15:50 BAUBRANCHE

Design Preis Schweiz: Selbstbewusste Swissness

Teaserbild-Quelle: zvg

In Langenthal hat Industrie Tradition. Produktionsbetriebe wie Ruckstuhl, Girsberger, Glastroesch oder die ehemalige Porzellanfabrik Langenthal haben den Ort im Oberaargau zudem zu einem Hotspot der Schweizer Designszene gemacht. Ein perfekter Austragungsort für den Design Preis Schweiz, der alle zwei Jahre verliehen wird. Ein Kurzporträt von drei Gewinnerprojekten sowie drei Nominationen aus den Themenbereichen Architektur, Innenarchitektur und Möbel.


Wände aus stapelbaren Glasbausteinen

Quelle: zvg

DIESES BILD HAT DIESELBE LEGENDE WIE DAS BILD AUF DEM DIE GLASBLÖCKE ZU SEHEN SIND. DIE BEIDEN FOTOS GEHÖREN ZUSAMMEN. ALSO GERNE NEBENEINANDER SETZEN ODER DAS EINE INS ANDERE EINKLICKEN :-) Die stapelbaren Glasbausteine mit eingeprägten Reliefs haben zylindrische Hohlräume für das Einfügen funktionaler Elemente. Das Projekt «Grid» wurde von Nicolas Le Moigne, Francisco Torres, Juan Manuel Sandoval, Michael Kramer und Adrien Rovero für Nouvel entwickelt. Bilder: zvg (ausser GlassReflection_4: Marvin Merkel)

Stapelbare Glasbausteine

Quelle: zvg

DIESES BILD HAT DIESELBE LEGENDE WIE DAS BILD AUF DEM DIE GLASWÄNDE MIT DEN LILAFARBENEN BALKEN ZU SEHEN SIND. DIE BEIDEN FOTOS GEHÖREN ZUSAMMEN. ALSO GERNE NEBENEINANDER SETZEN ODER DAS EINE INS ANDERE EINKLICKEN :-) Die stapelbaren Glasbausteine mit eingeprägten Reliefs haben zylindrische Hohlräume für das Einfügen funktionaler Elemente. Das Projekt «Grid» wurde von Nicolas Le Moigne, Francisco Torres, Juan Manuel Sandoval, Michael Kramer und Adrien Rovero für Nouvel entwickelt. Bilder: zvg (ausser GlassReflection_4: Marvin Merkel)

Die Preisverleihung fand in einem Industriedenkmal vor rund einem Monat statt: in der denkmalgeschützten Ofenhalle der ehemaligen Porzellanfabrik Langenthal. Dort wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts Geschirr und Porzellanisolatoren gebrannt. 1998 stellte man die Produktion des Porzellans in Langenthal ein beziehungsweise verlegte sie nach Tschechien. Seit 2024 ist die Ofenhalle nun Teil des Porzi-Areals, wo Events, Theater oder Kunstausstellungen stattfinden.  Am 7. November wurde sie zum Treffpunkt der Schweizer Designszene, welche die Verleihung des Design Preis Schweiz, der seit 1991 im Zweijahresrhythmus vergeben wird, feierte.

«Grid»: Modulares System aus Glasbausteinen

Der Design Preis Schweiz kennt acht Kategorien: Neben Furniture Design, Interior Design, Product Design und Young Professionals auch jüngere Kategorien wie Circular Design, Inclusive Design und Food Design. 2025 neu hinzugekommen ist die Kategorie «In Between», bei der sich die Grenzen zwischen Kunst, Architektur und Kommunikation auflösen. 

Das Gewinnerprojekt dieser Kategorie ist ein gutes Beispiel: «Grid» ist ein modulares Bausystem aus stapelbaren Glasbausteinen. Diese sind mit zylindrischen Hohlräumen versehen, in die funktionale Elemente wie Regalböden oder Haken eingehängt werden können. Das System wurde von einem Designteam unter der Leitung des Westschweizer Gestalters Nicolas Le Moigne und dem Unternehmen Nouvel Glass entwickelt. Es ermöglicht die vielfältige Gestaltung von Möbeln und Strukturen wie Tischen, Wänden oder Raumtrennern. Dazu die Jury von Design Preis Schweiz: «Das Projekt zeigt, wie handwerkliche Perfektion und gestalterische Strenge zusammenwirken können, um ein alltägliches Material neu zu denken. Die Arbeit steht exemplarisch für eine zeitgenössische Haltung, die Experiment und Disziplin verbindet und so den Grenzbereich zwischen Forschung und Gestaltung produktiv nutzt.»

«Bent Aluminium»: Gefaltetes Aluminium und Nylonblöcke


Kollektion «Bent Aluminium» (Beispiele)

Quelle: zvg

BRAUCHST DU EIN QUERFORMATIGES BILD: GERNE ENTSPRECHEND BESCHNEIDEN UDN DANN EINFACH DEN ROTEN TISCH ABBILDEN. :-) Die Kollektion «Bent Aluminium» wurde von Philippe Malouin zusammen mit dem Möbelhersteller Lehni entwickelt. Die gefalteten Aluminiumobjekte sind mit Beinen aus Nylon ausgestattet und bieten cleveren Stauraum.

Das Gewinnerprojekt dieser Kategorie ist ein gutes Beispiel: «Grid» ist ein modulares Bausystem aus stapelbaren Glasbausteinen. Diese sind mit zylindrischen Hohlräumen versehen, in die funktionale Elemente wie Regalböden oder Haken eingehängt werden können. Das System wurde von einem Designteam unter der Leitung des Westschweizer Gestalters Nicolas Le Moigne und dem Unternehmen Nouvel Glass entwickelt. Es ermöglicht die vielfältige Gestaltung von Möbeln und Strukturen wie Tischen, Wänden oder Raumtrennern. Dazu die Jury von Design Preis Schweiz: «Das Projekt zeigt, wie handwerkliche Perfektion und gestalterische Strenge zusammenwirken können, um ein alltägliches Material neu zu denken. Die Arbeit steht exemplarisch für eine zeitgenössische Haltung, die Experiment und Disziplin verbindet und so den Grenzbereich zwischen Forschung und Gestaltung produktiv nutzt.»

«Bent Aluminium»: Gefaltetes Aluminium und Nylonblöcke

Eine zeitgenössische Haltung zeigt auch das zweite Objekt, das hier vorgestellt werden soll: «Bent Aluminium». Das Möbelsystem hat den Siegerplatz in der Kategorie Furniture Design erobert. Wie es entstand, erzählt Benedetta Agostini, Mitinhaberin der Möbelmanufaktur Lehni: «Das Projekt entstand aus einem Treffen zwischen Philippe Malouin, der Kunst- und Designgalerie Salon 94 in New York, mit der Lehni für seine Kollektion von Donald Judd zusammenarbeitet, und mir während des Salone del mobile 2024. Als wir über eine mögliche Zusammenarbeit sprachen, erklärte ich mich im Namen von Lehni bereit, die von Philippe entworfenen Stücke zu produzieren, sofern diese der Philosophie von Lehni entsprechen würden. Philippe hat das sofort verstanden!». Dann ging es schnell: An der Möbelmesse 2025 wurde das Projekt, bestehend aus acht Objekten, vorgestellt. «Die Präsentation war ein grosser Erfolg, vor allem weil das Produkt in seiner Reinheit gewissermassen die Essenz des Industriedesigns verkörpert», sagt Agostini. 

Die Teile bestehen aus gefaltetem Aluminium, die Beine sind mit massiven Nylonblöcken versehen, was einen spannenden Kontrast zum Aluminium erzeugt. Die Jury resümierte ihre Einschätzung wie folgt: «Aus der Auseinandersetzung mit Material, Konstruktion und Form entsteht ein Möbelstück, das sowohl als Gallery Piece wie auch als Impuls für eine neue, selbstbewusste Swissness gelesen werden kann. Der Designer versteht es, aus den industriellen Fertigungsmethoden des Unternehmens ein Objekt zu entwickeln, das Modernität, Leichtigkeit und Wiedererkennbarkeit vereint. «Bent Aluminium» zeigt exemplarisch, wie aus Tradition Innovation werden kann.»

Rathaus Hard: Wo Gemeinderat und Kantonsrat in der Kirche sitzen


Umnutzung der Bullingerkirche Zürich zum provisorischen Rathaus

Quelle: zvg

Die Umnutzung der Bullingerkirche Zürich zum provisorischen Rathaus wurde von Ernst Niklaus Fausch Partner AG gestaltet. Zentrale Elemente sind die ringförmigen Objekte, die als Leuchte und Schallschutz dienen und die dem Raum eine kreisförmige Orientierung für das Plenum verleiht.


In der Kategorie Interior Design hat das Rathaus Hard in der Stadt Zürich abgeräumt: ein 2022 fertiggestelltes Provisorium in der Bullingerkirche im Kreis 4. Dort finden während der Instandsetzung des historischen Rathauses an der Limmat die Sitzungen des Kantonsrats und des Gemeinderats der Stadt Zürich statt. 

Das Architekturbüro Ernst Niklaus Fausch Partner plante seine baulichen Interventionen so, dass diese rückbau- und wiederverwertbar sind. Vor der Umnutzung hatte der Kirchenraum eine frontale Ausrichtung: Die Bänke in Reihen waren alle in Richtung Kanzel ausgerichtet. Die Nutzung als Rathaus hingegen verlangte eine kreisartige Orientierung. Eine solche schafft nun die augenfälligste Intervention: die markanten, von der Decke hängenden Ringe, die sowohl Lichtquelle als auch Akustikdämmung sind. Die Ringe sind mit Filzbändern ausgestattet, und auch die Teppichböden bestehen aus Wolle: ein Material, das Schall dämmt, aber auch einen weichen Kontrast zu den harten Materialien des Raums bildet. 

So rechtfertigte die Jury von Design Preis Schweiz die Preisvergabe: «Die Umnutzung der Bullingerkirche zum Rathaus Hard zeigt, wie mit sparsamen Mitteln ein Ort von neuer Bedeutung entstehen kann. Der Eingriff respektiert die Geschichte des Gebäudes und formuliert zugleich eine zeitgemässe Haltung zum öffentlichen Raum. Die Arbeit verdeutlicht, dass gute Innenarchitektur nicht in spektakulären Gesten liegt, sondern im intelligenten Weiterdenken des Vorhandenen.»

Stadtmobiliar aus überschüssigem Beton und bunte Photovoltaik


«Solar Design Tools»

Quelle: zvg

«Solar Design Tools» kombiniert integrierte Photovoltailk mit Ästhetik: Die Module können beliebig zu farblich abgestimmten Kompositionen kombiniert werden. Das Forschungsprojekt der Hochschule Luzern (HSLU) wurde von Tina Moor, Brigitt Egloff, Florence Schöb, Martine Häusermann und Clara Sollberger entwickelt


Auch wenn sie nicht zu den Gewinnern zählen, sollen noch drei von insgesamt 32 nominierten Projekten beleuchtet werden. Zwei davon sind Nominationen der Kategorie Product Design. Eines ist «Solar Design Tools», eine Lösung von HSLU-Studierenden, die Photovoltaik mit Ästhetik verbindet. Damit können Hunderte von Farbvarianten in beliebiger Kombination auf die Paneele appliziert werden, ohne dabei die Effizienz stark zu beeinträchtigen. Mit dieser Art der Fassadengestaltung soll eine Ästhetisierung der Sonnenkollektoren und dadurch eine breitere Akzeptanz bei Bauherrschaften und Bevölkerung erreicht werden. 

Ebenfalls für die Kategorie Product Design wurde «Feller Element» eingereicht. Die Kollektion trägt die markante Formensprache von Feller und ist für Einsatzbereiche mit extremen Anforderungen wie die Schwerindustrie, Schiffbau oder auch den Strafvollzug entwickelt worden, also Bereiche mit besonderen Anforderungen. Der hochwertige, kugelpolierte Aluminiumguss mit Magnesiumlegierung ist sortenrein trennbar und kann ins Industrierecydling rückgeführt werden. 
Feller Element

Quelle: zvg

DIESES BILD REICHT EINSPALTIG VÖLLIG, WÜRDE ES DANN EINACH LINKS UND RECHTS ETWAS BESCHNEIDEN.... Die Kollektion «Bent Aluminium» wurde von Philippe Malouin zusammen mit dem Möbelhersteller Lehni entwickelt. Die gefalteten Aluminiumobjekte sind mit Beinen aus Nylon ausgestattet und bieten cleveren Stauraum.

Aus der Kategorie Young Professionals schliesslich stammt das Projekt «Left(l)over» von Marco Renna. Es dreht sich um überschüssiges Material aus Betonfertigteilwerken, wo oftmals Reservebeton zu Kies verarbeitet wird – ein kosten- und energieintensiver Prozess. Im Sinne des Projekts wird der überschüssige Beton direkt am Entstehungsort in Formen gegossen zu robustem Stadtmobiliar verarbeitet. 

Ob mit oder ohne Preis: Die Projekte zeigen auf, dass der abgegriffene Ausdruck Design nicht nur oberflächlich interpretiert, sondern auch durchdacht und zeitgemäss umgesetzt werden kann: Mit Innovation, Verantwortung und Haltung. 

«Left(l)over», Stadtmobiliar aus überschüssigem Beton

Quelle: zvg

Das Projekt «Left(l)over» verfolgt ein zirkuläres Designprinzip: Statt überschüssigen Beton zu entsorgen, wird dieser vor Ort in Formen gegossen und zu robustem Stadtmobiliar verarbeitet. Der Beitrag stammt von Marco Renna.

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