, der Covid-Effekt dürfte 2021 deutlich geringer sein.
Weniger Fussball- und mehr Velounfälle
Dass die Fussballfelder während der Pandemie weitgehend leer blieben, wirkte sich stark auf die Freizeitunfälle aus – alleine die Fussballunfälle gingen um 37 Prozent zurück. Weil sich aber mehr Leute aufs Velo setzten und damit stürzten, stiegen gleichzeitig die Heilkosten und die Taggeldkosten pro Fall.
Denn während verletzte Fussballer eher kurz ausfallen und Taggeld beziehen, seien gestürzte und oft ältere Velofahrende länger rekonvaleszent. Die Hälfte der Velounfälle, die um 20 Prozent zunahmen, dürften wegen des gesteigerten Bewegungsbedürfnisses während der Pandemie passiert sein, sagte Felix Weber, Vorsitzender der Suva-Geschäftsleitung. Die Unfälle bei der Gartenarbeit nahmen um 15 Prozent zu, jene beim Heimwerken um 9 Prozent.
Profitieren können die Versicherten sämtlicher Branchen schliesslich vom Erfolg der Suva auf dem Anlagenmarkt. Hier erwirtschaftete sie 526 Millionen Franken an überschüssigen Erträgen. Auch diese kommen den Versicherten zugute, denen zusammen mit den Covid-Überschüssen somit durchschnittlich 22 Prozent der Nettoprämien erstattet werden.
Weniger Neurenten
Die Nettoprämiensätze in der Berufsunfallsparte bleiben stabil, jene für Freizeitunfälle steigen 2022 leicht wegen höherer Aufwendungen für Neurenten durch die Senkung des technischen Zinssatzes, mit dem die erwartete Verzinsung des Kapitals der Versicherten berechnet wird.
Die Zahl der Neurenten ging 2020 um 11 Prozent zurück. Dies ist laut Weber auf Verzögerungen der Abklärungen wegen der Pandemie zurückzuführen. Der jüngste Rückgang von Unfällen werde sich erst in drei bis fünf Jahren in der Bilanz niederschlagen.
Niggli sagte, das Anlageergebnis liege über dem Bedarf und über den Referenzindizes. Es zeige auch, dass die Vermögensverwaltung gut funktioniere. Man nehme keine grösseren Segmente neu ins Anlageportfolio auf, die Suva gehe seit rund 30 Jahren ähnlich vor am Markt.
Ein grosses Anliegen sei jedoch die Nachhaltigkeit der Investitionen. Hier orientiere sich die Suva an der CO2-Strategie des Bundes. Bei den Immobilien habe man diesbezüglich schon viel erreicht, bei den Finanzanlagen entwickle die Suva konkrete Massnahmen, die im Verlauf des Jahres bekanntgegeben werden.
Stellenabbau bis 2027
Seit der Pandemie überwacht die Suva die Coronaschutzmassnahmen in bestimmten Betrieben und hat bislang 19'000 Kontrollen durchgeführt. Nur in einem Prozent der Fälle seien schwere Mängel festgestellt worden. Zudem überwacht sie den Markt für Atemschutzmasken.
Wie die Suva weiter mitteilte, will sie bis 2027
künstliche Intelligenz einsetzen, um die Schadenfälle zu steuern. Das führt zum
Abbau von 170 Vollzeitstellen, möglichst durch natürliche Fluktuation. Bereits
ab nächstem Jahr würden zudem die Strukturen und Prozesse angepasst, sämtliche
Suva-Agenturen blieben aber bestehen, hier gebe es keinen Stellenabbau. (sda)