08:28 BAUBRANCHE

Geothermie: Nidwalden und Obwalden prüfen Nutzung von Erdwärme

Teaserbild-Quelle: Licya Puleio, pixabay.com, public-domain-ähnlich

Die Kantone Nidwalden und Obwalden haben gemeinsam eine Studie zur Nutzung von Erdwärme durchgeführt. Besonders in Tiefen bis 1000 Meter sei eine Wärmenutzung aus dem Erdinnern attraktiv, teilten sie am Mittwoch mit.

Grafik Potenzialstudie Geothermie Nidwalden Obwalden

Quelle: zvg

Schematischer Schnitt durch den oberflächennahen Untergrund in der Talebene zwischen Oberdorf und Bürgenberg. Im Stanser Talboden befindet sich eine rund 400 Meter tiefe Felsrinne, die vom Gletscher gebildet und mit Lockergesteinen aufgefüllt wurde. In den Schottern über dem Fels zirkuliert mit grosser Wahrscheinlichkeit Grundwasser, welches geothermisch zur Erzeugung und Speicherung von Wärme genutzt werden kann.

Der Kanton Nidwalden will bis 2035 den Ausstoss von Treibhausgasen um mindestens 50 Prozent senken – dies unter anderem auch mit einheimischen Energiequellen. Dafür soll mit dem Bund, anderen Kantonen und Energiepartnern das Potenzial im geologischen Untergrund für die Gewinnung von Wärme und Strom abgeklärt werden.

Ein erster Schritt sei nun in Zusammenarbeit mit dem Kanton Obwalden erfolgt, heisst es in einer Mitteilung von Mittwoch. Mit der Potentialstudie zur Tiefengeothermie liege für beide Kantone ein Grundlagenbericht vor, der vorhandene Daten zusammenführe, fachlich bewerte und daraus Ansätze zur weiteren Erforschung des Untergrunds ableite.

Die Potentialstudie wurde gemäss Mitteilung von einem Unternehmen verfasst, das auf die Erkundung und Erschliessung von Energie aus dem Erdreich spezialisiert ist.

Stufenweises Vorgehen empfohlen

Im Bericht wird das Potenzial der verschiedenen Erdschichten detailliert beschrieben mit Angaben zu Chancen, Risiken, Nutzungsart, Erkundungszielen und möglichen Bohrkosten. Die oberflächennahe Geothermie mit Erdwärmesonden sei heute bis in eine Tiefe von 400 Metern ausgereift, heisst es in der Mitteilung. Das gelte aber nicht für die Tiefengeothermie. Diese befinde sich mit Bohrtiefen von 2000 bis 6000 Metern noch mehrheitlich im Forschungsstadium.

In der Potenzialstudie werde deshalb auch ein stufenweises Vorgehen empfohlen – demnach sollten zuerst die rasch und weniger kostenintensiven, oberflächennahen Bereiche weiter erkundet und genutzt werden. Ist die Umsetzung erfolgreich und in der Bevölkerung die Akzeptanz dafür vorhanden, soll anschliessend sukzessive in tiefere Schichten vorgestossen werden.

Nid- und Obwalden geothermisch attraktiv

Die Kantone Nidwalden und Obwalden werden in der Studie als geothermisch attraktiv bewertet. Dies in einer ersten Phase vor allem für die «direkte Wärmenutzung in Tiefen bis 1000 Meter». Damit könnten dem Untergrund bis zu 100 Gigawattstunden (GWh) an Wärme pro Jahr entzogen werden. Das entspreche zehn Prozent des heutigen Bedarfs an Raumwärme und Warmwasser der beiden Kantone.

Als Erfolg versprechendes Gebiet werde in der Potenzialstudie weiter die Erdschicht mit basalem Schotter auf der Allmend zwischen Buochs und Stans bezeichnet. Weiter wird sogenannten Störzonen im Kalk der Helvetischen Decken, beispielsweise im Gebiet bei Kerns, ein «beträchtliches Potenzial» vorausgesagt.

Nutzungen ab 3000 Metern Tiefe denkbar

«Die Studie verdeutlicht, dass durchaus Chancen bestehen, den Untergrund in unserer Region vermehrt für die Wärmegewinnung zu nutzen. Längerfristig sind auch Nutzungen ab einer Tiefe von 3000 Metern für die Stromproduktion denkbar, wobei diese aus heutiger Sicht mit hohen Kosten und Risiken verbunden sind», so Josef Hess, Vorsteher Bau- und Raumentwicklungsdepartement Obwalden, in der Mitteilung.

Für konkrete Aussagen zum effektiven Potential müsste die Datengrundlage weiter verdichtet werden. Für entsprechende Sondierbohrungen und seismische Messungen für den Tiefenbereich bis 1000 Metern ist gemäss Mitteilung pro Standort mit Kosten zwischen rund 1,5 und 7 Millionen Franken zu rechnen. Bei der Standortwahl sei zudem eine gute Anschlussmöglichkeit an ein Fernwärmenetz zu berücksichtigen.

Weiter sei die Erkundung des Untergrunds so zu planen, dass neben der Geothermie auch andere Nutzungen wie die Wärme- und Kältespeicherung abgedeckt werden könnten. In einem nächsten Schritt soll nun ausgelotet werden, wie gross das Interesse von potenziellen Abnehmern der geothermischen Wärme ist. Die vorliegende Studie bilde dafür eine solide Grundlage und schlage vor, eine Trägerschaft für diese Aufgabe zu bilden. (mgt/pb)

Die Studie ist öffentlich einsehbar: www.nw.ch

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