Zuger Gericht lässt Klimaklage gegen Holcim zu
Juristische Premiere für die Schweiz: Das Zuger Kantonsgericht tritt auf eine Klimaklage gegen Holcim ein, die von Bewohnern einer indonesischen Insel eingereicht wurde.
Quelle: IPCC
Aktuelle Lage auf der Insel Pari: Grün die bereits unter Wasser liegenden Teile der Insel, rot die Bereiche, die bis 2050 überschwemmt sein werden, und weiss der Teil der Insel, der danach noch bewohnbar sein wird.
Die Insel Pari liegt in Indonesien, rund hundert Kilometer nördlich der Insel Java. Für die knapp 400 Bewohnerinnen und Bewohner Paris ist der Klimawandel längst eine Tatsache, der ihr Leben bedroht. Dies geht aus dem neuesten wissenschaftlichen Bericht des zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaveränderungen (IPCC) hervor, kurz Weltklimarat genannt. Die UNO-Organisation stellt fest, dass der mit dem Klimawandel einher gehende Anstieg des Meeresspiegels vor allem in Regionen der Südhalbkugel zu spüren ist.
Pari hat schon 2021 die katastrophalen Folgen dieser Entwicklung zu spüren bekommen: Damals kam es zu massiven Überschwemmungen, die Gebäude zerstörten, die Fischerei verunmöglichten, den Tourismus stark behinderten und auch noch das Trinkwasser verunreinigten.
Bis 2050 verschwunden
Heute sind auf Pari, das besonders exponiert ist, bereits elf Prozent der Insel unter dem Meeresspiegel verschwunden. Bis 2050 könnte die ganze Insel unter Wasser liegen. Knapp 4000 Menschen würden damit ihre Heimat verlieren.
Doch das lassen diese nicht ohne Protest über sich ergehen: Sie haben vor dem Zuger Kantonsgericht eine Klage gegen den Zementkonzern Holcim eingereicht: Sie argumentieren, dass die durch den Klimawandel verursachten Überschwemmungen die Lebensgrundlage der Insel-Bewohner bedrohen. Der Konzern soll gemäss Klage Schadenersatz zahlen, seine CO2-Emissionen deutlich reduzieren und sich an Anpassungsmassnahmen beteiligen.
Gericht lässt Klage zu
Das Gericht hat die Klage, eine Schweizer Premiere, zugelassen. Das Gericht habe anerkannt, dass die Klagenden als vom Klimawandel existenziell Betroffene Rechtsschutz verdienen, teilte das Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (HEKS) am Montag mit.
Holcim will Berufung einlegen, wie das Unternehmen mitteilte. Es lehnte die Forderungen der Klägerinnen und Kläger schon im September bei der Anhörung ab und argumentierte, diese seien vom Klimawandel ebenso betroffen wie die gesamte Weltbevölkerung. Von einem konkreten schützenswerten Interesse könne keine Rede sein. Holcim sei fest entschlossen, bis 2050 Netto-Null zu erreichen. (sda/bk)