12:11 KOMMUNAL

Ur-Altdorf ausgegraben

Teaserbild-Quelle: ProSpect GmbH
Ausgrabungen Altdorf

Quelle: ProSpect GmbH

Ausgrabungen Altdorf, Drohnenaufnahme

In Altdorf UR wurden beiGrabungen die Reste des ersten Siedlungsareals freigelegt: Vor über 1200 Jahren wohnten hier die ersten Ur-Urner.

Der Urner Hauptort Altdorf erhält eine neue Wohnüberbauung mit Namen «In den Gassen». Mit dem Projekt wird das Areal rund um die Villa «Winterberg» verdichtet. Baubegleitend werden auf dem Parkplatz des Gemeindehauses archäologischen Grabungen durchgeführt, über deren Ergebnisse die Justizdirektion informiert.

Freigelegt wurden Reste des ersten frühmittelalterlichen Dorfes, das sich schon vor über 1200 Jahren dort befand. Dieser Fund bestätigte die Vermutung der Experten, dass sich in Nähe der Kirche St. Martin und dem mittelalterlichen Wohnturm Winterberg das älteste Siedlungsareal von Altdorf befunden hat.

Schon 1969 legte man durch Ausgrabungen in der Pfarrkirche St. Martin Gräber und Reste der ältesten Kirche frei. Diese wurde von Siedlern im späten 7. Jahrhundert erbaut. Die nun ausgeführten Aushubarbeiten für eine Tiefgarage stiessen auf Kleinfunde wie eine kaiserzeitlichen Gewandfibel, spätrömischen Münzen und ein frühmittelalterlicher Goldanhänger.

Handwerk und Pfostenbau

Eine Besonderheit stellen Reste einer Siedlung dar, die von handwerklichen Tätigkeiten wie der Eisenverarbeitung zeugen könnten. Zudem steiss man auf eine gerade verlaufende Grubenreihe, die womöglich von einem Holzhaus stammt, einem sogenannten Pfostenbau. Hierbei waren die Wände mit in regelmässigen Abständen im Boden versenkten Pfosten erstellt, deren Zwischenräume mit Lehmfachwerk oder Bohlen ausgefüllt wurden. Eine C14-Datierung ergab, dass der Pfostenbau aus karolingischer Zeit stammt, also dem 8. oder 9. Jahrhundert.

Jahrhunderte später entstanden auf dem Areal die ersten Steinbauten, so der Wohnturm der Familie Winterberg anfangs des 14. Jahrhunderts. Daneben finden sich Bauten mit tiefen Kellern, darunter ein als Kühlkeller eingetiefter Rundbau. Hieraus schliesst man auf die Lagerung von grösseren Gütermengen.

Dieses ursprüngliche Siedlungsbild war aber nach dem Dorfbrand 1799 weitgehend verschwunden, der für Altdorf eine Zäsur darstellte. Das alte Schulhaus, das heute als Gemeindehaus dient, und das Gasthaus Tell prägen neben der Villa Winterberg das Dorfbild: allesamt Bauten aus dem 19. Jahrhundert. (SDA/bk)

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