14:10 KOMMUNAL

Pool Potentials: Damit in Berlin das Leben im Schwimmbad nicht baden geht

Teaserbild-Quelle: Mylene2401, Pixabay-Lizenz / BB

Könnte ein Freibad ausserhalb der Saison ein „Palmenparkplatz“ sein oder Obdachlosen eine Unterkunft bieten? In Berlin wird im Rahmen des Projekts „Pool Potentials“ nach Ideen für Winternutzungen der zehn städtischen Sommerbäder gesucht.

Freibad Humboldthain

Quelle: Fridolin freudenfett, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Der Gesundbrunnen im Freibad Humboldthain. Das Freibad ist eines der Bäder, dass im Winter belebt werden soll.

„Die zehn Berliner Sommerbäder liegen durchschnittlich 8,5 Monate im Jahr ungenutzt und der Öffentlichkeit unzugänglich brach“, schreiben Marina Sylla, Benjamin Meurer und Manuel Heck vom Architekturbüro Studio Genua auf der Website zu ihrem Projekt „Pool Potentials“. Das Trio will die Bäder auch ausserhalb der Schwimmsaison beleben: Über den Internetauftritt rufen die drei die Bevölkerung auf, Ideen für zusätzliche Nutzungen in den kälteren Monaten zu liefern. Dies, damit die Bäder nicht nur im Sommer sondern auch während des übrigen Jahres ein Begegnungsort für unterschiedlichste Bevölkerungsschichten sein können.

Ein paar Vorschläge sind bereits zusammengekommen. Auch wenn die Umsetzung der allermeisten Einfälle kaum möglich sein dürfte, so zeigen sie das vielfältige Potenzial der Orte auf. So sind laut einem Bericht des Newportals deutschlandfunknova.de etwa Ideen wie Open-Air-Veranstaltungen vorgeschlagen worden oder die temporäre Umnutzung der Garderoben als Künstlerateliers.

Vom Schwimmbad zur Notschlafstelle?

Derweil präsentiert poolpotentials.de Ausgefalleneres: So soll das Kreuzberger Prinzenbad im Winter als „Palmenparkplatz“ dienen. Das heisst, Pflanzenfreunde sollen in den leeren Schwimmbecken Palmen, Kakteen und andere grüne Lieblinge überwintern lassen können. Damit würden die derart begrünten Bassins zu einer Art Wintergärten, in denen man Kaffee trinken, Freunde treffen oder einfach Zeitung lesen kann.

Auch Menschen, die auf der Strasse leben, sollen von den leeren Bädern profitieren: Wie Initiant Manuel Heck gegenüber dem Newsportal nd-aktuell.de erklärt, bieten sich die Infrastrukturen mit Duschen, Umkleidekabinen und Schliessfächern im Winter als Notunterkünfte an. Heck hatte deshalb bei der Gebewo Soziale Dienste angeklopft, die Gebewo betreibt als soziale Trägerin die Kältehilfe-Einrichtungen Berlins. Geschäftsführer Robert Veltmann unterstütze das Vorhaben der Initiative berichtet das Newsportal nd-aktuell.de.

Laut Veltmann ist das Netzwerk Berliner Kältehilfe – eine Organisation, die sich um Obdachlose kümmert –  jedes Jahr auf der Suche nach geeigneten Immobilien, um den Bedarf von mehreren tausend Aufenthalts- oder Schlafplätzen decken zu können.

Wenn Sommerbauten nicht für den Winter taugen

Bei der Stadt sieht man solche sympathischen Projekte kritischer: Wegen Kosten- und anderen Problemen sind deren Realisierungschancen wohl eher gering. Die Berliner Bäderbetriebe stünden dem Vorhaben skeptisch gegenüber, berichtet nd-aktuell.de. Die Bäder seien nicht winterfest, wird Pressesprecher Matthias Oloew zitiert. Die meisten Gebäude sind gemäss Oloew reine Sommerbauten, dort seien auch keine Wasserleitungen isoliert. Zudem kann ein Pool im Winter nicht geleert werden, weil das Wasser die Kacheln, mit denen er ausgekleidet ist, vor dem Frost schützen muss.

Bei der Senatsverwaltung sieht man es laut dem Artikel ähnlich: Die Ideen von Pool Potentials seien nur schwer mit dem Versorgungsauftrag der Bäder-Betriebe vereinbar, so Senatsverwaltungssprecher Martin Pallgen.  Der Sommerbetrieb und die Nutzungen ausserhalb der Saison müssen miteinander in Einklang gebracht werden können.

Ob es aber vielleicht doch in erster Linie eine Frage der Betrachtungsweise ist? „Man muss nur umdenken“, sagt Florian Schmidt, Bezirksstadtrat Kreuzberg  in einem der auf poolpotentials.de aufgeschalteten Videostatements. „Jetzt sind zum Beispiel vielleicht Strassen und Schwimmbäder dran. Wir hatten daran niemals gedacht, was das auf einmal für ein Raumpotenzial ist.“ (mai)

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