Industrieareale an der Glatt, Teil 2: Von der Ruine zum Rechenzentrum
Die Wasserkraft des kleinen Flusses Glatt wurde zuerst von Mühlen genutzt, dann von Textilfabriken, die alle ihren Betrieb einstellten. Spuren der industriellen Vergangenheit sind an der Glatt bis heute anzutreffen. Manche Areale wurden zu kleinen Quartieren ausgebaut, sowohl an der Peripherie von Zürich wie auch am unteren Flusslauf, von dem dieser Bericht handelt.

Quelle: Manuel Pestalozzi
Die Ruine von Jakobstal bei Bülach ist heute überwuchert und gut gesichert.
Alte Industrieareale sind, ähnlich wie einst Bahnhöfe, städtebauliche Pioniertaten. Von ihrer Lage möchten auch Menschen profitieren, welche nicht direkt in Verbindung stehen mit dem ursprünglichen Nutzungszweck. Das hat oft bauliche Konsequenzen: Die Bedeutung dieses Nutzungszwecks lässt meistens irgendwann nach; manchmal geht sie ganz verloren, da sich die Die Ansprüche verändern. An der Glatt folgten die Industrieareale oft auf Mühlen, welche sich die Wasserkraft zu Nutzen machten. Diverse Kleinkraftwerke wurden in Betrieb genommen, die teilweise bis heute Strom produzieren.
Mit dem Niedergang der Textilindustrie ging aber die Stilllegung fast aller Fabriken entlang der Glatt einher. Manche Areale wurden in der Folge umgenutzt, manchmal auch im grossen Stil erweitert. Besonders attraktiv war eine solche Umnutzung an der Peripherie von Zürich, an der die Glatt tangential vorbeiführt. Doch auch am Unterlauf mussten die Anlagen nach einer neuen Funktion suchen, was nicht immer glatt verlief.
Der Verlust vom Jakobstal
Der erste Artikel über die Industrieanlagen an der Glatt (siehe Baublatt 19/2025) endete unterhalb der Herzogenmühle, an der Grenze von Wallisellen zu Zürich-Schwamendingen. Der Seitenarm, an dem die historische Industrieanlage liegt, verschwindet in einem Schlitz. Er unterquert erst die Autobahn A1 und vereinigt sich bei der historischen Aubrücke und dem Heizkraftwerk Aubrugg wieder mit dem Hauptarm.
Anschliessend führt der Fluss an Moorlandschaften vorbei: dem Oberhauserriet, einst «teuerste Wiese Europas», heute Neubauquartier Opfikon-Glattpark, dem grossen Ried, heute Flughafen Zürich, und dem Neeracher Ried, heute «BirdLife-Naturzentrum». Dann nähert sich der Fluss nähert der westlichen Peripherie der Stadt Bülach. In der lieblichen Landschaft lassen sich Konturen einer Ruinenanlage aufmachen: ein Transformatorenhäuschen, eine grosse Giebelwand, ein bröckelnder Hochkamin. Sie künden vom Schicksal der Spinnerei Jakobstal, deren Name Jakobstal auf einen früheren Besitzer zurückgehen soll.
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