12:17 BAUBRANCHE

Suva senkt Prämien um 690 Millionen Franken

Geschrieben von: Stefan Gyr (stg)
Teaserbild-Quelle: PPR / Patrick Hürlimann

Trotz einer negativen Anlageperformance entlastet die Suva ihre Versicherten. Die Geschäftsleitung stellt eine ausserordentliche Prämienreduktion von insgesamt 690 Millionen Franken in Aussicht. Für 2018 weist die Versicherung nach der Rückgabe der Ausgleichsreserven ein Nettoergebnis von 4,8 Millionen Franken aus.

Die Suva will Arbeit und Freizeit sicherer machen.

Quelle: Martinelle, Pixabay, Public Domain-ähnlich

Die Suva will Arbeit und Freizeit sicherer machen.

Wir blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück», sagt Felix Weber, Vorsitzender der Suva-Geschäftsleitung. Der abtretende Suva-Finanzchef Ernst Mäder spricht von einem «sehr schönen Jahresergebnis». Für 2018 weist der Unfallversicherer ein Betriebsergebnis von brutto 60 Millionen Franken aus. Nach der Rückgabe von 55,2 Millionen Franken an überschüssigen Ausgleichreserven verbleibt ein Nettoergebnis von 4,8 Millionen Franken. Alle Versicherungszweige und Teilrechnungen seien weiterhin finanziell sehr stabil, erklärt Weber.

Die Performance der Finanzanlagen notierte mit -2,7 Prozent negativ. Der aussergewöhnlich hohe Gewinn von gut 300 Millionen Franken im Jahr 2017 ermöglichte aber eine ausserordentliche Prämienreduktion von insgesamt 690 Millionen Franken. Davon entfallen im laufenden Jahr 520 Millionen Franken auf eine Prämienreduktion um 15 Prozent in der Berufs- und Nichtberufsunfallversicherung. 2020 entlastet die Suva die versicherten Betriebe der Berufsunfallversicherung um rund 170 Millionen Franken – dies «im Interesse des Werkplatzes Schweiz», wie Weber erklärt.

«Grosse Veränderungen gut verdaut»

Die in der Vergangenheit vorsorglich gebildeten Rückstellungen ermöglichten zudem die Ausfinanzierung der vom Bund Anfang 2019 beschlossenen Senkung des technischen Zinssatzes in der Unfallversicherung. Die Anpassung der Zinssätze – vom bisherigen Mischsatz von 2,75 Prozent für Altrenten und 2 Prozent für Neurenten auf einheitliche 1,5 Prozent per 1. Januar 2020 – löste einen Finanzbedarf von rund 3 Milliarden Franken aus.

Zusätzlich wird es möglich sein, künftig den grössten Teil der Massnahmen zur Freizeitsicherheit über Kapitalertragsüberschüsse zu finanzieren und somit die Nettoprämien in der Nichtberufsunfallversicherung jährlich um rund 10 Millionen Franken zu senken. «Wir haben grosse Veränderungen sehr gut verdaut», sagte Mäder. Der finanzielle Deckungsgrad sank vor allem wegen den Änderungen beim technischen Zinssatz von 143 Prozent auf 123 Prozent. Die Risikofähigkeit sei trotz des tieferen Deckungsgrads nicht «mindestens so gut wie vorher», so Mäder.

«Die Suva erzielte 2018 auch bei anspruchsvollen Finanzmärkten und negativer Anlageperformance ein positives Resultat. Sie ist solide finanziert und kann alle ihre Verpflichtungen erfüllen», kommentiert Weber das Ergebnis. «Dank ausserordentlicher Anlageerträge der Vorjahre und einer langfristig orientierten Finanzplanung ist die vom Bund beschlossene Senkung des technischen Zinssatzes bereits per Ende 2018 ausfinanziert.»

Im Geschäftsjahr 2018 wurden der Suva in der obligatorischen Unfallversicherung insgesamt 474 073 Unfälle und Berufskrankheiten gemeldet. Das sind 2 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Anzahl der registrierten Berufsunfälle und Berufskrankheiten stieg um 1,9 Prozent auf rund 181 315. Diese Zunahme erklärt die Suva mit dem Beschäftigungswachstum. Das Berufsunfallrisiko beträgt 85,2 Fälle pro 1000 Vollbeschäftigte und ist gegenüber dem Vorjahr um 0,8 Prozent leicht gestiegen.

Suva-Spitzen: Gabriele Gendotti, Präsident des Suva-Rats, Finanzchef Ernst Mäder und Felix Weber, Vorsitzender der Geschäftsleitung (von links).

Quelle: PPR / Patrick Hürlimann

Suva-Spitzen: Gabriele Gendotti, Präsident des Suva-Rats, Finanzchef Ernst Mäder und Felix Weber, Vorsitzender der Geschäftsleitung (von links).

Mehr Freizeitunfälle

Über die letzten zehn Jahre ist das Berufsunfallrisiko um rund 10 Prozent gesunken. Gründe dafür sind laut der Suva die Präventionsarbeit zur Arbeitssicherheit und die Abnahme risikoreicher Tätigkeiten im Gefolge des Strukturwandels. Die Zahl der Nichtberufsunfälle stieg 2018 um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf rund 276 317. Die heissen Temperaturen im vergangenen Sommer führten dazu, dass die Menschen mehr Zeit im Freien verbrachten. Das Fallrisiko ist bei den Nichtberufsunfällen mit einem Plus von 1,6 Prozent doppelt so stark angestiegen wie bei den Berufsunfällen. Es liegt bei 132,2 Nichtberufsunfällen auf 1000 Vollbeschäftigte.

Bei den Heilkosten sind nach Angaben der Suva die Massnahmen zur Kostendämpfung erfolgreich. Dank der stetigen Optimierung der elektronischen Rechnungskontrolle gingen die durchschnittlichen Heilkosten pro Fall zum dritten Mal in Folge zurück und betrugen 1997 Franken, was einem Rückgang um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Erneut deutlich gesunken ist die Zahl der neu gesprochenen Invalidenrenten. Im vergangenen Jahr wurden 1522 Neurenten für Invaliditätsfälle gesprochen – 136 oder 8,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Ebenfalls stark abgenommen haben die Kosten für die Invalidenrenten: um 6,9 Prozent auf 536 Millionen Franken. Um 3,1 Prozent gestiegen ist die Anzahl der Taggeldfälle. Dies wirkte sich auf die Taggeldkosten aus, die im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent auf 1,412 Milliarden Franken stiegen.

 Keine Arbeit ist so wichtig, dass man dafür sein Leben oder das seiner Mitarbeiter riskiert. 

Felix Weber, Vorsitzender der Suva-Geschäftsleitung

Felix Weber, Vorsitzender der Suva-Geschäftsleitung

Weiter verstärkt hat die Suva ihre Anstrengungen in der Prävention. «Unser Ziel ist es, Arbeit und Freizeit sicherer zu machen», sagt Weber. In Zusammenarbeit mit Branchen und Verbänden hat der Unfallversicherer lebenswichtige Regeln für verschiedene Berufsbilder entwickelt. Sie wurden aus der Sicht der Arbeitgeber wie der Arbeitnehmer formuliert. «Keine Arbeit ist so wichtig, dass man dafür sein Leben oder das seiner Mitarbeiter riskiert», erklärt Weber.

Die lebenswichtigen Regeln geniessen laut Weber eine «hohe Akzeptanz». Damit sie im Betrieb auch beachtet werden, hat die Suva die Sicherheits-Charta ins Leben gerufen. 2018 haben über 8000 neue Betriebe die Sicherheits-Charta unterzeichnet. «Sie setzen sich mit der Suva dafür ein, den Werkplatz Schweiz noch sicherer zu machen», so Weber. Die Sicherheits-Charta sei mehr als ein Lippenbekenntnis und werde ernst genommen. Unterzeichner der Charta wenden die lebenswichtigen Regeln dreimal häufiger an. Und diese Regeln retten Leben: Wenn man den Strassenverkehr nicht einrechnet, wurde bei rund Viertel aller tödlichen Berufsunfälle eine der lebenswichtigen Regeln missachtet.

Kampagne für eine sichere Lehrzeit

Das Unfallrisiko der Lernenden ist im Vergleich zu den übrigen Arbeitnehmern um 50 Prozent höher. Die Suva hat deshalb die Präventionskampagne «Sichere Lehrzeit» gestartet. So wurde ein Erlebnisparcours entwickelt, der an den Swiss Skills 2018 offiziell vorgestellt wurde. 22 000 jungen Menschen seien am Suva-Stand durch den Parcours geführt worden, erklärt Weber. Die Suva erarbeitete zudem die Unterlagen «10 Schritte für eine sichere Lehrzeit». 1700 Betriebe bestellten im vergangenen Jahr 24 700 Exemplare dieser Arbeitshefte.

Einen Schwerpunkt bei den Präventionsbemühungen zur Freizeitsicherheit bildete eine Kampagne in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Fussballverband. Der Fussball sei die Unfallursache Nummer eins, so Weber. Auf dem grünen Rasen ereignen sich jährlich 45 000 Unfälle – fast doppelt so viele wie beim Skifahren. In einem Online-Test konnten Fussballspieler in zehn Minuten ihr persönliches Risikoprofil bestimmen und Tipps erhalten, wie die Verletzungsgefahr gesenkt werden kann.

Geschrieben von

Ehemaliger Redaktor Baublatt

Stefan Gyr war von April 2015 bis April 2022 als Redaktor für das Baublatt tätig. Seine Spezialgebiete waren politische, rechtliche und gesellschaftliche Fragen sowie Themen der Raumentwicklung.

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