Implenia plant Abbau von 250 Stellen in der Schweiz
Der Baukonzern Implenia richtet seine Strategie
neu aus und plant eine grundlegende Reorganisation. Unter anderem sollen insgesamt 750 Stellen abgebaut und Unternehmensteile verkauft werden.
Quelle: Pascale Boschung
Implenia-Bohrkopf beim Bözberg-Tunnel 2017, Symbolbild.
«Die Schritte, die wir nun beschlossen haben, sich
unvermeidlich und schmerzhaft», sagte Konzernchef André Wyss an einer
Telefonkonferenz am Dienstag. Von der Restrukturierung sind von den derzeit
rund 9'700 Mitarbeitenden bis 2023 bis zu 2'000 Vollzeitstellen betroffen.
Geplant sind dabei rund 750 Entlassungen, davon 250 in der Schweiz. Hierzulande entspreche das rund 5 Prozent der Mitarbeiterzahl und damit weniger als in anderen Ländern, so der Konzernchef. Die übrigen Stellen sollen etwa durch den Verkauf von Einheiten abgebaut werden.
Implenia will sich auf Bau- und Immobiliendienstleistungen in der Schweiz und in Deutschland fokussieren. Nur der Tunnelbau und damit verbundene Infrastrukturprojekte sollen auch in anderen Märkten weitergeführt werden.
Einsparungen von 50 Millionen pro Jahr
Das bedeutet, dass die Bereiche Tiefbau und
Infrastrukturprojekte abgestossen werden sollen. Betroffen sind dabei
Aktivitäten in Schweden, Norwegen, Österreich und Rumänien. Die Lage in
Frankreich werde «beobachtet», hiess es weiter.
Weitere Einzelheiten zum Stellenabbau oder zum Volumen der geplanten Devestitionen will der CEO derzeit noch nicht nennen. Es gebe aber etwa bereits Gespräche zu möglichen Verkäufen. Die Schritte sollen Einsparungen von mehr als 50 Millionen Franken pro Jahr bringen, die einmaligen Kosten werden auf rund 60 Millionen beziffert.
200 Millionen Wertberichtigungen
Die Wertberichtigungen von rund 200 Millionen Franken seien durch eine Neubeurteilung der Risiken nötig geworden, hiess es weiter. Auch Forderungen und Rechtsstreitigkeiten wurden neu bewertet. Diese stammen aus Projekten, die vor 2019 begonnen wurden – vor allem aus der Geschäftseinheit «Civil» in Schweden und anderen Märkten.
Im Gesamtjahr 2020 rechnet der Konzern nun mit einem Betriebsverlust (EBITDA) von 70 Millionen Franken. 2021 soll dieses Ergebnis mit mehr als 200 Millionen wieder positiv werden. In der neuen Performance-Kenngrösse EBIT gerechnet sei das ein Wert von über 100 Millionen, wie es weiter heisst.
«Wir sind solide finanziert», betonte Wyss weiter. Trotz der Wertberichtigungen sei eine Kapitalerhöhung derzeit kein Thema. «Wir müssen das Risikomanagement bei den Projekten verbessern und den Fokus auf Profitabilität legen statt blosses Umsatzwachstum», betonte Wyss.
So will Implenia eine bessere Marge erreichen und die Kostenkontrolle auch während der laufenden Projekte besser führen. Der Abschreiber und die tiefe Eigenkapitalquote kommen bei den Investoren nicht gut an. Die Aktien von Implenia verlieren aktuell deutliche 22 Prozent auf 20,20 Franken. (awp sda pb)
Unia: Natürliche Fluktuation statt Entlassungen
Die Unia fordert Implenia auf, auf die Entlassungen in der Schweiz
zu verzichten und die 250 Arbeitsplätze zu erhalten. Die Firma müsse die Verantwortung gegenüber ihren
Mitarbeitenden über die kurzfristigen Renditeziele der Aktionäre
stellen, hält die Gewerkschaft in ihrem Communiqué zu den jüngsten Entwicklungen bei der grössten Schweizer Baufirma fest.
Der
Abbau sei durch natürliche Fluktuation zu erreichen. Sollte es trotzdem zu Entlassungen kommen, dann verlangt die Unia,
dass Implenia die Betroffenen mit einem vorbildlichen Sozialplan
unterstützt.
Implenia sei eine Firma mit stolzer Tradition. Bereits in der
Vergangenheit habe sich das Unternehmen erfolgreich gegen die Übernahme
durch Hedge-Fonds gewehrt, die kurzfristige Renditeziele über die
langfristigen Interessen der Baufirma stellten, heisst es im Communiqué weiter. Man erwarte, dass Implenia auch zukünftig ein solides Unternehmen bleibe
und ihre Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden über kurzfristige
Renditeziele der Aktionäre stelle. (mai/mgt)