20 Jahre Bauer Spezialtiefbau Schweiz: Tiefbau fast ohne Aushub
Die Bauer Spezialtiefbau Schweiz AG feiert ihren 20. Geburtstag – mit einem Besuch auf der Baustelle: Hier können die geladenen Fachleute mitverfolgen, wie sich dank dem Mixed-in-Place-Verfahren eine tiefe Schlitzwand erstellen lässt – fast ohne Aushub und entsprechend energiesparend.

Quelle: Ben Kron
Mixed-in-Place: Mit dem Spezialgerät wird die Wand der Baugrube ausgebohrt und anschliessend vor Ort mit dem nötigen Bindemittel gemischt.
Die Bauer Spezialtiefbau Schweiz AG, ein Unternehmen der
international tätigen Bauer Gruppe, feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges
Bestehen. Dieses bedeutende Jubiläum wird im stilvollen Rahmen in Ehrendingen
AG in unmittelbarer Nähe einer grossen Bauer-Baustelle begangen.
Bruno Huber, der Geschäftsführer der Bauer Spezialtiefbau
Schweiz AG, begrüsst die geladenen Gäste und Vertreter des Mutterkonzerns zu
einem abwechslungsreichen und fachlich anspruchsvollen Programm und spricht
zunächst drei Mitarbeitern Dank und Anerkennung aus, die seit der Gründung der
Firma dabei sind. Nach einem gemeinsamen Mittagessen erhalten die Teilnehmenden
spannende Einblicke in die Entwicklungsgeschichte des Unternehmens sowie eine
fundierte Einführung in das innovative Mixed-in-Place-Ver-fahren – eine
Eigenentwicklung der Bauer Gruppe, die neue Massstäbe im Spezialtiefbau
setzt.
Innovation live in der Ausführung
Den spannenden Abschluss bildet ein Besuch auf einer
nahegelegenen Baustelle, wo das vorgestellte Verfahren live in der Ausführung
erlebt werden kann. Die eindrucksvollen Maschinen und die technische Präzision
vor Ort machen die Theorie unmittelbar greifbar und unterstreichen die
Innovationskraft des Unternehmens.
Auch wenn die Schweizer Niederlassung der Bauer Gruppe ihr
rundes Jubiläum feiert, ist das Unternehmen bereits seit deutlich mehr als
zwanzig Jahren in der Schweiz aktiv. Das 1972 eröffnete Parkhaus «Montblanc» in
Genf, das komplett von der Rhône bedeckt ist, gilt als erstes Prestigeprojekt
des Unternehmens. Die Arbeiten an der Westtangente Zürich sind später ein
weiteres Grossvorhaben, woran die Bauer Gruppe mit einer Schweizer
Projektabteilung mitwirkte.

Quelle: Ben Kron
Gruppenbild mit der mächtigen Dreifachschnecke: Die geladenen Fachleute konnten sich vor Ort überzeugen, wie das Mixed-in-Place-Verfahren in der Praxis aussieht.
Seit den 60ern in der Schweiz aktiv
Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens begann indes noch
früher: In den 1960er Jahren wurde die von Karlheinz Bauer neu entwickelte
Ankertechnik in Zürich erstmals in der Schweiz eingesetzt. Diese vereinfacht
die Erstellung von Baugruben entscheidend durch den Einsatz von vorgespannten
Ankern, die durch Bohrungen direkt in den Baugrund eingebracht werden. Die bis
dahin notwendige Aussteifung der Wände durch Baumstämme oder Stahlstreben
konnte fortan entfallen.
«Die Projekte in der Schweiz waren dabei eigentlich nie
'Business as usual'», erinnert sich Harry Blaskowitz, ein Mitarbeiter aus der
Gründungszeit in seinem Abriss über die Geschichte von Bauer in der Schweiz.
«Wir arbeiteten hier stets in einem besonders komplexen und anspruchsvollen
Umfeld und waren deshalb auch gezwungen, immer wieder etwas Besonderes zu
bieten.» Blaskowitz führt in seinem Referat sehr anspruchsvolle Randbedingungen
auf wie die hochkomplexen und kleinräumig wechselnden Schweizer Untergrundverhältnisse,
die ständig steigenden Anforderungen an den Umweltschutz und die
Arbeitssicherheit. «Der Spezialtiefbau hat viele und tiefgreifende
Veränderungen erlebt, die der Bauer-Konzern wesentlich mitgeprägt hat. Wir
standen und stehen vor der Herausforderung, beständig neue Technologien und
Methoden umzusetzen, und zwar durchdacht, ressourcenschonend, effizient und
kostengünstig.»
Gründung wegen Projekt
Nach einer Reihe von innovativen Projekten hierzulande,
wurde die Bauer Spezialtiefbau Schweiz AG im Jahre 2005, im direkten
Zusammenhang mit einem be-sonderen Projekt gegründet: eine neue
Mehrfachturnhalle für das Berufsbildungszentrum Baden, eine Baustelle mit nicht
alltäglichen Abmessungen. Bauer realisierte hier eine spektakuläre Schlitzwand,
welche die Grenzen des damals technisch Möglichen auslotete.
Dieses Projekt markiert die Geburtsstunde der Bauer
Spezialtiefbau Schweiz AG, die heuer ihr 20-Jahr-Jubiläum feiert und dabei auf
eine noch junge, aber sehr erfolgreiche Firmengeschichte zurückblicken kann.
Bauer vermochte sich dabei auf dem Markt als Technologieführer zu
positionieren.

Quelle: Ben Kron
Bauer-Fachspezialist André Seidel erläutert die Vorzüge des Mixed-in-Place-Verfahrens, einer Eigenentwicklung der Bauer-Gruppe.
Premiere für Mikropfähle
In einem zweiten Referat unterstreicht der
Bauer-Fachspezialist André Seidel, dass das Unternehmen dabei eine Reihe von
technisch äusserst anspruchsvollen Arbeiten ausgeführt hat: «Beim
Kienbergtunnel in Sissach waren wir die ersten, die in der Schweiz Mikropfähle
verbaut haben». Die damals noch neue Methode hat sich seit der Fertigstellung
2006 beim Autobahn-Tunnel bewährt und wird heute breit angewendet.
Eine andere neue und bahnbrechende Technologie ist das von
Bauer entwickelte «Mixed-in-Place-Verfahren», welches das Unternehmen seit
Mitte der 1990er Jahre mit einer eigenen Abteilung realisiert. «Es gibt
verschiedene Bodenmischver-fahren», erläutert Seidel. «Aber Mixed-in-Place ist
– wie der Name schon sagt – das einzige, bei dem der Boden an Ort und Stelle
verarbeitet wird.» Abtransporte von Material fallen weitgehend weg, weil das
vorhandene Bodenmaterial an Ort und Stelle homogenisiert wird. «Um eine ideale
Homogenisierung des Boden-Suspensions-Gemisches über die ganze Bohrtiefe zu
garantieren, arbeiten wir mit einer Dreifach-Schnecke», erläutert André
Seidel.
Zwangsmischer-Effekt
Die optimale Durchmischung und Homogenisierung des Materials
ist neben der Wahl der richtigen Bohrausrüstung entscheidend beim
Mixed-in-Place-Verfahren. Im Moment sind drei Geräteklassen mit
Schneckendurchmessern von bis zu 750 Millimetern und einer Bohrtiefe von bis 24
Meter im Fuhrpark der Spezialtiefbauer, wobei jedes Gerät drei Schnecken
besitzt. «Wir erreichen die optimale Durchmischung, indem die beiden äusseren
Schnecken jeweils in die entgegengesetzte Richtung drehen wie die Innere.» Beim
Bauer-System bohren die zwei äusseren Schnecken nach unten, während über die
dritte, gegenläufig drehend, die speziell rezeptierte Suspension eingebracht
und Material nach oben befördert wird. Durch eine genau abgestimmte Änderung
der Drehrichtung entsteht so ein Zwangsmischer-Effekt und überall in der
erstellten Wand die gleiche Festigkeit.»
Die Wahl der richtigen Suspension ist zentral, um am Ende
eine Schlitzwand mit den gewünschten Eigenschaften zu erhalten. «Der Boden, der
uns als Baustoff dient, ist nicht genormt. Deshalb machen wir vor jeder
Ausführung gründliche Eignungsprüfungen im Labor, wo der Boden mit
unterschiedlichen Suspensionen versetzt wird. So ermitteln wir die
Startmischung mit den geforderten Eigenschaften.» Bindemittel ist dabei ein
spezieller Zement, von dem es von 120 bis 500 oder 600 Kilogramm pro Kubikmeter
benötigt.

Quelle: Ben Kron
Die optimale Durchmischung und Homogenisierung des Materials ist neben der Wahl der richtigen Bohrausrüstung entscheidend.
Viel weniger Materialtransporte
«Im Gegensatz zu vielen anderen ist Mixed-in-Place also kein
förderndes Verfahren», unterstreicht Seidel. «Wir haben deshalb nicht nur viel
weniger Materialtransporte, sondern auch an der Oberfläche nur wenig Bohrgut.»
Damit ist die Methode auch flexibel, was den Ort des Einsatzes angeht: «Wir
mischen die Suspension, also in der Regel Wasser, Zement, und vielleicht noch
Bentonit, im Chargenmischer in einer Mischanlage. Von dort wird es zum
Einsatzort gepumpt, was über eine Distanz von bis zu einem Kilometer möglich
ist. Für längere Distanzen brauchen wir eine Zwischenpumpstation.»
Die Mixed-in-Place-Wand wird im doppelten
Pilgerschritt-Verfahren hergestellt, und zwar «nass in nass». André Seidel:
«Wir überschneiden mit dem Sekundärstich jeweils links und rechts den noch
weichen Primärstich um jeweils eine halbe Schnecke». Danach folgen noch
Zusatzstiche im Überschneidungsbereich, damit heruntergefallenes Material
wiederum im weichen Nachbarschnitt verarbeitet wird. So wird eine optimale
Homogenisierung des Materials, und damit die gewünschten gleichmässigen
Eigenschaften der Schlitzwand, erreicht.
Lückenlose Dokumentation
So wichtig wie eine gründliche Voruntersuchung des Bodens
ist natürlich im Bauverlauf die Kontrolle des hergestellten Materials. «Wir
machen laufend Dichtemessungen und entnehmen Materialproben, die im Labor
analysiert werden. Dazu gehört auch eine lückenlose Dokumentation und
umfassende Produktionsdatenüberwachung.» Die moderne Technik trägt ihren Teil
zur umfassenden Dokumen-tation bei, dank zahlreicher Sensoren, die etwa die
Neigungswinkel der einzelnen Schnecken aufzeichnen, und exakter Po-sitionsbestimmung
mittels GPS.
Am Ende erstellt Bauer für den Kunden nicht nur die
gewünschte Schlitzwand-ähnliche Mixed-in-Place-Wand mit allen erforderlichen
Eigenschaften. Über die betriebseigene Software 'B-Tronic' lassen sich auch
alle gesammelten Daten bearbeiten und auswerten. So ist, für digitale
Bau-stellen heute unverzichtbar, auch eine 3D-Darstellung der Baugrube möglich
und die Daten stehen auch für den allfälligen Import in BIM-Modelle zur
Verfügung.
Anspruchsvolle Baugrubenwand
Nach der ausführlichen Theorie folgt die Praxis: Vom
Restaurant sind es nur einige Meter bis zur Baustelle am Kirchweg 1 in
Ehrendingen AG: Im Nachbarort von Baden errichtet Bauer eine
Mixed-in-Place-Wand für ein Mehrfamilienhaus mit 33 Wohnungen, einer Tiefgarage
und einer Coop-Filiale im Erdgeschoss. Weil drei Untergeschosse realisiert
werden, ist die Baugrubenwand besonders tief und anspruchsvoll. Anfang 2027
soll das Projekt abgeschlossen sein. Die Gäste können auf dieser Baustelle die
mächtige Dreifach-Schnecke in Aktion sehen, die sich in den Untergrund bohrt
und diesen gleich zu einer Baugrubenwand mischt, wobei der Tank mit dem
Suspensionsgemisch hier nur wenige Meter nebenan steht.
Den Abschluss des Jubiläumsevents bildet – nach dem Besuch
der Baustelle – ein Networking-Austausch im nahegelegenen Restaurant. Die
geladenen Gäste zeigen sich beeindruckt von den Vorteilen des
Mixed-in-Place-Verfahrens. Die Bauer Spezialtiefbau Schweiz AG ist ihrerseits
überzeugt, dass diese Spezialtechnik auf zahlreichen Schweizer Baustellen einen
sinnvollen Beitrag leisten kann.