11:00 KOMMUNAL

Je dichter, desto weniger Verkehr

Teaserbild-Quelle: raphme/Shutterstock

Innenverdichtung führt zu geringerem Verkehrsaufkommen, da sind sich die Experten einig. Damit dies von den Anwohnern und Hausbesitzern akzeptiert wird, müssen sie Vorteile für sich erkennen. Der Kanton St. Gallen geht das Problem nun auf verschiedene Arten an.

Klosterbezirk St. Gallen

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Dichte Innenstadt: Der St. Galler Klosterbezirk ist als historische Altstadt schon sehr eng bebaut. Andere St. Galler Gemeinden haben punkto Innenverdichtung noch Nachholbedarf.

Für Ulrich Seewer, Vizedirektor des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE) und Leiter des Bereichs Mobilität, Raum und Infrastruktur, ist klar, dass eine geschickte Abstimmung von Siedlungs- und Verkehrsentwicklung wesentlich dabei hilft, effizient mit der knappen Ressource Boden umzugehen und die Siedlungsentwicklung nach innen zu fördern. Gleichzeitig seien kompakte Strukturen wesentlich energieeffizienter.

Seewer verwies in seinem Referat am Forum «Siedlungs- und Verkehrsentwicklung im Einklang» im Rahmen des Energiekongresses in St. Galllen auf den hohen Anteil des Verkehrs am Energieverbrauch (36 Prozent) und die Korrelation zwischen Dichte und Verkehrsaufkommen. Nicht zuletzt aufgrund dieses Zusammenhanges müsse man die Zersiedelung stoppen.

Es gehe aber auch um die Erhaltung der Kulturlandschaft. Daher sollte die Innenentwicklung von Städten und Gemeinden gefördert werden. Dies wurde auch im Raumkonzept Schweiz unter der Strategie Zukunft Mobilität Schweiz im Fachplan Verkehr festgeschrieben.

Revision des Richtplans

Ueli Strauss-Gallmann, Leiter des Amtes für Raumentwicklung und Geoinformation sowie St. Galler Kantonsplaner schildert, wie der Kanton mit der Siedlungsentwicklung nach innen zur Erreichung der Energieziele beitragen will.

Für die Siedlungsentwicklung nach innen erfolge gegenwärtig eine Gesamtüberarbeitung des kantonalen Richtplans. Im Teil «Siedlung» werden neu das Siedlungsgebiet, die Bauzonendimensionierung, die Siedlungsentwicklung nach innen, die Abstimmung zwischen Siedlung und Verkehr sowie die Arbeitszonenbewirtschaftung geregelt. Im Interesse einer Siedlungsentwicklung nach innen legt die Strategie des Kantons St. Gallen eine Begrenzung der weiteren Siedlungsausdehnung und Reduktion des Bauzonenzuwachses durch das Ausnutzen des Innenentwicklungspotenzials fest.

Die Förderung von individuellen, ortsbezogenen Lösungen von hoher baulicher und gestalterischer Qualität und von hoher Aussenraum- und Freiraumqualität sind weitere Schwerpunkte der kantonalen Strategie, wie auch die Förderung von integrierten Arbeits-, Dienstleistungs- und Wohnstandorten.

Neu: verwaltungsrechtliche Verträge

Die Gemeinden legen in den kommunalen Richtplänen innerhalb von vier Jahren diejenigen Gebiete fest, welche sich für die innere Verdichtung eignen. Städtebauliche Kriterien, die Anliegen des Ortsbildschutzes, die Freiraumqualität sowie sozialräumliche Überlegungen würden einbezogen. Die Eignung für die Nutzungen sind ebenso zu klären wie der Umgang mit Baulandhortung und Baulandaktivierung.

Das neue Planungs- und Baugesetz (PBG) umfasst alle für das Bauen im Kanton St. Gallen massgebenden Regelungen. Diese werden in der zugehörigen Verordnung durch Detailbestimmungen und technische Regelungen konkretisiert. Die Gemeinden müssen daher in den nächsten zehn Jahren auch eine Totalrevision ihrer Nutzungsplanungen bewältigen.

Als neues Instrument stünden «verwaltungsrechtliche Verträge» zur Verfügung. Diese bieten dem Investor bei der Innenverdichtung mehr Freiheiten, wenn er entsprechende Prioritäten der Kommune beachtet. Eigentumsbeschränkungen aus diesen Verträgen werden im Grundbuch vermerkt. Man müsse dabei Interessen abwägen. Wenn der Investor in einer frühen Planungsphase komme und die kommunale und kantonale Prioritätensetzung abkläre, könne man in vielen Aspekten entgegenkommen.

Strauss-Gallmann verweist auf eine Vielzahl neuer Regelungen und Vorschriften. Mit einer frühzeitigen Abklärung seien Win-Win-Lösungen realisierbar, betont der Kantonsplaner.
Er rechne damit, dass in den kommenden Jahrzehnten viele Siedlungen erneuert würden. Dabei würden auch neue Mobilitätsformen eingeplant, etwa Car-Sharing-Plätze und Bikestationen. Dass man dabei kompakter und energieeffizienter bauen werde, sei das Gebot der Stunde.

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