Umnutzung: In Heerlen (NL) wird eine Kirche zum Schwimmbad
In der Kirche des Heiligen Franz von Assisi im niederländischen Heerlen ist es still geworden. Gottesdienste finden keine mehr statt. Doch bald soll in ihren Mauern wieder Leben einkehren. Und zwar Dank einer Umnutzung zum Schwimmbad nach Plänen von MVRDV und den Zecc Arkitekten.

Quelle: MVRDV
Wenn die Kirche zum Bad wird: das Projekt von MVRDV und Zecc trägt den Titel "Holy Water".
«Kirchen stehen immer öfter leer, also müssen wir neue, kreative Ideen entwickeln, was wir mit diesen Gebäuden machen können», sagt Winy Maas von MVRDV. «Warum geben wir diesen Kirchen nicht wieder eine soziale Funktion, wie sie früher einst hatten? Ein öffentliches Schwimmbad ist dafür ideal geeignet. Man stelle sich vor, Rückenschwimmen mit Blick auf ein Kirchengewölbe und Buntglasfenster.»
Was auf den ersten Blick ausgefallen erscheint, ist auf den zweiten pragmatisch. Dies gilt zumindest für die Kirche des Heiligen Franz von Assisi im niederländischen Heerlen. Der über hundertjährige Backsteinbau aus der Feder des Rotterdamer Architekten Piet Buskens steht unter Denkmalschutz und ist 1982 saniert worden. Doch seit bald drei Jahren finden hier keine Gottesdienste mehr statt. Gleichzeitig sind in der Zwischenzeit die Besucherzahlen in den städtischen Schwimmbädern angestiegen.
Im nicht mehr genutzten Gebäude mit einem neuen Bad für neues Leben zu sorgen lag laut den Architekten nahe. Das Besondere an den Plänen von MVRDV und Zecc: Das Schwimmbecken, das im Kirchenschiff Platz finden soll, wird so angelegt, dass der Boden stark angehoben werden kann. Auf diese Weise lässt sich das Bassin komplett abdecken; in dem Raum können so auch kulturelle Aktivitäten stattfinden. Wie die Architekten erklären, kann der gesamte Poolbereich auch mit einer flachen Wasserschicht gefüllt werden: «Zusammen mit der richtigen Beleuchtung wird sich das Innere der Kirche im flachen Becken reflektieren, und die Besucher können in der Kirche gewissermassen auf dem Wasser gehen.»
Glaswände schützen Malereien, Mauern und bunte Fenster
Erhalten bleibt bei alledem jedoch nicht nur das Äussere des Baudenkmals. Die Glasfenster sollen auch künftig im Innern für ein Licht- und Farbenspiel sorgen. Ebenso erhalten bleiben die Malereien, zudem sollen die ursprünglichen Mauern auch in Zukunft sichtbar bleiben. Um all dies vor der Feuchtigkeit zu schützen, wird der Badebereich mit Glaswänden vom Rest des Gebäudes abgetrennt. Derweil wird das Dach von Aussen mit einer Isolierung versehen, die dann wieder unter der originalen Dachabdeckung verborgen wird. Dies um einerseits im Innern den Blick auf das originale Mauerwerk zu erhalten und andererseits den Wärmeverlust zu senken und das Aussehen der Kirche zu erhalten.
Nicht ganz aus der Kirche entfernt werden auch die Bänke: Die Architekten wollen sie in die den Badebereich umgebenden Glaswände integrieren, sie sollen den Badenden als Sitzgelegenheit dienen, und den übrigen Gästen, hinter der Glaswand als Stehtische. Und die Kanzel bekommt ebenfalls eine neue Funktion: Sie dient künftig dem Bademeister als Hochsitz.
«Die
Umnutzung der Kirche fügt sich in die weitere Entwicklung des
Stadtzentrums ein», schreibt MVRDV in der Medienmitteilung. Das neue Bad
ist Teil eines grösseren Projekts, mit dem das Stadtzentrum weiter
entwickelt wird. Im Zuge dessen wird etwas das Kino Rivoli-Royal
saniert, eines der ältesten Kinos der Niederlande, und ein römisches
Museum geschaffen. Allzulang dauert es übrigens nicht, bis man unter dem
Kirchendach abtauchen kann. 2027 soll es so weit sein. (mai/mgt)

Quelle: MVRDV
Blick über das Waser zur Orgel. Die Dachkonstruktion wird von der Feuchtigkeit abgeschirmt, in dem über dem Bad ein Glasdach angebracht wird.

Quelle: MVRDV
Die Kirche von der Frontseite her gesehen im Querschnitt.

Quelle: MVRDV
Die Architektur der Kirche ist im Innern nach wie vor zu sehen.

Quelle: MVRDV
Querschnitt der Kirche.

Quelle: MVRDV
Die orginalen Wände werden mit einer Glaswand vom Badebereiche abgetrennt, gleichzeitig wird so Raum für ein Café geschaffen.

Quelle: MVRDV
Bei komplett angehobenen Boden können unterschiedlichste Anlässe in der einstigen Kirche durchgeführt werden.

Quelle: MVRDV
Wenige Zentimeter Wasser sorgen im beinahe ganz angehobenen Bassinboden für besonder Lichterspiele.

Quelle: MVRDV
Der Eingangsbereiche des Bades von Aussen.

Quelle: MVRDV
Die Kirche von Aussen.