Die «Medusa von Hallstatt» kam auf einer Baustelle ans Licht
Die Baustelle der neuen Standseilbahn im oberösterreichischen Hallstatt befindet sich auf geschichtsträchtigem Grund, vor rund 1900 Jahren lag hier eine römische Siedlung. Eine Notgrabung förderte kürzlich ein Kleinod zutage: die «Medusa von Hallstatt», eine Kamee aus schwarzweissem Achat.
Quelle: Michael Maritsch
Die Medusa von Hallstatt enstammt vermutlich einer Werkstatt in Auquileia.
Zurzeit laufen im oberösterreichischen Hallstatt die letzten Arbeiten an der neuen Standseilbahn, sie fürht von Hallstatt auf den Rudolfsturm respektive zum Hochtal hinauf. Im Juni wird sie eröffnet. Während sich von der Bergstation eine spektakuläre Aussicht auf den Hallstättersee bietet, gelangte im Zuge von Notgrabungen auf der Baustelle der Talstation – sie befindet sich auf dem Grund einer einstigen römischen Siedlung - im Sommer ein nicht minder spektakulärer, aber winziger Fund an Licht: die «Medusa von Hallstatt», eine Kamee aus schwarzweiss gebändertem Achat von exquisiter Schönheit.
Von Aquileia nach Hallstatt
Das Kleinod ist lediglich 1,5 Centimeter hoch und vermutlich im 2. Jahrhundert in einer Werkstatt in Aquileia geschnitzt worden. Laut dem Archäologen-Team der mit den Untersuchungen beauftragten Ardis Archäologie GmbH und der OÖLKG, der grössten Kulturinstitution des Landes Oberösterreich, dürfte es Teil der Halskette einer wohlhabenden Römerin gewesen sein. Sie zähle zu den bedeutendsten Einzelfunden aus der römischen Antike in Oberösterreich, so Landesarachäologe Stefan Traxler.
Neben der Kamee wurden laut Communiqué verschiedene Streufunde gemacht, es kamen auch weitere Fundamentreste zum Vorschein. – Die Kamee liefere neue Hinweise auf die frühe Nutzung des Areals heisst es weiter. Sie zeige, wie eng Hallstatt seit Jahrtausenden mit Geschichte verbunden sei. (mai/mgt)
Quelle: J. Klammer / St. Traxler, Orthofoto: Land OÖ
Römische Fundzonen in Hallstatt - und der Fundort der Medusa von Hallstatt.
Die Sage der Medusa
Quelle: Alexander Runciman
Die Sage der Medusa beflügelte auch später die Kunst: Perseus und die schlafende Medusa. Radierung um 1774 des schottischen Historienmalers Alexander Runciman (1736 –1785).
Der Sage nach hatten die Meeresgottheiten Phorkys und Keto hatten drei Töchter, die Gorgonen. Eine davon war die im Gegensatz zu ihren Schwestern sterbliche Medusa: Ihre aussergewöhnliche Schönheit weckte das Interesse Neptuns, der sich in einem Tempel der Minerva an sie heranmachte und vergewaltigte. Der Zorn Minervas, der Göttin der Weisheit und der Kriegsführung, liess nicht lange auf sich warten. Jedoch entlud er sich nicht über dem Meeresgott, sondern über seinem Opfer: Minerva verwandelte die junge Frau in ein Ungeheuer mit geflügeltem Kopf und Schlangenhaaren. Fortan versteinerten diejenigen umgehend, die ihr in die Augen sahen. Doch das reichte nicht: Minverva überliess dem Helden Perseus, der den Auftrag erhalten hatte, Medusa zu töten, ein verspiegeltes Schild. Damit konnte dieser ohne direkten Blickkontakt gegen Medusa kämpfen – und sie enthaupten. Der Kopf der einstigen Schönen diente ihm fortan als Superwaffe.
Das Haupt der Medusa – auch Gorgoneion genannt – war in der griechischen und römischen Antike ein beliebtes Motiv: Es war ein Schutzsymbol, das Unheil abwehren sollte. Der Frauenkopf mit den Schlangenhaaren war daher vielerorts gegenwärtig, sei auf Fassaden, im Innern von Gebäuden, auf Waffen oder eben auch als Schmuck. (mgt/mai)
Quelle: Salzwelten/H. Pernkopf
Die Grabungen bei der Talstation: Hier war man auf das Kleinod gestossen.