20:08 BAUPRAXIS

Burg bei der Kartause Ittingen entdeckt

Teaserbild-Quelle: zvg / J. Naef

In der Nähe der Kartause Ittingen ist ein Burgenforscher auf eine Burg gestossen, laut Kanton Thurgau ist sie «von grossem historischem Interesse». Entdeckte wurde die kleine Anlage aus dem 10. un 11. Jahrhundert nicht draussen unter freiem Himmel, sondern auf der hochaufgelösten Lidar-Karte des Kantons Thurgau.

Visualisierung der Burgstelle Töbeli

Quelle: zvg / J. Naef

So könnte Burgstelle Töbeli ausgesehen haben.

Die Geländeformation in der Flur Töbeli bei Uesslingen-Buch im Thurgau weckte das Interesse von Burgenforscher Heinz Moll, als er sich am Bildschirm durch die hochaufgelöste Lidar-Reliefkarte des Kantons Thurgau scrollte: zwei kleine von steilen Gräben umgebene Plateaus. Zudem entdeckt er daneben mehrere alte Hohlwege. Beides sind typische Merkmale früher Burgen oder vielmehr für sogenannte Motten oder Erdwerke

In der Folge meldete Moll seine Beobachtung dem Amt für Archäologie des Kantons Thurgau, worauf eine amtlich bewilligte Prospektion des Grundes durchgeführt wurde. Dabei sind laut Medienmitteilung entscheidende Beweisstücke an Licht gelangt: Nebst einer kleinen Keramikscherbe kamen mehrere Eisenobjekte zum Vorschau; darunter drei mittelalterliche Geschossspitzen, die sich aufgrund ihrer Form aus dem 11. bis 12. Jahrhundert datieren. - Anhand vergleichbarer Fundstellen lässt sich vermuten, wie die Burg im Töbeli in etwa ausgesehen haben könnte:  Ein mehrgeschossiger Turm aus Holz wurde von einer Palisade und tiefen Gräben geschützt.

Allerdings will das Amt für Archäologie Thurgau wird auf den neu entdeckten Burgplateaus keine Grabungen durchführen: Allfällige Strukturen und Funde sollten im Boden bleiben und so für zukünftige Forschungen bewahrt werden, schreibt der Kanton.  Das geborgene Fundmaterial werde zurzeit im Amt für Archäologie konserviert und restauriert.

Burg in der Flur Töbeli «von grossem historischem Interesse»


Drei mittelalterliche Geschossspitzen aus Eisen von der Burgstelle Töbeli

Quelle: zvg

Drei mittelalterliche Geschossspitzen aus Eisen von der Burgstelle Töbeli.

Wie der Kanton in seinem Communiqué schreibt, ist die Entdeckung der Burg in der Flur Töbeli «von grossem historischem Interesse». Dies, weil sich die Burg nur knapp einen Kilometer westlich der Kartause Ittingen befindet. Gemäss historischen Quellen ist die Kartause am Standort der Burg der Herren von Ittingen errichtet worden. Dabei stellt sich die Frage, wo hat die Burg im 11. und 12. Jahrhundert gelegen hat. Eine Urkunde aus dem Jahr 1079 erwähnt eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Abt Eckehard II. von Reichenau und Abt Ulrich III. von St.Gallen: Die  Burg Ittingen soll im selben Jahr, aus dem die Urkunde stammt, dem Erdboden gleich gemacht worden sein. Neuere Dokumente belegen, dass sie danach wieder aufgebaut worden ist. Nicht überliefert ist jedoch ihr genauer Standort.

Um hinter des Geheimnis Burg zu gelangen, suchten Archäologen schon vor über hundert Jahren das Gelände ab: Mittlerweile wird von drei möglichen Standorten ausgegangen, an denen sich der Stammsitz der Herren von Ittingen befunden haben könnte. Die eine Burgstelle liegt in der Flur Chrüzbuck in der Gemeinde Warth-Weiningen, rund 350 Meter südlich von der neu entdeckten Anlage im Töbeli. Einige Historiker vermuten die Stammburg innerhalb der Kartause Ittingen. Sie berufen sich dabei wörtlich auf eine Urkunde von Papst Eugen III. von 1152, in der den Brüdern Albert, Berchtold und Ulrich von Ittingen erlaubt wird, auf ihrer Burg zu Ittingen ein Kloster zu erbauen.

Burg war direkt ans regionale Wegnetz angebunden

Im Gegensatz zu heute befanden sich Burgstellen Chrüzbuck und Töbeli im Mittelalter an einer wichtigen Verkehrsachse: Ein Hohlweg führte vom Töbeli direkt hinunter zur Burgstelle Chrüzbuck, die sich an einer Ost-West-Verbindung auf der nördlichen Thurterrasse lag. Dies verband wiederum die beiden Flussübergänge bei Uesslingen respektive südöstlich der Kartause Ittingen. Die neu entdeckte Burg sei also direkt ans regionale Wegnetz angebunden gewesen, heisst es in der Medienmitteilung. Viellicht sei sie sogar an einer überregionalen Verbindung zwischen Winterthur und Konstanz gelegen. (mgt/mai)


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