Umzug der Superlative: 713 Tonnen schwere Kirche von Kiruna verschoben
Ein 713 Tonnen schweres Bauwerk auf Rädern: Die markante Holzkirche in Kiruna ist in einem Stück um fünf Kilometer verschoben worden. Der spektakuläre Umzug wurde nötig, weil das riesige Eisenerzbergwerk Teile der Stadt zunehmend instabil werden lässt.

Quelle: Mammoet
Eine Kirche auf Wanderschaft: Das 713 Tonnen schwere Gotteshaus von Kiruna wurde in einem Stück um fünf Kilometer verschoben.
Die Kiruna-Kirche gilt als eines der bedeutendsten Holzbauwerke Schwedens. Entworfen vom Architekten Gustaf Wickman, verbindet das Bauwerk amerikanische Holzarchitektur mit Einflüssen der norwegischen Stabkirchen und lehnt sich in seiner Form an eine samische Kota an – eine traditionelle Behausung des indigenen Volkes im Norden Fennoskandinaviens. Auch der Innenbereich des Sakralbaus ist teilweise mit von Samen inspirierten Motiven verziert.
Erzabbau bedroht alten Stadtkern
Mit 40 Metern Länge, fast 30 Metern Breite und einem Gewicht von 713 Tonnen gehört das Bauwerk zu den grössten Holzkirchen Schwedens. Das Gotteshaus sowie viele andere Bauten Kirunas wurde aber zunehmend vom Erzabbau der Minengesellschaft LKAB bedroht, die den alten Stadtkern untergräbt. Denn das riesige Eisenerzbergwerk, das als das grösste der Welt gilt, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder in die Tiefe erweitert. Teile der Stadt sind deshalb instabil geworden und es besteht Einsturzgefahr.
Vor diesem Hintergrund liegt seit 2014 ein Umzugsplan vor, der eine schrittweise Übersiedlung der Stadt Kiruna bis 2033 vorsieht. 23 andere Kulturdenkmäler sowie zahlreiche Wohn- und Verwaltungsgebäude wurden im Zuge dessen bereits versetzt. Doch der Umzug der Kirche, die gleichzeitig das Wahrzeichen von Kiruna bildet, galt als ein besonders symbolträchtiger Schritt. Acht Jahre lang wurde die Verschiebung des Bauwerks um rund fünf Kilometer in das neu entstehende Stadtzentrum geplant.

Quelle: Mammoet
Anschliessend wurde die Kirche mit einer Geschwindigkeit von maximal einem Stundenkilometer zum neuen Standort bewegt.
Beauftragt vom Bauunternehmen Veidekke und der LKAB, übernahm das auf Schwerlasttransporte spezialisierte niederländische Unternehmen Mammoet den ambitionierten Umzug. Wie das Unternehmen kürzlich mitteilte, waren mehr als 1000 Stunden Planung nötig, um die «Kirchenwanderung» vorzubereiten. Mammoet arbeitete dabei nach eigenen Angaben eng mit Veidekke und Holzbau-Spezialisten zusammen, um das Verhalten des Gebäudes beim Anheben und Transportieren zu modellieren und zu testen.
Kirche unbeschadet versetzt
Die Verschiebung selbst erfolgte schliesslich am 19. und 20. August unter grossem öffentlichem Interesse – sogar Schwedens König Carl XVI. Gustaf war vor Ort. Für das Manöver wurde das tonnenschwere Gebäude zunächst um 1,3 Meter angehoben und auf Stahlträger gehoben, die von zwei Zügen mit 28 Achsen sogenannter «Self-Propelled Modular Transporter» (SPMTs) gestützt wurden. Anschliessend wurde die Kirche mit einer Geschwindigkeit von maximal einem Stundenkilometer zum neuen Standort bewegt.
Ein speziell entwickeltes Überwachungssystem stellte sicher, dass die tonnenschwere Konstruktion während des gesamten Transports stabil blieb und die maximal zulässige Neigung von 7,5 Zentimetern nicht überschritten wurde. Nach knapp zwei Tagen erreichte die Kirche schliesslich unbeschadet ihr Fundament im neuen Stadtzentrum von Kiruna. Die Kosten von umgerechnet rund 44,5 Millionen Euro für den aufwändigen Transport zahlt die LKAB.
In den kommenden Tagen soll nach Angaben von Mammoet auch der 90 Tonnen schwere freistehende Glockenturm der Kirche umgesetzt werden.

Quelle: Mammoet
Ein speziell entwickeltes Überwachungssystem stellte sicher, dass die tonnenschwere Konstruktion während des gesamten Transports stabil blieb und die maximal zulässige Neigung von 7,5 Zentimetern nicht überschritten wurde.

Quelle: Mammoet
Die Verschiebung selbst erfolgte am 19. und 20. August unter grossem öffentlichem Interesse. Das Manöver wurde teilweise per Livestream übertragen.

Quelle: Mammoet
Nach knapp zwei Tagen erreichte die Kirche schliesslich unbeschadet ihr Fundament im neuen Stadtzentrum von Kiruna.

Quelle: Mammoet
Mit 40 Metern Länge, fast 30 Metern Breite und einem Gewicht von 713 Tonnen gehört das Bauwerk zu den grössten Holzkirchen Schwedens.