Ausstellungstipp zum Wochenende: Diego Giacometti Im Bündner Kunstmuseum
Als Bildhauer und Designer bewegte er sich geschickt entlang der Grenze zwischen freier Kunst und angewandten Arbeiten, stand aber über Jahre im Schatten seines Bruders Alberto: Diego Giacometti. Das Bündner Kunstmuseum widmet ihm eine umfassende Retrospektive.

Quelle: Pro Litteris, Zürich
Konsole «La Promenade des Amis» von Diego Giacometti, um 1976.
Wenn Zürichs Kronenhallebar wenig besucht ist, kann man die fantasievollen, bronzenen Lampen, die im an eine luxuriöse Höhle erinnernden Raum geheimnisvolle Lichtakzente setzen, mit all ihren Details ungestört bewundern. Sie stammen von Diego Giacometti.
Alberto Giacomettis jüngerer Bruder war lange Zeit die rechte Hand Albertos. Als dieser 1929 den Innenarchitekten und Möbeldesigner Jean-Michel Frank kennenlernte, und von ihm mit Einrichtungsobjekten - etwa Wandleuchter, Kaminfassungen und Vasen – in Gips oder Bronze beauftragt worden war, dürfte damit der Grundstein für Diegos Karriere gelegt worden sein. Der handwerklich geschickte Diego führte die entsprechenden Vorarbeiten für die bestellten Werke aus, gleichzeitig unterstützte er Alberto bei seiner bildhauerischen Arbeit. Weiteres Rüstzeug für eigene Werke holte er sich in Kursen an der Académie Scandinave, einer privaten Ausbildungsstätte in Paris.
Diego und Pablo
Diegos Erfolgsgeschichte sollte aber erst nach dem Tod Albertos, 1966 , an Fahrt aufnehmen. Das zumindest ist überliefert. Mit der Ausstellung zum Werk Diego Giacomettis will das Bündner Kunstmuseum eine andere Geschichte erzählen: Dass sein künstlerisches Schaffen weit früher seinen Anfang genommen hat, verdeutlichen etwa erstmals weitgehend unbekannte Werke des Künstlers, die die Basis für seine späteren Stücke gelegt haben. – Dennoch machte ihn erst sein sein letzter grosser Auftrag weiten Kreisen der Öffentlichkeit bekannt: Diego entwarf die Innenausstattung des Pariser Picasso Museums, das heisst das Mobiliar, die Treppengeländer, Türbeschläge und Deckenleuchten.
Die Ausstellung erstreckt sich über beide Häuser des Bündner Kunstmuseums, über das Museum selbst und über die nahegelegene Villa Planta und soll damit den verschiedenen Sichtweisen auf das Werk Diego Giacomettis Rechnung tragen. In der Villa erscheinen werden die Objekte als Mobiliar im Kontext mit Werken des Vaters Giovanni und des Bruders Alberto aus der Bündner Kunstsammlung gezeigt. Derweil liegt der Fokus im Erweiterungsbau auf dem Entstehungsprozess, hier sind zahlreiche Modelle ausgestellt. Weiteres Thema ist der Formen- und Motivschatz auf dem Diego Giacomettis Kunst gründet. (mai)
Die Ausstellung «Diego Giacometti» im Bündner Kunstmuseum in Chur dauert noch bis 11. November. Weitere Informationen auf www.kunstmuseum.gr.ch