Buchtipp: Erster Bestimmunsgführer zu den Moosarten der Schweiz

Quelle: Ariel Bergamini / WSL
Die Kapseln des Brandstellen-Drehmooses sind zunächst grün und verfärben sich dann Braun.
In der Schweiz wachsen 1225 verschiedene Moosarten. Darunter ist beispielsweise das Tarnlebermoos (Mannia fragrans), das nach Zedernöl duftet. Oder das Brandstellen-Drehmoos (Funaria hygrometrica), das sich bevorzugt dort ansiedelt, wo es einmal gebrannt hat: Im Wald findet man daher oft Kreise davon an ehemaligen Lagerfeuerplätzen. Solchen Pflanzen widmet sich der «Moose der Schweiz». Insgesamt versammelt der erste Moos-Bestimmungsführer der Schweiz 170 Artenporträts, in denen jeweils auf Charakteristik, Lebensraum respektive Ökologie und ähnliche Arten eingegangen wird. Ergänzt werden die kurzen informativen Texte mit Fotos, Grafiken und einer Karte zur Verbreitung der jeweiligen Art.
Einer der Mitherausgeber ist Ariel Bergamini, Naturschutzbiologe bei der WSL. Moose faszinieren den Wissenschaftler schon länger: Als er während seines Biologiestudiums in der Freizeit begann, Moose unter dem Mikroskop zu untersuchen, packte ihn das Moosfieber wie auf der Website der WSL zu erfahren ist. «Am Anfang sah für mich jede Art gleich aus», erinnert sich Bergamini. «Moose zu bestimmen, erfordert viel Geduld, denn man muss genau hinschauen, um die Unterschiede zu erkennen.» Nach dem Studium befasste sich Bergamini während 20 Jahren mit Moosforschung und engagierte sich für den nationalen und internationalen Schutz der Moose. Das dabei gewonnene Wissen hat er nun in den ersten Bestimmungsführer für Moose in der Schweiz einfliessen lassen.
Vor der Haustüre Moose entdecken

Quelle: Hermann Schachner , eigenes Werk, CC0
Das Gewöhnliche Kriechmoos (Amblystegium Serpens) ist eine der häufigsten Moosarten.
Mit dem Band wollen Bergamini und seine Kolleginnen und Kollegen dazu inspirieren, auf Moos-Entdeckungstour zu gehen. «Das Gute an den Moosen ist ja, dass sie zu jeder Jahreszeit fast überall anzutreffen sind. Auch in normalen Hausgärten kann schon man über 40 Moosarten finden», sagt Bergamini. Zumal die winzigen Pflänzchen an den unterschiedlichsten Orten und auch direkt vor der Haustüre angetroffen werden können. Das trifft vor allem auf das Gewöhnliche Kriechmoos (Amblystegium Serpens) zu, dass besonders in Siedlungsgebieten strark verbreitet ist, in Form von einem leuchtend grünen Teppich kann es sich auf dem Asphalt ausbreiten, an Fassaden oder auf Ziegeln.
Sie grünen nicht nur beinahe überall, sondern sie dienen mit ihren dicht stehenden Sprösschen auch vielen kleinen Tieren und Mikroorganismen als Lebensraum. Und Moose überstehen auch ein harsches Umfeld: Weil sie Wasser und Nährstoffe über die gesamte Oberfläche aufnehmen, sie sind sie tolerant gegenüber Austrocknung und hervorragende Wassserspeicher. Auf diese Weise beeinflussen sie den Wasserhaushalt eines Ökosystems und können unterliegende Böden vor dem Austrocknen bewahren. «Forschende haben Exemplare des Land-Schraubenmooses (Syntrichia ruralis) entdeckt, die 20 Jahre trocken in einem Schrank lagen. Nach dem Befeuchten konnten sie sich vollständig regenerieren», erzählt Bergamini. (mai/mgt)
Moose der Schweiz
Hrsg.
Ariel Bergamini, Ann-Michelle Hartwig, Heike Hofmann, Markus K. Meier,
Norbert Schnyder; Haupt Verlag; Zirka 1200 Fotos und 400 Karten; 432
Seiten; brochiert; 432 Seiten; ISBN 978-3-258-08301-8; 49 Franken 90
Was sind Moose?
Moose gehören zu den ältesten Landpflanzen der Erde. Sie enstanden vor ungefähr 500 Millionen Jahren aus dem gemeinsamen Vorfahren aller Landpflanzen zwei Gruppen: die Gefässpflanzen, also Pflanzen mit innerem Transportsystem für Wasser und Nährstoffe, und die Moose. Moose sind damit weder Flechten noch Algen, sondern eine eigenständige Pflanzengruppe. Sie können Wasser und Nährstoffe über die ganze Oberfläche aufnehmen und werden selten grösser als einige Millimeter bis Zentimeter. Das grösste Moos der Welt ist das Dawsonia-Moos, das unter anderem in Australien und Neuseeland vorkommt und bis zu 60 Zentimeter hoch wird.
Statt mit echten Wurzeln verankern sich Moose mit einfach aufgebauten Zellfäden (Rhizoiden) auf Oberflächen. Der grundlegendste Unterschied von Moosen zu anderen Pflanzen ist jedoch ihre Fortpflanzung: Moose pflanzen sich nicht mit Samen, sondern mit windverbreiteten Sporen fort. Schätzungen zufolge gibt es weltweit ungefähr 20'000 verschiedene Moosarten, wovon 1800 in Europa und 1125 in der Schweiz vorkommen. (mgt)