16:09 VERSCHIEDENES

Archäologie: Grossformatiges Relief in Ninive entdeckt

Teaserbild-Quelle: Austen Henry Layard, British Museum, Gemeinfrei

Vor beinahe 3000 Jahren war Ninive die Hauptstadt des assyrischen Reiches. In ihren Ruinen sind haben Archäologen der Universität vor kurzem auf ein grossformatigen Reliefs gestossen.

Assyrische Paläste (Illustration)

Quelle: Austen Henry Layard, British Museum, Gemeinfrei

So stellte man sich im 19. Jahrhundert assyrische Paläste vor. Illustration nach einer Skizze von James Fergusson (1808–1886), britischer Architekturhistoriker, Architekt und Schriftsteller.

Die Geschichte Ninives reicht weit zurück. Laut archäologischen Ausgrabungen finden sich auf dem Grund der einstigen Hauptstadt des assyrischen Reiches rund 8000 Jahre alte Siedlungsspuren. Heute erzählen lediglich ihre Ruinen – sie liegen mittlerweile im Stadtgebiet von Mossul – von der reichen Vergangenheit der antiken Metropole. Ihre Mauern haben immer wieder die Neugier von Geschichtsinteressierten geweckt: So hatten britische Forscher bereits Ende des 19. Jahrhunderts den Nordpalast der antiken Stätte untersucht und dabei grossformatige, spektatkuläre Reliefs entdeckt, die heute im British Museum in London ausgestellt sind. 

2018 startete die Universität Heidelberg das Niniveprojekt und führt in dessen Rahmen Ausgrabungen durch. Seit rund drei Jahren untersucht das Team die Überreste auf dem Kuyunjik-Hügel, der sich im Kernbereich des von König Aussurbanipal errichteten Nordpalastes befindet. Aussurbanipal gilt als letzter grosser Herrscher des assyrischen Reichs. Vor kurzem machten Archäologen eine spektakuläre Entdeckung: Im Thronsaal des Nordpalasts entdeckten sie grosse Teile eines monumentalen Reliefs aus dem siebten Jahrhundert vor Christus, es zeigt den Herrscher des assyrischen Reiches in Begleitung zweier Gottheiten sowie weiterer Figuren. Wie die Universität mitteilt, hatte man das Relief einst auf einer zirka zwölf Tonnen schweren Steinplatte von fünfeinhalb Metern Länge und drei Metern Höhe angebracht. 

König Assurbanipal, Gott Assur und Göttin Ištar

Rekonstruktion des Reliefs

Quelle: Michael Rummel

3D-Modell des Reliefs: Die Fundstücke sind dunkelgrau markiert, der hellgraue Teil stellt eine Rekonstruktion dar.

Der Fund ist laut Medienmitteilung für die Wissenschaftler nicht nur wegen seiner Grösse aussergewöhnlich, sondern auch was das Sujet anbelangt. «Unter den zahlreichen Reliefdarstellungen assyrischer Paläste, die uns bekannt sind, gibt es keine Darstellung der grossen Gottheiten»,  sagt Ausgrabungsleiter Aaron Schmitt vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie der Universität Heidelberg. 

Im Zentrum des Relief ist König Assurbanipal zu sehen, flankiert vom Gott Assur und von Ištar, der Stadtgöttin Ninives. Daneben findet sich ein Fisch-Schutzgeist, der den Göttern und dem Herrscher Heil und Leben spendet. Bei der Stützfigur mit den erhobenen Armen dürfte es sich laut den Wissenschaftlern vermutlich um einen sogenannten Skorpionmenschen handeln. Schmitt erklärt dazu: «Diese Figuren lassen darauf schließen, dass ursprünglich über dem Relief eine riesige geflügelte Sonnenscheibe angebracht war.» 

Reliefbruchstücke in einer mit Erde gefüllten Grube entdeckt

Laut Schmitt hat das Relief ursprünglich in einer Wandnische gegenüber des Haupteingangs zum Thronsaal gestanden, am wichtigsten Ort des Palasts. Die Bruchstücke entdeckte das Team in einer mit Erde gefüllten Grube hinter besagter Nische. Sie sei vermutlich in hellenistischer Zeit -  im dritten oder zweiten Jahrhundert vor Christus - angelegt worden, heisst es in der Medienmitteilung.   Die Tatsache, dass die Fragmente vergraben gewesen sind, dürfte laut Schmitt mit ein Grund dafür gewesen sein, dass die britischen Archäologen sie vor etwas mehr als hundert Jahren nicht gefunden haben. 

Wie es weiter im Communiqué der Universität heisst, ist in Absprache mit der staatlichen Antikenverwaltung des Irak (SBAH) geplant, das Relief mittelfristig wieder an der originalen Stelle zu platzieren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. (mai/mgt)

Weitere Informationen zum Ninive-Projekt auf der Website der Universität: https://ninive.uni-heidelberg.de/history_de.html

Fragment des entdeckten Reliefs.

Quelle: Aaron Schmitt

Fragment des entdeckten Reliefs.

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