14:03 BAUBRANCHE

Studie: Ökostrom hängt fossile Energieträger preislich ab

Geschrieben von: Stefan Schmid (sts)
Teaserbild-Quelle: Marina Proenca, Unsplash

Die Nutzung erneuerbare Energiequellen bietet gegenüber fossilen Energieträgern Kostenvorteile. Bedeutender für die Wirtschaftsleistung vieler Länder sind die dem Ökostrom vorgelagerten Branchen.

Solarpanels

Quelle: Marina Proenca, Unsplash

Die Kosten für Solarstrom lagen im Durchschnitt 41 Prozent unter den günstigsten fossilen Optionen.

Rund 91 Prozent der Projekte für die Produktion von erneuerbarem Strom, die im vergangenen Jahr in Betrieb gingen, waren einer Studie zufolge günstiger als neue fossile Alternativen. Demnach lagen die Kosten für Solarstrom im Durchschnitt 41 Prozent und für Windenergieanlagen an Land 53 Prozent unter den günstigsten fossilen Optionen. Dies geht aus einem Bericht der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) hervor.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien bringt der Studie zufolge nicht nur Fortschritte beim Klimaschutz, sondern hat auch direkte wirtschaftliche Auswirkungen. Allein im Jahr 2024 wurden demnach weltweit 582 Gigawatt an erneuerbarer Kapazität installiert, was laut Berechnungen Einsparungen von fossilen Brennstoffen in Höhe von rund 57 Milliarden US-Dollar entspricht.

Neue Branchen für höhere Wirtschaftsleistung

Die Kostenvorteile sind ein wichtiger Aspekt, die allerdings nur realisiert werden können, wenn gleichzeitig die Infrastruktur ausgebaut wird, etwa mit Batteriespeichern und gezielten Erweiterungen des Stromnetzes. Noch bedeutender als tiefere Kosten für die Stromproduktion dürften die Auswirkungen auf die jeweilige Wirtschaftsleistung eines Landes sein. Denn die Forschung öffnet neue Entwicklungsfelder. Diese erschliessen Unternehmen mit Investitionen in neue Produktionsanlagen oder indem Prototypen nach oben skaliert werden. Dadurch können Branchen ihre Kernkompetenzen verändern. Oder es entstehen neue Branchenzweige mit hohem Wachstumspotenzial und hoher Wertschöpfung.

Die Wirtschaftsgeschichte führt unzählige Beispiele an, wie sich Branchen weiterentwickelt und diversifiziert haben oder bestehende Zulieferzweige aufgrund der Verwendung neuer Materialien ein rasantes Wachstum erlebten. Das Textilgewerbe beispielsweise setzte in der Schweiz lange auf Heimarbeit. Nach und nach setzte die Mechanisierung ein. Bestanden Wasserräder für den Antrieb zu Beginn noch aus Holz, kam als Alternative rasch Stahl zum Einsatz. Später geschah dies auch bei Verschleissteilen von Webstühlen. Schliesslich wurden gesamte Webstühle aus Metall gefertigt. Die Entwicklung begünstigte in der Folge den rasanten Aufstieg der Schweizer Metall- und Maschinenindustrie.

Windräder (Symbolbild)

Quelle: EdWhiteImages, pixabay.com, public-domain-ähnlich

Bau und Unterhalt von Windkraftanlagen sowie Weiterentwicklungen von Materialien schaffen Arbeitsplätze und Wertschöpfung.

Höhere Energiesicherheit

Ziel der Irena-Studie ist es daher auch, die positiven volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Produktion von Ökostrom zu quantifizieren. 2023 macht laut der Studie Strom aus erneuerbaren Quellen mittlerweile zehn Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Während dieser Anteil UN-Generalsekretär António Guterres zufolge in der EU bei 33 Prozent und in China bei 20 Prozent lag, liefen die USA der Entwicklung mit nur sechs Prozent hinterher. 

Guterres sieht mit Blick auf die Studie die Welt am Beginn einer neuen Ära und sagte bei der Vorstellung des Berichts: «Die Zukunft der sauberen Energie ist kein Versprechen mehr. Sie ist eine Tatsache. Keine Regierung, keine Industrie, kein Sonderinteresse kann sie aufhalten.» Ausbleibende Investitionen in die Branche würden dem UN-Generalsekretär zufolge die Wettbewerbsfähigkeit von Ländern schwächen und «die grösste wirtschaftliche Chance des 21. Jahrhunderts» verpassen. 

Die Transformation mache Länder unabhängiger und weniger angreifbar. Versorgungskrisen liessen sich mit erneuerbaren Energiequellen verringern oder gar vermeiden. Und der Chef der Vereinten Nationen verweist auf die grundlegend neuen Produktionsbedingungen. «Es gibt keine Preisspitzen für Sonnenlicht. Keine Embargos für Wind.»

Infrastrukturausbau hält nicht Schritt

Doch die Studie sieht auch Hürden für die weitere Entwicklung, welche die Preisvorteile dämpfen könnten. Geopolitische Spannungen, Rohstoffengpässe und Handelszölle, vor allem im Zusammenhang mit der Abhängigkeit von China bei Solarmodulen und Batteriespeichern, könnten die Kosten vorübergehend in die Höhe treiben. In Europa und Nordamerika kämen lange Genehmigungsverfahren, begrenzte Netzkapazitäten und hohe Zusatzkosten hinzu.

Seit 2010 sind laut Analysen von Irena die Kosten für Batteriespeicher um 93 Prozent gesunken. Doch die Investition in die Infrastruktur könne nicht mit dem Ausbautempo der erneuerbaren Energien Schritt halten. Um einen Engpass bei der Integration von Wind- und Solarenergie zu vermeiden, müsse mehr Geld für Netze und Speicher ausgegeben werden. (mgt/sda/dpa/sts)

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Redaktor Baublatt

Seine Spezialgebiete sind wirtschaftliche Zusammenhänge, die Digitalisierung von Bauverfahren sowie Produkte und Dienstleistungen von Startup-Unternehmen.

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