15:17 BAUPRAXIS

198 künstliche Füsse helfen bei Haus-Verschiebung in Shanghai

Geschrieben von: Pascale Boschung (pb)
Teaserbild-Quelle: Screenshot, World Teach, Youtube

Die Verschiebung von Gebäuden ist längst kein Novum mehr. In China kam nun aber erstmals eine völlig neue Methode zum Zug: Eine 85 Jahre alte Schule wurde mit hydraulischen «Füssen» ausgestattet, mit denen das Gebäude zu seinem neuen Standort «wandert».

Mit der Weissen Villa in Mulegns GR oder der Villa Blumenthal in Kilchberg ZH wurden auch in der Schweiz bereits mehrere denkmalgeschützte und historische Bauwerke verschoben, um sie vor dem Abbruch zu bewahren oder Platz für andere Projekte zu schaffen. Bei beiden Manövern wurden jeweils die Untergeschosse freigelegt und die tragenden Aussenwände in einem aufwendigen Unterfangen durch Stahlabfangungen ersetzt.

198 mobile Stützen lassen Haus laufen

Eine andere Methode für solche Manöver zeigten kürzlich Ingenieure im Huangpu-Viertel der Stadt Shanghai. Fast 200 mobile Stützen verhalfen dort der historischen Lagena-Grundschule kurzerhand zu künstlichen Füssen. Das fünfstöckige Gebäude wurde 1935 errichtet und musste einem neuen Gewerbe- und Bürokomplex weichen, der an seinem Standort bis 2023 fertiggestellt werden sollte.

Wie eine stark beschleunigte Aufnahme der spektakulären Verschiebung zeigt, wandert das Gebäude tatsächlich mit Hilfe der hydraulischen «Füsse» an seinen neuen Standort. Die Stützen fungieren dabei als kleine Roboterbeine und sind in zwei Gruppen eingeteilt, die sich abwechselnd auf und ab bewegen. Mit Hilfe von Sensoren wurde parallel dazu überwacht, wie sich der tonnenschwere Bau genau vorwärtsbewegt.  

Mobile Stützen unter Gebäude

Quelle: Screenshot, World Teach, Youtube

Die historische Ladena-Grundschule in Shanghai wanderte mit Hilfe von 198 mobilen Stützen an ihren neuen Standort.

Verschiebung dauerte 18 Tage

Die angewandte Technologie mit den mobilen Stützen wurde vor zwei Jahren von der Firma Shanghai Evolution Shift entwickelt und kam mit dem Schul-Projekt nun erstmals in Shanghai zum Einsatz. Bevor die Verschiebung starten konnte, mussten die Bauarbeiter das Gebäude zuerst umfassend ausgraben, um die total 198 Stützen unter den Räumen der Schule zu installieren.

Nachdem die Säulen des Bauwerks durchtrennt worden waren, wurden die «Roboterbeine» ausgefahren und das Gebäude somit angehoben, um es schliesslich zu bewegen. Das Manöver dauerte lediglich 18 Tage, wie ein Ingenieur gegenüber «CNN» berichtet. Die alte Schule wurde demnach zuerst 21 Grad gedreht und anschliessend mit Hilfe der Stützen 62 Meter an ihren neuen Standort verlegt. Der Umzug wurde am 15. Oktober abgeschlossen.

Verschiebung der Ladena-Grundschule in Shanghai

Quelle: Screenshot, World Teach, Youtube

Das Manöver dauerte lediglich 18 Tage: Die Schule wurde zuerst um 21 Grad gedreht und anschliessend mit Hilfe der Stützen 62 Meter an seinen neuen Standort verlegt.

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