13:44 SWISSBAU

Lehrgerüst der Salginatobelbrücke: vergängliches Meisterwerk

Teaserbild-Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Unbekannt / Hs_1085-1929-30-1-37 / Public Domain Mark

Sie ist eine Ikone der Ingenieurkunst: die Salginatobelbrücke aus der Feder von Robert Maillart. Ihr kühnes Design war auch dank einem anderen Meister möglich, dem Gerüstbauer Richard Coray.

Salginatobelbrücke.

Quelle: Хрюша, eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Wikimedia

Wäre ohne Richard Coray kaum möglich gewesen: die Salginatobelbrücke.

Wer vor hundert Jahren nach Schuders im Prättigau wollte, konnte das Dorf nur über einen Saumpfad erreichen. Eine Strasse und vor allem eine Brücke sollten dies ändern: 1928 schrieb das kantonale Bauamt einen Wettbewerb für eine Querung über das Salginatobel aus. Den Zuschlag erhielt die Florian Prader & Cie, sie hatte eine filigrane Stahlbetonkonstruktion aus der Feder von Robert Maillart zu einem Preis von 135‘000 Franken vorgeschlagen und damit das günstigste Angebot gemacht. Einer der Gründe für den tiefen Preis dürfte der äusserst sparsame Einsatz des Baumaterials gewesen sein, denn Stahlbeton war damals teuer.

Der Entscheid sollte sich nicht nur finanziell lohnen. Heute gilt die Salginatobelbrücke als ingenieurtechnischer Geniestreich, angehende Bauingenieure kommen an ihr nicht vorbei. Allerdings wäre das kühne Bauwerk ohne einen anderen Meister nicht möglich gewesen: Richard Coray (1869-1946) lieferte das Lehrgerüst, das für die Bauarbeiten nötig war. Er erstellte das die Holzliste, half beim Montageplan und den Vermessunsgarbeiten. Insgesamt wurden 700 Kubikmeter Holz für die luftig anmutende Konstruktion verbaut. Die Arbeiten starteten 1929. Die Betonierarbeiten wurden 1930 aufgenommen. Im August 1030 konnte das Gerüst entfernt und die Brücke dem Verkehr übergeben werden.

Wie Robert Maillart ist der in Trin geborene Coray ein Meister seiner Zunft. Nachdem er gegen den Willen seiner Familie seine Kaufmannslehre abgebrochen und sich zum Zimmermann ausgebildet hatte, rundete er seine Ausbildung am Technikum Winterthur ab. Er machte sich schnell einen Namen mit Lehrgerüsten, die sich später durch ihre äusserst sparsame und filigrane Konstruktion auszeichneten.

Corays erstes grosses Projekt war das Lehrgerüst im Versamer Tobel. Später kamen etwa Gerüste für das Wiesener Viadukt der Rhäthischen Bahn hinzu oder etwas das beinahe wie ein Spinnennetz anmutende Gerüst für das Langwieser Viadukt, eine weitere Meisterleistung war das Sitterviadukt. Allerdings war er auch nicht nur in der Schweiz tätig, unter anderem wirkte er auch am Bau von zehn Brücken der Linie der Bagdadbahn mit, sie verband einst das türkische Konya mit Bagdad, daneben schuf Coray auch das Lehrgerüst für die Tarabrücke im heutigen Montenegro. (mai)

Internettipp: Informationen zur Konstruktion des Lehrgerüsts der Salginatobelbrücke auf www.proholz.at

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