Erneuerung des Theaters St. Gallen: Sanierung einer Brutalismus-Ikone
Die Sanierungsarbeiten am Theater St. Gallen laufen zurzeit auf Hochtouren. Teil des rund 48 Millionen Franken teuren Gesamtprojekts sind ein Provisorium, ein Anbau und die Aufrüstung und Instandsetzung des brutalistischen Gebäudes. Zu denken gab den Verantwortlichen aber nicht etwa der sechseckige Grundriss, sondern viel eher der Sichtbeton.

Quelle: Stefan Breitenmoser
Theater St. Gallen: Für die einen ein «hässlicher Betonklotz», für die anderen eine «Ikone der Nachkriegsarchitektur».
Anecken ist wohl das richtige Verb für das Theater St. Gallen. Denn angeeckt hat es schon immer. Einerseits nur schon deshalb, weil es kaum ein zweites Gebäude in der Schweiz gibt, das über so viele Ecken verfügt. Denn das Theater, das 1968 eröffnet wurde, beruht auf einem Grundriss aus einem Raster von Sechsecken.
Diese Grundidee begründete der 2004 verstorbene Architekt Claude Paillard mit der Tatsache, dass sich ein Zuschauerraum von der Bühne her auf-weiten solle, also von der Bühnenkante zwei offene Winkel ausgehen. Daher kam fast nur ein Sechseck in Frage, das Paillard aber äusserst konsequent durchzog. Bis in die hintersten Winkel ist das Sechseck anzutreffen, sogar in den Türgriffen oder der Beleuchtung.
Andererseits eckt das Theater St. Gallen aber auch optisch an. So sprechen die einen von einer «Ikone der Schweizer Nachkriegsarchitektur», während es für andere nur ein «hässlicher Betonklotz» ist. Deshalb stand sogar kurz zur Debatte, das in die Jahre gekommene Gebäude abzureissen und durch einen Neubau zu ersetzen.
Doch dies wäre nicht nur aus Sicht von Fans brutalistischer Nachkriegsarchitektur, von denen das Theater St. Gallen einer der wenigen Zeugen hierzulande ist, schade gewesen, sondern es wäre vor allem mit geschätzten Kosten von 150 Millionen Franken etwa drei Mal so teuer geworden wie die Sanierung und Erneuerung. «Es ist ein Zeitzeuge», sagt denn auch Projektmanager Sacha Vaucher vom kantonalen Hochbauamt. «Ich bezweifle, dass man das Theater heute noch so bauen würde. Aber räumlich ist es sehr interessant. Wie man sich als Zuschauer erst ins Gebäude reinducken muss, dann auf diese riesige Parkfassade zugeführt wird, bevor man von dort den Saal erleben kann. Das ist immer noch zeitgemäss und richtig gut gemacht.»
Volumen aufteilen
Tatsächlich stellte sich die Frage der Raumaufteilung schon damals beim Bau. Vor seiner Eröffnung 1968 war das Theater St. Gallen am Bohl untergebracht, dort wo heute McDonalds seine Burger verkauft. Am neuen Ort am Rande des Stadtparks, zwischen dem 1877 eröffneten Kunstmuseum und der 1909 eröffneten Tonhalle, war der Platz allerdings eng bemessen.
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