10:57 BAUPRAXIS

Alte Jacken wärmen Waisenkinder

Geschrieben von: Jovana Djuric (jod)
Teaserbild-Quelle: Gasser Felstechnik AG

Was tun, wenn beinahe neuwertige Arbeitskleider ausgemustert werden müssen, weil sie nicht mehr aktuellen Normen genügen? Die Gasser Felstechnik AG hat mit Unterstützung der Organisation Rosa World Wide Kindern und Jugendlichen eines Waisenhauses in der indischen Himalaya-Region Jacken gespendet.

Das Schwellenland Indien ist eigentlich bekannt für sein tropisches Klima. Doch nicht immer und überall ist es warm. Dies gilt für den Bundesstadt Sikkim in der Himalaya-Region. Zwar ist der Winter mit zwei Monaten kurz, aber bitterkalt. Die Kinder und Jugendlichen im Waisenhaus des Klosters Shurishing Yungdrung Kundrakling bekommen diese Kälte besonders deutlich zu spüren. Warme Winterkleidung wie in der Schweiz, kennen die zwischen 6-und 18-Jährigen nicht.

Der Organisation Rosa World Wide, die das Heim unterstützt, war schnell klar dass Handlungsbedarf besteht. So kam die Gasser Felstechnik AG ins Spiel. Genau wie das Kloster hatten sie ein Problem. Nämlich mit Arbeitsjacken, die nicht mehr den aktuellen, strengen Normen genügten. Für das Bauunternehmen stand fest, dass die teils noch originalverpackten und kaum gebrauchten Jacken anstatt weg geworfen gespendet werden sollen. Denn auch wenn sie den Normen nicht mehr entsprachen, waren die orangen Jacken aus hochwertigem Material.

Rosa World Wide

Die Hilfsorganisation Rosa World Wide die 2011 von Heidy Müller aus Obwalden gegründet wurde, setzt sich für Waisen und Halbwaisen in der Himalaya-Region ein. Um die Kinder zu unterstützen und die verschiedenen Herzensprojekte weiterzuführen ist die Organisation dankbar für Sponsoren.

Der Kontakt kam über Heidy Müller zustande, die Gründerin von Rosa World Wide. Daraufhin folgte die Austausch-Aktion: «Die Situation war optimal, so konnten wir die Jacken für einen sinnvollen Zweck einsetzen und mussten sie nicht fortwerfen», erklärt Pascal Limacher von der Gasser Felstechnik AG. Am Ende waren so viele Arbeitskleider übrig, dass diese sogar nach Afrika, nach Burkina Faso gespendet werden konnten.

Das neue Mädchenkinderheim

Rosa World Wide unterstützte nicht nur dieses Projekt, sondern hat es auch geschafft, ein neues Mädchenkinderheim zu bauen, das von der Othmar Bamert Stiftung aus Luzern finanziert wurde. Die Bauarbeiten starteten im Februar 2016. Nach fast zwei Jahren ist es nun fertig. Das Mädchenheim wurde im gleichen Stil wie das Jungenheim errichtet: Mit einer Stahlbeton-Skelettbauweise und Ziegelausmauerung ist das Gebäude erdbebensicher.

Der Baufortschritt wurde hier vor allem durch die klimatischen Verhältnisse bestimmt, weshalb zu einigen Zeiten massive Wasserknappheit herrschte, sodass der Beton nicht angerührt werden konnte. Umgekehrt gab es auch Überschwemmungen. Doch das Endergebnis ist positiv. Das Budget wurde nicht überschritten und der Klostervorstand managte alles nach Plan. Erste Sponsoren für die im neu gebauten Heim untergebrachten Mädchen gibt es auch schon. Hans Krummenacher von der PK Bau AG überreichte Heidy Müller Ende Februar einen Scheck über 15 000 Franken aus den Erlösen der Kundenweihnachtsgeschenke. Damit solche Herzensprojekte weiterlaufen können, braucht es viel Disziplin, Zielstrebigkeit, Geduld und das Wichtigste: viel Unterstützung.

Interview mit der Gründerin Heidy Müller

Quelle: zvg

Die Gründerin Heidy Müller mit den jungen Mönchen in Sikkim.

Wofür steht Rosa World Wide und was möchten Sie damit bewirken?

Es geht uns darum Kindern aus schwierigen Verhältnissen, zumeist aus den untersten Gesellschaftsschichten respektive Kasten, eine faire Chance auf eine selbstbestimmte Zukunft zu bieten. Unser Projekt ist auf eine langfristige Verbesserung der Lebenssituation dieser Kinder ausgerichtet. Es geht also nicht nur darum die «süssen Kleinen» von der Strasse zu holen und für einige Jahre durchzufüttern. Es geht darum, ihnen ethische Werte zu vermitteln. Und auch Bildung, die sie dazu befähigt, einen Beruf zu erlernen.

Wann ist ihr Ziel erreicht?

Unser Ziel ist erreicht, wenn die Kinder, die wir ab einem Alter von zirka vier Jahren unter unsere Obhut nehmen, mit 20Jahren eine Arbeitsstelle haben, mit der sie eine eigene Familie ernähren können. Ebenfalls wäre es ein grosses Glück wenn wir gelegentlich ein besonderes intelligentes Kind soweit fördern können, dass es eine akademische Ausbildung absolviert. Das würde den Mythos, wonach Arme dumm sind, stark erschüttern.

Wie wurden die Bauarbeiten des Mädchenkinderheims finanziert und gab es Schwierigkeiten dabei?

Wir hatten, in Absprache mit der Othmar Bamert Stiftung, eine erhebliche «finanzielle Reserve» zurückgestellt, da wir wie selbstverständlich davon ausgegangen waren, dass bei einem derartigen Bauvorhaben in einem Schwellenland «Versickerungsverluste» völlig unvermeidbar sind. Zu unserer immensen Verblüffung wurde das Projekt Anfang 2018 jedoch finanziell als «Punktlandung» abgeschlossen. Die Reserve musste nicht angetastet werden.

Wie vielen Bewohnerinnen bietet das Heim Platz?

Das Heim war ursprünglich für 25Mädchen vorgesehen. Da der Abt es nicht übers Herz bringen wird, Kinder abzulehnen, werden am Ende wohl 50Mädchen dort untergebracht.

Haben Sie ein nächstes Projekt schon vor Augen ?

In der Zukunft verschiebt sich der Fokus auf der Vermittlung einer hochwertigen Ausbildung für die Kinder respektive Jugendlichen. Es ist sicherlich schwieriger hierfür Sponsoren zu finden, als für «niedliche Kleinkinder». Aber wir haben auch hier schon sehr positive Rückmeldungen bekommen von Sponsoren, die weitsichtig genug sind, sich an einem ausgereiften und langfristig angelegten Konzept mit hoher symbolischer Durchschlagskraft zu beteiligen. (jod)

Geschrieben von

Ehemalige KV-Lernende.

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