Studie: In der Freizeit komplett abschalten hilft im Job
Auch wer viel Motivation und Begeisterung für seine Arbeit mitbringt, sollte nach Feierabend abschalten, anstatt über das Geschäft nachzudenken: Derartiges Verhalten sorgt für weniger Zufriedenheit mit Job und dem eigenen Leben. Dies zeigt eine deutsche Studie.

Quelle: Jonathan Cooper, Unsplash
Lesen und in eine andere Welt abdriften, die nichts mit der Arbeit zu tun hat: Wer sich von der Arbeit in der Freizeit distanzieren kann, ist zufriedener mit seiner Stelle. Dies geht aus der Studie hervor.
Ist man zufrieden mit seinem Job, liebt man seine Arbeit und ist mit viel Motivation bei der Sache, dann checkt man nach Feierabend auch noch Geschäftsmails, brütet über Projekten und ist auch in der Freizeit für Vorgesetzte und Kollegen telefonisch erreichbar. Doch ist dem tatsächlich so? Nein, so das Fazit einer Studie von Mehrzad Baktash von der Universität Trier und Lisa Pütz von der RWTH Aachen. Solches Verhalten lässt laut ihrer Untersuchung die Zufriedenheit mit der Arbeit stark abnehmen: Wer hingegen richtig abschalte, empfinde seltener Traurigkeit, Wut oder Sorgen und sei häufiger glücklich.
Für ihre Studie werteten Pütz und Baktash Daten des deutschen sozio-ökonomischen Panels von vor und während der Corona-Pandemie aus. In dieser Wiederholungsbefragung geben seit 1984 bis zu 30.000 Menschen etwa Auskunft zu Einkommen, Wohnsituation, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit.
Macht räumliche Distanz zur Arbeit zufriedener?
«Wir konnten feststellen, dass räumliche und psychologische Distanz zur Arbeit zu 5 bis 6 Prozent weniger Traurigkeit, Wut und Sorgen führt», erklärt Baktash. Neben diesen sogenannten «affektiven» Kriterien des Wohlbefindens analysierten die beiden auch sogenannte kognitive Aspekte, das heisst Zufriedenheit mit Gesundheit, Schlaf, Freizeit, Familienleben und eben Arbeit. Auch hier stellten sie eine zwei bis sechs Prozent höhere Zufriedenheit durch echtes Abschalten vom Berufsalltag fest. Auch wenn laut Baktash und Pütz auf den ersten Blick sechs Prozent nicht nach viel aussehen mögen, führt beispielsweise eine Jobunsicherheit zu einem vergleichbaren Anstieg der negativen Gefühle und lässt die Zufriedenheit in den erwähnten Lebensbereichen sinken.
Angesichts seiner Studienergebnisse empfiehlt das Duo, bisherige Verhaltensweisen zu überdenken. Denn oft sei es so, dass Arbeitgeber die ständige Verfügbarkeit noch belohnen. Wer langfristig glückliche Angestellte möchte, sollte aber das Gegenteil honorieren. Allerdings wollen die beiden dem Thema noch vertiefter auf den Grund gehen. «Weitere Forschung ist nötig, um festzustellen, ob ausserhalb Deutschlands dieselben Phänomene festzustellen sind», sagen sie. Ausserdem habe man noch keine Daten für die Zeit nach der Pandemie auswerten können. (mai/mgt)
Hier geht es zur Studie: https://link.springer.com