14:48 MANAGEMENT

Homeoffice in der Schweiz: Chancen und Risiken der Digitalisierung

Teaserbild-Quelle: Tina Witherspoon, Unsplash

Während des Lockdowns stellten zwei Drittel der Schweizer KMU auf Homeoffice um: Arbeiteten anfangs Jahr im Schnitt noch rund 10 Prozent zu Hause, waren es im Lockdown vier Mal mehr. Allerdings unterschätzen KMU Cyberrisiken. Dies zeigt eine unter anderem von Digitalswitzerland in Auftrag gegebene Umfrage.

Homeoffice

Quelle: Tina Witherspoon, Unsplash

Viele, die während des Lockdown im Homeoffice gearbeitet haben, arbeiten noch immer von Zuhause aus.

Mit dem Ende des Lockdowns gingen die Zahlen wieder zurück. Allerdings: Mit 16% der Beschäftigten im Homeoffice hat sich der Anteil im Vergleich zum Jahresbeginn aber um 60% erhöht. Während Schweizer KMU Flexibilität bewiesen, unterschätzten viele Firmen die mit Homeoffice und Digitalisierung verbundenen Risiken – obwohl rund ein Viertel der Schweizer KMU schon einmal Opfer eines folgenschweren Cyberangriffs geworden ist.

Dies ist eine der Erkenntnisse aus einer Umfrage zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Digitalisierung, die Digitalswitzerland zusammen mit der Mobiliar, dem Nationalen Zentrum für Cybersicherheit (NSCS), der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) beim Markt- und Sozialforschungsinstitut „gfs-zürich“ in Auftrag gegeben hat.  Die Umfrage lief von August bis Oktober, insgesamt haben 503 CEOs von kleinen Unternehmen (4 bis 49 Mitarbeitende) in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz Auskunft gegeben.

Die Schweizer KMU schöpften während des Lockdowns das Homeoffice-Potenzial aus, der Trend hält laut Digitalswitzerlannd an. Für ein Drittel sei Homeoffice während des Lockdowns aufgrund der ortsgebundenen Arbeit keine Option gewesen, die restlichen zwei Drittel habe  Arbeitsplätze dank moderner Infrastruktur ohne nennenswerte Probleme ins Homeoffice verlegen können. Wie die Umfrage zeigt, hat sich Homeoffice in vielen KMU etabliert: Der Anteil der Angestellten, die von zuhause aus arbeiteten, sei mit 16% ganze 60% höher als vor dem Lockdown, teilt Digitalswitzerland dazu mit.

Videokonferenzen und der Risikofaktor Mensch

Online-Konferenztools sind auf dem Vormarsch, auch das zeigte die Umfrage. Nach E-Mail und Telefon läuft die Kommunikation in KMU am häufigsten über private Kommunikationskanäle wie WhatsApp oder andere Messengerdienste. Mit dem Lockdown sind vor allem Online-Konferenztools wichtiger geworden: Der Anteil virtueller Sitzungen hat sich von 9 Prozent auf 20 erhöht, und sich dami mehr als verdoppelt.

Ein Viertel der Schweizer KMU war schon Opfer eines folgenschweren Cyberangriffs: Von den schweizweit rund 38'250 angegriffenen KMU erlitt rund ein Drittel (12’930 KMU) einen finanziellen Schaden davon, jeder zehnte Angriff hatte entweder einen Reputationsschaden oder den Verlust von Kundendaten oder aber gleich beides zur Folge. Dennoch werden präventive Massnahmen laut Digitalswitzerland zu selten ergriffen: Trotz der häufiger Cyberattacken habe nur jedes zweite KMU einen Notfallplan für die Sicherstellung der Geschäftsfortführung. Rund zwei Drittel führe weder regelmässige Mitarbeiterschulungen durch, noch hätten sie ein Sicherheitskonzept im Unternehmen implementiert.

Tabelle

Quelle: Digitalswitzerland

In der Bau- und Immobilienbranche konten immerhin 10 Prozent der Mitarbeiter der befragten Unternehmen im Home Office arbeiten, zum Teil zu Hause arbeiten konnten 63 Prozent. Für eine grössere Ansicht zwei Mal auf das Bild klicken.

Der Risikofaktor in Sachen Cybersicherheit ist der Mensch: Laut der Umfrage gab nur knapp die Hälfte (47%) der CEOs an, über sicherheitsrelevante Themen gut informiert zu sein. Noch drastischer sei  das mangelnde Bewusstsein dafür, selbst Opfer eines Cyberangriffes zu werden, schreibt die Digitalswitzerland. Nur gerade 11% der Umfrageteilnehmer erachten das Risiko, durch einen Cyberangriff einen Tag ausser Gefecht gesetzt zu werden, als gross.

Mehr Investitionen in Cybersicherheit

„Es ist erfreulich zu sehen, wie fortschrittlich auch die kleineren KMU der Schweiz in Bezug auf ihre IT-Infrastruktur aufgestellt sind“, wird Florian Schütz, Delegierter des Bundes für Cybersicherheit in der Medienmitteilung zitiert. Der Lockdown habe gezeigt, wie wichtig der digitale Wandel sei, um anpassungsfähig zu bleiben. Er  merkt zudem an, dass die aktuelle Situation auch deutlich macht, wie wichtig es sei, Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Cybersicherheit in der Schweiz so zu gestalten, dass die Chancen der Digitalisierung möglichst gut genutzt werden können.

Ähnlich sieht aus auch Marc K. Peter von der FHNW. Er ist überzeugt, dass sich das Homeoffice langfristig als Bestandteil der neuen Arbeitsweltstrategie des sogenannten „Blended Working“ etablieren wird. „In vielen Jobs wird ein Mix zwischen Arbeiten im Homeoffice und im Büro zum Alltag gehören. Dabei muss aber dringend berücksichtigt werden, dass dadurch die Anforderungen an wichtige Technologie- und IT-Sicherheitsinvestitionen in Schweizer KMU steigen.“

Dass sich laut der Umfrage rund zwei Drittel der kleinen Unternehmen von externen IT-Dienstleistern unterstützen lassen zeigt gemäss Andreas W. Kaelin, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter des Dossiers Cybersecurity bei digitalswitzerland, dass es dringender Massnahmen bedarf, die es Unternehmen einfacher machen, vertrauenswürdige IT-Dienstleister zu finden. „Mit den Dienstleistern steht und fällt die Sicherheit eines Unternehmens.“ (mai/mgt)

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