BIP Schweiz: Starkes Wachstum im Startquartal
Die Schweizer Wirtschaft dürfte im Startquartal überraschend stark gewachsen sein. Laut einer Schnellschätzung des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco legte das Bruttoinlandprodukt zum Vorquartal um 0,7% zu.

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Das Konsumverhalten der Schweizer Bevölkerung dürfte der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal zusätzlich Auftrieb verliehen haben. Unklar bleibt jedoch die Rolle von Vorzieheffekten bei den Exporten.
Auf bereinigter Basis legte das Bruttoinlandprodukt (BIP) zwischen Januar und März 2025 zum Vorquartal um 0,7 Prozent zu. Dies sei ein überdurchschnittlicher Wert, wie das Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) aufgrund einer Schnellschätzung heute mitteilte. Zum Wachstum habe insbesondere der Dienstleistungssektor beigetragen. Aber auch die Industrie sei in der Summe gewachsen. Wie verschiedene Daten zuletzt zeigten, floriert dabei vor allem die Pharmaindustrie, während etwa die Maschinenindustrie mehr Mühe hat.
Klar über den Prognosen
Für viele Ökonominnen und Ökonomen ist das Wachstum im ersten Quartal überraschend stark ausgefallen. Sie hatten im Vorfeld in einer Umfrage der Nachrichtenagentur AWP lediglich mit +0,2 bis +0,5 Prozent gerechnet. Im vierten Quartal hatte das BIP um 0,5 Prozent zugelegt. Laut Felicitas Kemeny, Leiterin des Ressorts Konjunktur beim Seco, kann allerdings nicht von einer wirklichen Überraschung gesprochen werden. Verschiedene Datenquellen hätten einen guten Jahresstart erwarten lassen. Dazu zähle etwa der wöchentlich publizierte Indikator zur Wirtschaftsaktivität. Aber auch die Aussenhandelszahlen hätten insbesondere im März einen eigentlichen Exportschub gezeigt.
Einfluss von Vorzieheffekte unklar
Eine offene Frage ist allerdings, inwieweit dieser Exportboom von Vorzieheffekten angetrieben wurde. Laut Ökonomen dürfte es solche wegen der Zollandrohungen durch US-Präsident Donald Trump gegeben haben. Firmen könnten also das noch tiefere Zollumfeld im Startquartal genutzt haben. Der «Liberation Day» fand dann zu Beginn des zweiten Quartals statt. «Die Q1-Wachstumswerte sind ein Blick in den Rückspiegel», wie Kemeny gegenüber AWP betont. Sie dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nun bremsende Effekte gebe. Diese zeigten sich inzwischen auch in verschiedenen Konjunkturindikatoren.
Demnach dürfte fraglich sein, ob es im gleichen Stil weitergeht. Die meisten Ökonomen gehen für das laufende Jahr von einem unterdurchschnittlichen Wachstum aus. So wird das bereinigte Wachstum von vielen auf rund 1 Prozent geschätzt. Als durchschnittlicher Wert gilt ein Wert im Bereich von 1,5 bis 2,0 Prozent. Denn Schweizer Firmen machen sich wegen Trump und seinen Zöllen zunehmend Sorgen, wie aus einer kürzlich veröffentlichten Umfrage der Grossbank UBS hervorgeht. Und die meisten Auguren gehen davon aus, dass das neue Zollumfeld und die von Trump verursachte Unsicherheit zu einer deutlichen Abkühlung der Weltwirtschaft führen werden.
Die aktuellen Daten zum ersten Quartal basieren auf einer Schnellschätzung des Seco. Noch unvollständig verfügbare Grunddaten werden dabei mit prognostizierten Werten ergänzt. Die offizielle Schätzung zum ersten Quartal wird voraussichtlich Anfang Juni veröffentlicht.
Höherer Konsum trotz Unsicherheiten
Der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal zusätzlich einen positiven Drall verpasst haben dürfte der Konsum, der wichtigsten Komponente der Wirtschaftsleistung. Denn trotz sich verstärkender konjunktureller Unsicherheiten bleibt die Schweizer Bevölkerung in Konsumlaune. Die Ängste um eine wirtschaftliche Abkühlung widerspiegeln laut Daten der Postfinance bisher nicht das tatsächliche Konsumverhalten. Demnach stieg der von Postfinance erhobene Konsumindikator im April wie schon im März im Jahresvergleich um 1,5 Prozent an, nachdem sich bereits in den Monaten Januar (+1,2%) und Februar (+1,1%) ein deutliches Plus gegeben hatte. (awp sda/sts)