Basel: Unterschriften sammeln und den Bau 52 auf dem Roche-Areal retten
Der Bau 52 auf dem Roche-Areal in Basel soll einem neuen Bürobau und einem Park zum Opfer fallen. Dagegen wehren sich Fachleute, sie sammeln aktuell auf der Kampagnenplattform Campax Unterschriften für eine Petition.

Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / LBS_SR04-038598
Luftaufnahme des Roche-Areals mit dem Bau 52 (rechts unten), Ende der 90er- anfangs der Nuller-Jahre. Mit seinen 62 Metern Höhe war er eine Landmarke des Areals. Heute verschwindet er beinahe zwischen den übrigen Bauten, darunter die beiden 178 respektive 205 Meter hohen Türme aus der Feder von Herzog & de Meuron.
An seinem Hauptsitz an der Grenzacherstrasse in Basel will Roche ein drittes Bürohochhaus errichten sowie einen grosszügigen Park anlegen. Der Turm soll maximal 221 Meter hoch werden und sich in Form und Höhe an den bestehenden Herzog & de Meuron-Wolkenkratzern orientieren. Zwar gibt es aktuell kein konkretes Projekt. Fest steht aber: Weil die Realisierung dieser Pläne Platz braucht, müssen vorhandene Büro- und Laborgebäude weichen, darunter auch der Bau 52 aus der Feder von Roland Rohn mit Baujahr 1960.
Basler Heimatschutz wehrt sich mit Rekurs gegen das Aus vom Bau 52
Das dräuende Ende des eleganten Gebäudes sorgt bei einigen Fachleuten und Architekturinteressierten seit dem Bekanntwerden der Pläne des Pharmakonzerns für Widerstand. So hatte etwa der Heimatschutz Basel Rekurs eingereicht und darin nebst dem drohenden Ende des Baus 52 auch jenes des Baus 27 kritisiert, ein Fabrikbau von Otto Salvisberg. Und seit neustem sammelt nun auch eine Gruppe engagierter Mitglieder der Architekturszene oder vielmehr ein interdisziplinäres Netzwerk – darunter etwa Architektin Barbara Buser von In Situ aber auch das mit dem Pritzkerpreis geehrte Architektenduo Anne Lacaton und Jean-Philipp Vassal - auf der Kampagnenplattform Campax Unterschriften für eine Petition gegen Abbruch von Rohners Bau, der als «kleiner Bruder» des UNO-Hauptsitzes in New York und als erstes Schweizer Gebäude mit Curtain-Wall-Fassade gilt.
Das Netzwerk verweist auf den Bebauungsplan, der 2010 die Realisierung des Baus 1 ermöglicht und gleichzeitig den Erhalt von Bau 52 gesichert hatte: Nur 15 Jahre später solle der Bau 52abgerissen werden, wie auch fast alle anderen Gebäude auf dem Südareal der Roche, schreibt es dazu auf Campax. Obwohl die Schutzwürdigkeit von Bau 52 unbestritten sei, sage die Eigentümerin Roche, ein Erhalt sei nicht verhältnismässig. Bei Roche sieht man es anders: Das Newsportal baseljetzt.ch hatte an einem Presserundgang im Bau 52 teilgenommen: Das Hochhaus werde von grauem Linoleum, engen Gängen und dunklen Büros beherrscht. Gegenüber dem Newsportal erklärte Jan Leibundgut, Leiter Real Estate bei Roche, der durch den Bau führte: «Müsste man den Bau sanieren, müssten 90 Prozent der Struktur erneuert werden Vom historischen Bauwerk, wie es heute dasteht, bleibe wohl kaum etwas übrig.
«Veraltete Haustechnik, bestehende Grundrisse oder Altlasten erfordern innovative Lösungsansätze»
Wie es weiter auf Campax heisst, will der Pharmakonzern den Bau 52 abreissen, um eine neue Vorfahrt vor dem Bau 52 zu schaffen. Das wirft laut dem Netzwerk Fragen auf: Es verweist auf den Bericht der Bau- un der Raumplanungskomission, und darauf, dass dieser belegt, dass «der Bau 52 in gutem Allgemeinzustand ist und eine energetische Sanierung, Erdbebenertüchtigung wie auch die Anpassung der Grundrisse an heutige Bedürfnisse möglich sind». Das Netzwerk führt seine versammelte Erfahrung in Architektur, Denkmalpflege, Nachhaltigkeit und Stadtentwicklung an: Die Unterzeichnenden kennten die Herausforderungen eines historischen Gebäudes. «Veraltete Haustechnik, bestehende Grundrisse oder Altlasten erfordern innovative Lösungsansätze.» Um den Bau 52 zu retten, bieten sie Roche auch ihre Unterstützung an.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind von den 2000 benötigten Unterschriften bislang 1187 zusammen gekommen. Die Sammlung läuft seit gut einer Woche. (mai)